2. Adventsonntag
6. 12. 2015
Lk 3, 1-6
1Es war im fünfzehnten
Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Statthalter von
Judäa, Herodes Tetrarch von Galiläa, sein Bruder Philippus Tetrarch von Ituräa
und Trachonitis, Lysanias Tetrarch von Abilene;
2Hohepriester waren
Hannas und Kajaphas. Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den
Sohn des Zacharias.
3Und er zog in die
Gegend am Jordan und verkündigte dort überall Umkehr und Taufe zur Vergebung
der Sünden.
4 (So erfüllte sich,)
was im Buch der Reden des Propheten Jesaja steht: Eine Stimme ruft in der
Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!
5Jede Schlucht soll aufgefüllt
werden, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden,
was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden.
6Und alle Menschen
werden das Heil sehen, das von Gott kommt.
Gedanken zum Evangelium
Die Persönlichkeit des Johannes
begleitet die Christen durch den Advent. Lukas stellt seinen Bericht, wie dies
auch die Propheten des alten Bundes zu tun pflegten, in das Geschehen der
Weltgeschichte hinein. Die politische Situation des Römischen Reiches und der
Provinz mit den entsprechenden Herrschern wird angeführt.
Johannes ist wie Jesus eine
geschichtliche Persönlichkeit.
Es geht beim Lukasevangelium
nicht um erfundene Mythen oder philosophische Erwägungen, sondern um den
Bericht über reale Menschen, die zu bestimmten Zeiten gelebt und gewirkt haben.
Er gibt eine genaue Zeitangabe über Kaiser Tiberius, Pontius Pilatus, die
Hohepriester und die Teilherrscher im Gebiet Palästinas.
Der Bericht des Lukas will den
Lesern, also auch uns, sagen, dass sich die Ereignisse um Jesus zu einer ganz bestimmten
Zeit abgespielt haben. Unser christlicher Glaube hat einen geschichtlich
nachvollziehbaren Ursprung.
Johannes, der Sohn des Zacharias und der Elisabeth, ein Verwandter
Jesu, wirkt als Prophet am Jordan.
Das Wort Gottes ergeht an ihn.
Es ergeht auch an uns. Christen
sollten jeden Tag, besonders im Advent, bemüht sein, auf dieses Wort zu hören,
die Wegweisung Gottes wahrzunehmen und ihr zu folgen.
Johannes predigt Umkehr und
die Taufe zur Vergebung der Sünden.
Wir werden von Heilsangboten
überschwemmt. Man hört heute mit Inbrunst auf die Gesundheitspropheten.
Materielle Entrümpelung wird propagiert.
In christlichen Gemeinden sollte
im Advent der lebenswichtige Ruf zur inneren Umkehr gehört werden. Das
Sakrament der Umkehr gerät in Vergessenheit. Menschen, die sich jahrelang nicht
um Gott und ihren Glauben gekümmert haben, meinen, sie hätten keine Sünden und
gehen bei einem Gottesdienst, den sie zufällig mitfeiern, ungeniert zur
heiligen Kommunion. Viele haben sich abgewöhnt, ihr Gewissen zu prüfen. Die
Aufforderung zur Umkehr finden sie fast beleidigend, da sie ja doch so
großartig seien.
Christen sollten immer umkehren,
sich erneuern lassen, neue Wege beschreiten, Vergebung und Heilung suchen.
Damit geht Glaubensfreude Hand in Hand.
Johannes wird mit den Worten der
alten Propheten vorgestellt. Er ruft wie diese auf, den Weg Gottes zu den
Menschen zu ebnen.
Ist es uns ein Adventanliegen,
dass wir den Weg zu Gott finden und dass er in unsere Mitte, in unsere
Familien, in unsere Gottesdienste kommt, dass wir mit ihm Gemeinschaft feiern
dürfen?
Das Ziel unseres Bemühens, dem
Wort Gottes entsprechend zu leben, ist das Heil, das uns von Gott her zukommt.
Im großen Angebot von Heil und
Heilung vergessen auch die Christen manchmal, dass sie zu einem größeren Heil
berufen sind, das nur Gott geben kann.
Wir sollten uns darauf besinnen, wozu wir letztlich berufen wurden, und
diesen Weg mit Gott neu beschreiten. Adventfreude am christlichen Leben kann
neu aufbrechen. (merli@utanet.at)