Sonntag, 24. Juli 2016



19. Sonntag im Jahreskreis 

7. 8. 2016
Lk 12, 32-48
32Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben.
33Verkauft eure Habe, und gebt den Erlös den Armen! Macht euch Geldbeutel, die nicht zerreißen. Verschafft euch einen Schatz, der nicht abnimmt, droben im Himmel, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn frisst.
34Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.
35Legt euren Gürtel nicht ab, und lasst eure Lampen brennen!
36Seid wie Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der auf einer Hochzeit ist, und die ihm öffnen, sobald er kommt und anklopft.
37Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt! Amen, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen.
38Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache und findet sie wach - selig sind sie.
39Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht.
40Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.
41Da sagte Petrus: Herr, meinst du mit diesem Gleichnis nur uns oder auch all die anderen?
42Der Herr antwortete: Wer ist denn der treue und kluge Verwalter, den der Herr einsetzen wird, damit er seinem Gesinde zur rechten Zeit die Nahrung zuteilt?
43Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt!
44Wahrhaftig, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens machen.
45Wenn aber der Knecht denkt: Mein Herr kommt noch lange nicht zurück!, und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen; wenn er isst und trinkt und sich berauscht,
46dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt; und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Ungläubigen zuweisen.
47Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen.
48Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas tut, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge bekommen. Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man umso mehr verlangen.
Gedanken zum Evangelium

Wir befinden uns immer in einer existentiellen Unsicherheit. Naturkatastrophen, kriegerische Auseinandersetzungen, Terroranschläge, wirtschaftliche Probleme, Bedrohungen durch Krankheit wecken Ängste. Wie sollen wir uns verhalten?

„Fürchte dich nicht, du kleine Herde!“
In Anspielung auf das kleine Volk der Israeliten, das unter dem Schutz Jahwes stand, werden auch uns von Gott Schutz und Hilfe zugesagt. In allen Bedrohungen wissen wir uns letztlich in seiner liebenden Fürsorge geborgen. Wir gehören zur Gemeinschaft Jesu und haben Anteil am Reich Gottes, das Heil und Rettung aus allen Gefährdungen bedeutet.

„Macht euch Geldbeutel, die nicht zerreißen.“
Es wird uns ein guter Weg durch die Ängste und Gefahren unseres Lebens gewiesen. Wir sollen nicht auf unsere Besitzungen bauen, sondern die Armen an ihnen teilnehmen lassen. Das sind die Schätze, die nicht bedeutungslos verderben und weggenommen werden können.

„...lasst eure Lampen brennen.“
Der Christ lebt immer mit einem Blick zum Himmel, lehnt sich an den an, der ihm angstbefreites Leben verheißt und schenkt. Er hängt sein Herz nicht im Übermaß an Vergängliches. Er ist in Erwartung auf das größte und entscheidendste Ereignis seines Lebens. Man könnte fragen: sieht man uns Christen diese Einstellung an oder leben wir gedanken- und beinahe glaubenslos in den Tag hinein? Brennen unsere Lampen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe?

„Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt.“
Zu jeder Zeit sollen wir Christen für das Kommen unseres Herrn bereit sein. Diese Bereitschaft für Gottes Kommen wird besonders in den religiösen Handlungen und liturgischen Feiern vorbereitet und vertieft. Wer nie in der liturgischen Gemeinschaft betet: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“, der wird das große Ziel seiner Berufung zum vollendeten Leben aus dem Auge verlieren. Wer die Feste des Glaubens, die immer auch auf die endgültige Begegnung mit Christus hinweisen, nicht mitfeiert, verliert diese Hoffnung und kann sie auch an seinem Lebensende nicht wecken. Die Hoffnung kann man nicht nur essen, man muss sie auch kochen, lesen wir sogar beim Philosophen Ernst Bloch.

„Haltet auch ihr euch bereit!“
Wir befinden uns auf dem Weg. Unser Leben endet diesseitig im Tod. Er kommt langsam oder überraschend. Ein Ausweichen gibt es nicht. Daher gibt uns Jesus die fürsorgliche Mahnung, dafür bereit zu sein. Allerdings geht es dabei nicht um den Untergang, sondern um das Ende in dieser Weltzeit und um den Neubeginn in einer neuen Dimension unseres Seins. Die Worte Jesu, er werde sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen, deuten die Freude in der Gemeinschaft des Himmels und die dort zu erwartende Glückseligkeit an. Zu dieser seligen Vollendung unserer ganzen Existenz sind wir unterwegs. Wir leben zielorientiert.

Bedrohungen sind unsere Wegbegleiter in diesem Leben. Für uns Christen gibt es aber in jedem Lebensabschnitt die Sicht auf das hohe Ziel. Dieses führt uns Jesus im heutigen Evangelium tröstend und ermunternd vor Augen. Wir dürfen bei allen Belastungen dankbar auf die Vergangenheit und voll Hoffnung in unsere Zukunft blicken. (merli@utanet.at)