Montag, 16. Mai 2016



9. Sonntag im Jahreskreis

29. 5. 2016
Lk 7, 1-10
1Als Jesus diese Rede vor dem Volk beendet hatte, ging er nach Kafarnaum hinein.
2Ein Hauptmann hatte einen Diener, der todkrank war und den er sehr schätzte.
3Als der Hauptmann von Jesus hörte, schickte er einige von den jüdischen Ältesten zu ihm mit der Bitte, zu kommen und seinen Diener zu retten.
4Sie gingen zu Jesus und baten ihn inständig. Sie sagten: Er verdient es, dass du seine Bitte erfüllst;
5denn er liebt unser Volk und hat uns die Synagoge gebaut.
6Da ging Jesus mit ihnen. Als er nicht mehr weit von dem Haus entfernt war, schickte der Hauptmann Freunde und ließ ihm sagen: Herr, bemüh dich nicht! Denn ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst.
7Deshalb habe ich mich auch nicht für würdig gehalten, selbst zu dir zu kommen. Sprich nur ein Wort, dann muss mein Diener gesund werden.
8Auch ich muss Befehlen gehorchen, und ich habe selber Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es.
9Jesus war erstaunt über ihn, als er das hörte. Und er wandte sich um und sagte zu den Leuten, die ihm folgten: Ich sage euch: Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden.
10Und als die Männer, die der Hauptmann geschickt hatte, in das Haus zurückkehrten, stellten sie fest, dass der Diener gesund war.
Gedanken zum Evangelium

Nachdem Jesus in der Feldrede alles gesagt hatte, begab er sich in seine Stadt Kafarnaum, in der er schon wiederholt gepredigt und Heilungen vorgenommen hatte. Der Hauptmann, vielleicht ein römischer Centurio oder ein Verwaltungsbeamter, ersucht ihn um Heilung seines Dieners. Schauen wir heute auf diese sympathische Persönlichkeit.

Die Sorge um seinen Diener
In einer Zeit der Sklavenhaltung ist eine solche Beziehung zum Diener auffällig. Er wird damit Vorbild für die Leser des Lukasevangeliums.
Christen werden angeregt, ihr Verhältnis zu den Mitmenschen, insbesonders zu den Untergebenen zu überprüfen. Bei einer solchen Gesinnung der Arbeitgeber hätte sich zum Beispiel jeder Klassenkampf erübrigt. Die Gewerkschaften könnten ihre Vorschläge zur Verbesserung der Lebensverhältnisse arbeitender Menschen vorbringen und würden sie mit den Anliegen der Arbeitgeber koordinieren. Es gäbe keine Streiks, sondern ein freundschaftliches Klima der Zusammenarbeit aller. Dies würde auch die Sorge um die Gesundheit einbeziehen. In manchen Betrieben finden sich diese christlichen Zustände der gegenseitigen Rücksichtnahme und Förderung. Diese Haltung würde sich in vielen Bereichen des täglichen Lebens positiv auswirken.

Die Sorge um die Ausübung der Religion
Obwohl offenbar selbst Heide, achtet der „Hauptmann“ den Glauben seiner Mitmenschen und unterstützt ihre Religionsausübung. Auch dies zeigt seine tolerante Gesinnung und die Achtung vor der Überzeugung anderer.
Christen haben nicht immer Andersdenkende geachtet. Es gab Missachtung von Überzeugungen und Verfolgung von „Irrlehrern“, wobei man sich nicht auf Jesus berufen konnte. Die Gewissensfreiheit musste sich erst mühsam durchsetzen. Wir sind berufen, Vorkämpfer für die Freiheit des Gewissens zu sein und sollten an vorderster Front für Menschen mit ehrlicher Überzeugung kämpfen.

Die Demut des „Hauptmanns“
Es ist wohltuend, wie bescheiden der Mann auftritt, wie er bittet und sich dann sogar für unwürdig hält, Jesus zu empfangen.
Christliche Aufgeblasenheit stößt nicht selten ab. Diese kann bei Mitarbeitern in einer Pfarre, bei sogenannten „Berufskatholiken“ ebenso zu finden sein wie bei den Amtsträgern, die sich so ungemein weise und überlegen vorkommen, weil ihnen eine höhere Bildung geschenkt ist oder weil sie Machtpositionen erklommen haben. Umso mehr sind geistig Hochstehende und Amtsinhaber, die ihre Mitmenschen voll Respekt behandeln und ihre Würde achten, eine wahre Wohltat.

Sprich nur ein Wort!
Der Glaube des Mannes ist bewundernswert, sein Vertrauen übertrifft das vieler Juden. Er bezeichnet Jesus mit dem Wort „Herr“, griechisch kyrios, was göttliche Vollmacht andeutet. Auch heute gibt es viele halbherzig Glaubende. In charismatischen Gebetsgruppen finden wir zunehmend wieder dieses vertrauensvolle Gebet, mit dem sie für Glaubensschwache oder Kranke eintreten. Wir könnten angesichts dieses Evangeliums unseren Glauben erneuern und uns im Gebet wieder mit mehr Vertrauen an Gott wenden. Die Berechtigung dazu gibt uns Jesus.

Der Diener ist geheilt.
Jeder, der in der richtigen Gesinnung zu Jesus geht, kann Heilung erfahren. Das Gebet für Freunde in Not ist immer wirksam. Wenn auch die Gesundung nicht so geschieht, wie man es erwartet. Immer gereicht die Zuwendung im Gebet zum Heil. Es stärkt die Beziehungen, heilt Verletzungen, tröstet und vermehrt Zuversicht und Freude (merli@utanet.at)