20. Sonntag im Jahreskreis
14. 8. 2016
Lk 12, 49-53
49Ich bin gekommen, um
Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!
50Ich muss mit einer
Taufe getauft werden, und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht
vollzogen ist.
51Meint ihr, ich sei
gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht
Frieden, sondern Spaltung.
52Denn von nun an wird
es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht
herrschen: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei,
53der Vater gegen den
Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter
gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die
Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.
Gedanken zum Evangelium
Jesus redet von Feuer, dass er
bringt, weist auf seinen Tod hin und spricht von Spaltung.
„Ich bin gekommen, um Feuer
auf die Erde zu werfen.“
Wir befinden uns in einem
Erdteil, in dem sich das christliche Leben zurückentwickelt. Wir haben zwar
unzählige kunstvoll renovierte kirchliche Kulturdenkmäler, vielfach sind sie
aber zu Schauobjekten für Reisende geworden. Die Christen stellen die Mehrheit
der europäischen Bevölkerung, wenn es aber um christliche Grundsätze geht, sind
sie Leichtgewichte in der Gesellschaft. Man setzt kirchliche „Würdenträger“ bei
öffentlichen Veranstaltungen noch auf die ersten Plätze und begrüßt sie
respektvoll, ihre Worte verhallen jedoch großteils ungehört, selbst wenn sie
ihre Stimme fundiert und eindrucksvoll erheben.
Viele Christen gehen zahlreichen
Vergnügungen nach, die ihnen die moderne Lebensart bietet, leben aber beinahe
so, als gäbe es keinen Gott. Von einem Feuer der Begeisterung und der Freude am
christlichen Glauben und Leben findet man nur mehr Spuren.
In diese laxe und verschlafene
Christenheit ruft Jesus auch heute mit Nachdruck nach einem neu zu entfachenden
Feuer. Der Glaube jedes Einzelnen soll wieder zum Leuchten und Wärmen gebracht
werden. Der Geist Jesu soll in der Welt spürbar sein. Wir sind immer wieder aufgefordert,
unser Leben zu prüfen und unseren Glauben zu erneuern.
„Ich muss mit einer Taufe getauft werden, ...“
Jesus drückt sich nicht vor seiner Aufgabe. Er geht
seinen Weg auch in den Tod. In ihm brennt das Feuer der Liebe zu Gott und zu
den Menschen. Sein Lebensweg ist nicht angepasst und bequem. Er sucht nicht Ruhe
und Annehmlichkeit.
Christen sind Jünger Jesu und dazu berufen, ihrem
Lehrer nachzufolgen. Es gilt, eine Entscheidung für diese Nachfolge zu treffen
und dann den Weg Jesu konsequent zu gehen. In den Verlockungen zum
oberflächlichen Leben, dass uns die Werbung täglich anpreist, wird der Christ
seine Einstellung zu den Angeboten immer wieder korrigieren und sich an Jesus
orientieren.
„Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die
Erde zu bringen?“
Es gibt den faulen Frieden, bei dem man notwendigen
Entscheidungen ausweicht. Man kann Lebens- und Glaubensfragen aus dem Gespräch
in der Familie, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz heraushalten. Man gibt
jedem Recht oder will nicht mit seiner Überzeugung herausrücken oder auffallen.
Der christliche Glaube ist nun einmal nichts für
Angsthasen und Duckmäuser. Wenn es um Gott geht und um die Hoffnung und Zukunft
durch den Glauben an Jesus Christus, kann man nicht kneifen, ohne Verrat zu
üben. Wer stets nur Vorsicht und Rücksicht im Sinn hat, vergisst seinen
Auftrag, Zeuge des Glaubens zu sein. Er versäumt die Möglichkeit, anderen
Wegweisung zu werden und gefährdet womöglich auch seinen eigenen Glauben. Es
ist nicht unangebracht, seinen erwachsenen Kindern einmal klar zu sagen, dass
sie Irrwege gehen, wenn sie auf Gott vergessen.
Gläubige Christen sind bereit, in aller
Bescheidenheit ihre Überzeugung kundzutun. Sie nehmen auch Ablehnung und
Verachtung in Kauf, weil sie sich in der Gemeinschaft dessen wissen, der ihrem
Leben Sinn gibt.
Jesus spricht auch vom Frieden, den er den
Seinen gibt. Er meint damit den inneren Frieden, der den Glaubenden in die
Geborgenheit bei Gott führt, ihm Ruhe und Gelassenheit bringt und letztlich auch
in der Welt Krieg, Hass und Streit vertreiben kann. Heute weist er aber darauf
hin, dass es keinen Friedhofsfrieden geben kann, wenn es gilt, den Glauben zu
bezeugen und auch in aller Öffentlichkeit zu leben. Sein Leben und Sterben
steht uns als Wegweisung vor Augen (merli@utanet.at).