Sonntag
nach Epiphanie
8. 1. 2017
Taufe Jesu
Mt 3,
13-17
13Zu dieser Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich
von ihm taufen zu lassen.
14Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müsste von
dir getauft werden, und du kommst zu mir?
15Jesus antwortete ihm: Lass es nur zu! Denn nur so können wir die
Gerechtigkeit (die Gott fordert) ganz erfüllen. Da gab Johannes nach.
16Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, da öffnete sich der
Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen.
17Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an
dem ich Gefallen gefunden habe.
Gedanken zum Evangelium
Nach den Festen der
Menschwerdung Gottes gedenken wir heute der Taufe Jesu bei Johannes am Jordan.
Unter den Sündern steht auch Jesus. Johannes weist auf ihn hin. Einige
Johannesjünger folgen Jesus und werden seine Apostel.
Sünder kommen zu Johannes.
Es sind Menschen, die ihre Sünden
einsehen, diese bereuen und in einem Bußakt loswerden wollen. Heute ist das
Sündenbewusstsein geschwunden. Die Sünde wird verharmlost oder totgeschwiegen.
Alles ist erlaubt, nichts ist verboten. „Mach, was dir gefällt!“, heißt die
Parole.
Würden wir hinausgehen
zu Johannes, uns öffentlich als Sünder bekennen, unsere Schwächen zugeben,
bereuen und um Vergebung ersuchen? Oder sagen wir auch gerne „ich habe ja keine
Sünden“, wenn von der Beichte die Rede ist? Gehen wir noch zur Beichte? Über
Sünde und Schuld wird kaum noch geredet. Worüber man nicht spricht, das scheint
nicht zu existieren. Wenn man über eine Epidemie nicht redet, ist sie dennoch
da und bringt Unheil über die Menschen.
Wie schaut es aber in unserer
Gesellschaft aus? Ehebruch wird gleichsam schon vor der Eheschließung eingeübt,
wird dann während der Ehe ein Kavaliersdelikt eingestuft. Scheidung und Wiederverheiratung wird als
selbstverständlich angesehen. „Ergreife jede Gelegenheit!“, lehren uns beinahe
jede Sendung und jeder Film. Die Mitfeier der Sonntagmesse wird zum Hobby für
übertrieben Fromme erklärt. Bigott nennt man diejenigen, die treu nach dem
Glauben und nach den Vorschriften unserer Gemeinschaft leben. Gelogen kann
werden, wann immer es nützt. Man spricht verharmlosend von „Notlügen“. Das
Ausrichten der Mitmenschen ist zur allgemeinen Belustigung selbstverständlich
erlaubt. Worüber sollte man auch beim Kaffeetratsch oder beim Heurigen reden?
Den Armen wird, statt ihnen zu helfen, geraten, sie mögen gefälligst nicht
tachinieren. Und im Übrigen kommen wir ja sowieso alle in den Himmel, denn Gott
ist ja barmherzig.
Gott ist
barmherzig mit allen, die bereuen.
Es wäre ein gefährlicher Irrtum
zu glauben, dass Gott die Sünden ohne Reue vergeben kann. Das würde bedeuten,
Gott bestätigt das Fehlverhalten des Menschen, er bejaht sein sündhaftes
Treiben. Gott vergibt dem reuigen Sünder, nicht dem verstockten oder
gleichgültigen, der sich um Gott und um Vergebung gar nicht bemüht. Jesus gesellt
sich am Jordan nicht zu den Sündern, die ohne Reue kommen, er steht bei den
Reumütigen, welche die Bußtaufe empfangen wollen.
Wer seine Sündhaftigkeit nicht
bereut und seine Schwäche nicht bedauert, sich daher auch nicht um Besserung
bemüht, der kann von seinen Sünden nicht befreit werden. Nur wer trotz seiner
Schwächen und Sünden einsichtig ist und Gott demütig anruft, hofft mit Recht
auf Vergebung.
Der Heilige Geist kommt in
einem sichtbaren Zeichen auf Jesus herab.
Die Stimme Gottes sagt dabei:
„Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“ Diese Worte
gelten auch für jeden Christen, der versucht, wie Christus zu leben. Der Christ
schaut auf Jesus, er beginnt so zu denken, zu leben und zu handeln wie Jesus.
Er ist ein Schüler, ein Jünger Jesu. Der Geist Jesu strömt immer mehr in seine
Seele und befähigt ihn zu einem christlichen Lebensweg. Daher lautet der
Grundsatz: Lebe mit Jesus, damit du ihm immer ähnlicher wirst. Das sittliche
Streben des Christen besteht hauptsächlich im Bemühen, so zu werden wie Jesus.
Es geht also wie bei Jesus um die Ehrfurcht vor Gott, um die Liebe zu Gott und
zu den Menschen, um Widerstand gegen Falschheit und Hochmut, um
Versöhnungsbereitschaft, um Wahrhaftigkeit und Treue.
Wer Jesu Wege nachgeht, dem gilt das Wort: „Du bist mein geliebter
Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“ Darin erschließt sich letztlich der
Sinn des Lebens und ist des Menschen glückselige Vollendung begründet. (merli@utanet.at)