Donnerstag, 4. August 2016



20. Sonntag im Jahreskreis 

14. 8. 2016
Lk 12, 49-53
49Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!
50Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist.
51Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung.
52Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht herrschen: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei,
53der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.
Gedanken zum Evangelium

Jesus redet von Feuer, dass er bringt, weist auf seinen Tod hin und spricht von Spaltung.

„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen.“
Wir befinden uns in einem Erdteil, in dem sich das christliche Leben zurückentwickelt. Wir haben zwar unzählige kunstvoll renovierte kirchliche Kulturdenkmäler, vielfach sind sie aber zu Schauobjekten für Reisende geworden. Die Christen stellen die Mehrheit der europäischen Bevölkerung, wenn es aber um christliche Grundsätze geht, sind sie Leichtgewichte in der Gesellschaft. Man setzt kirchliche „Würdenträger“ bei öffentlichen Veranstaltungen noch auf die ersten Plätze und begrüßt sie respektvoll, ihre Worte verhallen jedoch großteils ungehört, selbst wenn sie ihre Stimme fundiert und eindrucksvoll erheben.
Viele Christen gehen zahlreichen Vergnügungen nach, die ihnen die moderne Lebensart bietet, leben aber beinahe so, als gäbe es keinen Gott. Von einem Feuer der Begeisterung und der Freude am christlichen Glauben und Leben findet man nur mehr Spuren.
In diese laxe und verschlafene Christenheit ruft Jesus auch heute mit Nachdruck nach einem neu zu entfachenden Feuer. Der Glaube jedes Einzelnen soll wieder zum Leuchten und Wärmen gebracht werden. Der Geist Jesu soll in der Welt spürbar sein. Wir sind immer wieder aufgefordert, unser Leben zu prüfen und unseren Glauben zu erneuern.

„Ich muss mit einer Taufe getauft werden, ...“
Jesus drückt sich nicht vor seiner Aufgabe. Er geht seinen Weg auch in den Tod. In ihm brennt das Feuer der Liebe zu Gott und zu den Menschen. Sein Lebensweg ist nicht angepasst und bequem. Er sucht nicht Ruhe und Annehmlichkeit.
Christen sind Jünger Jesu und dazu berufen, ihrem Lehrer nachzufolgen. Es gilt, eine Entscheidung für diese Nachfolge zu treffen und dann den Weg Jesu konsequent zu gehen. In den Verlockungen zum oberflächlichen Leben, dass uns die Werbung täglich anpreist, wird der Christ seine Einstellung zu den Angeboten immer wieder korrigieren und sich an Jesus orientieren.

„Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen?“
Es gibt den faulen Frieden, bei dem man notwendigen Entscheidungen ausweicht. Man kann Lebens- und Glaubensfragen aus dem Gespräch in der Familie, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz heraushalten. Man gibt jedem Recht oder will nicht mit seiner Überzeugung herausrücken oder auffallen.
Der christliche Glaube ist nun einmal nichts für Angsthasen und Duckmäuser. Wenn es um Gott geht und um die Hoffnung und Zukunft durch den Glauben an Jesus Christus, kann man nicht kneifen, ohne Verrat zu üben. Wer stets nur Vorsicht und Rücksicht im Sinn hat, vergisst seinen Auftrag, Zeuge des Glaubens zu sein. Er versäumt die Möglichkeit, anderen Wegweisung zu werden und gefährdet womöglich auch seinen eigenen Glauben. Es ist nicht unangebracht, seinen erwachsenen Kindern einmal klar zu sagen, dass sie Irrwege gehen, wenn sie auf Gott vergessen.
Gläubige Christen sind bereit, in aller Bescheidenheit ihre Überzeugung kundzutun. Sie nehmen auch Ablehnung und Verachtung in Kauf, weil sie sich in der Gemeinschaft dessen wissen, der ihrem Leben Sinn gibt.

Jesus spricht auch vom Frieden, den er den Seinen gibt. Er meint damit den inneren Frieden, der den Glaubenden in die Geborgenheit bei Gott führt, ihm Ruhe und Gelassenheit bringt und letztlich auch in der Welt Krieg, Hass und Streit vertreiben kann. Heute weist er aber darauf hin, dass es keinen Friedhofsfrieden geben kann, wenn es gilt, den Glauben zu bezeugen und auch in aller Öffentlichkeit zu leben. Sein Leben und Sterben steht uns als Wegweisung vor Augen (merli@utanet.at).