Sonntag, 26. November 2017



Fest der Erwählung Mariens

(Unbefleckte Empfängnis)

8. Dezember
Lk 1, 26-38
26Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret
27zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.
28Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.
29Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.
30Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.
31Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.
32Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.
33Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben.
34Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?
35Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.
36Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat.
37Denn für Gott ist nichts unmöglich.
38Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

Gedanken zum Fest

Noch immer gibt es nicht wenige, die das Festgeheimnis dieses Tages verwechseln. Alle möglichen Leute sprechen von der unbefleckten Empfängnis, wenn sie die Empfängnis Jesu meinen, von der wir im Glaubensbekenntnis beten: „Empfangen vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria.“ Die Bibel schildert dieses Ereignis bei der Verkündigung durch den Engel: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten.“ Die Kurzformel heißt auch manchmal „Jungfrauengeburt“. Damit wird unter anderem ausgedrückt, dass Jesus, der Erlöser aller, ein einmaliges Geschenk Gottes ist und nicht des Menschen Werk. Dieses Fest der Verkündigung feiern wir in einfacher Form am 25. März. Neun Monate danach begehen wir das Hochfest der Geburt Jesu: Weihnachten.

Beim Fest am 8. Dezember hingegen denken wir an die Empfängnis Mariens durch ihre Mutter.
In alten Berichten heißen die Eltern des Kindes Joachim und Anna. Diese Empfängnis geschieht auf natürlichem Wege wie die Empfängnis jedes Kindes. Die Zeugung und die Empfängnis eines Kindes sind weder befleckt noch unbefleckt. Rechtens und vor Gott verantwortbar, heilig und gut ist dieses Wunder der Entstehung eines neuen Menschenkindes besonders dann, wenn es in die treue Liebe zweier Menschen eingebettet ist.

Die Kirche lehrt, gestützt auf die Bibel, dass Maria schon bei ihrer Empfängnis, also schon als sie zu leben und zu wachsen begann, durch Gottes besondere Gnade von jeder Verwundung durch die Sünden des Menschengeschlechtes befreit war.

Alle Menschen befinden sich in einer geheimnisvollen Verstrickung in das Böse, ihre Beziehung zu ihrem Gott ist von alters her gestört. Diese Situation hat man in der Paradieserzählung auf die ersten Menschen zurückgeführt und auch „Erbsünde“ genannt. Christen werden durch die Taufe von dieser Verstrickung befreit und empfangen Gottes Lebenskraft, den Heiligen Geist: Sie werden „Kinder Gottes“.
So gesehen musste Maria nicht getauft werden. Sie kam schon begnadet auf die Welt. Diese Bewahrung vor der Sündenverstrickung und ihre besondere Begnadigung – so lehrt die Kirche - wurde ihr wegen ihrer späteren Aufgabe, die Mutter des Erlösers zu werden, geschenkt. Sie sollte in keinem Augenblick unter dem Einfluss des Teufels stehen.
Man spricht heute mehr vom „Fest der Erwählung Mariens“, um eventuellen Missverständnissen zu entgehen.

(Dazu passen auch alte volkstümliche Sprüche: „Zu Maria Verkündigung (25. März) kommen die Schwalben wiederum“, und „Zu Maria Geburt (8. Sept.) ziehen die Schwalben wieder furt (fort).“)

Worauf macht uns dieses Fest aufmerksam? Einige kurze Gedanken:

Auch wir sind durch unsere Taufe von Gott begnadet, haben den Heiligen Geist empfangen und sind dem Bösen entrissen. Wir können gute Wege gehen. Keiner ist von vornherein rettungslos verloren.

Auch wir wurden in der Taufe wie Maria dazu befähigt und berufen, heilige Aufgaben zu übernehmen: Jesus soll in uns geboren und durch unser Leben anderen geschenkt werden.

Das Leben ohne Sünde ist auch unser Auftrag. Es gilt, das Böse um uns zu bekämpfen und die kostbare Gabe der göttlichen Lebenskraft zu pflegen und zu bewahren. Der Christ lässt sich vom Heiligen Geist, der in ihm gegenwärtig ist, lehren und leiten, und wenn er fehlt, ist er zur Umkehr bereit. Dazu bietet sich eine Adventbeichte am Anfang des neuen Kirchenjahres an. (merli@utanet.at)

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 2. Adventsonntag 

 10. 12. 2017

Mk 1, 1-8
1Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes:
2Es begann, wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen.
3Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!
4So trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündigte Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden.
5Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen.
6Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften, und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig.
7Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren.
8Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.

Gedanken zum Evangelium
Nach Katastrophen können die Menschen häufig nur mit Mühe und auf Umwegen ihren Ort und ihre Wohnungen erreichen. Ihr Leben und ihre tägliche Versorgung sind empfindlich gestört. Sie gehen mit den Helfern baldmöglichst daran, die weggerissenen Straßen wieder befahrbar zu machen und sind froh und dankbar, wenn sie wieder ungehindert ihre Wohnungen beziehen können und sich das Leben normalisiert.

Im Evangelium wird die alte Aufforderung des Propheten, die Straße Gottes zu den Menschen zu ebnen, erneuert. „Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!“
Diese Aufforderung ergeht im Advent an alle Christen. Auch Wege Gottes zu uns können verlegt, beschädigt oder gar zerstört sein. So wie entwurzelte Bäume, Brückenteile, Schlamm- und Sandbänke nach Naturkatastrophen Hindernisse zwischen den Menschen sind, so stehen seelische Hindernisse dem Zugang zu Gott oder dem Kommen Gottes zu uns im Wege.

Daher gilt es, unser Leben zu überprüfen.
Hindernisse, die beseitigt werden sollen, können sein: Rechthaberischer Egoismus, Rücksichtslosigkeit, alte Feindschaften, religiöse Gleichgültigkeit, krankhafter Neid und liebloser Geiz, unbeherrschte Sinnlichkeit, selbstsüchtige Genusssucht, Schadenfreude, Ungeduld, Unbarmherzigkeit, Falschheit und noch anderes mehr. Eine ehrliche Gewissenserforschung wäre ein guter Anfang adventlicher Erneuerung unseres Lebens. Advent und Weihnachten zu feiern ohne diese Bekehrungsbereitschaft bedeutet nur Leerlauf ohne tieferen Sinn.


Die asketische Gestalt des Johannes wird uns vor Augen gestellt. Er ruft zur Umkehr auf.
Heutige Menschen sind nicht gewohnt umzukehren, wenn sie einmal einen Weg eingeschlagen haben. Es besteht nicht das Bedürfnis, sich zu ändern, zu bessern und zu erneuern. Es herrscht eine geistige und religiöse Vergreisung, die aber nichts mit dem Alter zu tun haben muss. Viele haben ihr Leben abgeschlossen, ohne gestorben zu sein und sind geistig starr und unbeweglich. Ihr bequemer Grundsatz lautet: So bin ich und so bleibe ich.

Wir Christen sind immer dazu berufen, die Zukunftshoffnung des Wandels, der Erneuerung zu bewahren und die Sehnsucht nach neuen Erkenntnissen und Wagnissen wach zu halten.
Leben heißt, sich zu wandeln, Neues zu erleben und zu wagen, Freude an der Veränderung zu haben, wo diese sinnvoll und notwendig ist. Veränderung bringt Freude, Adventfreude, Weihnachtsfreude.

Zu dieser Veränderungsbereitschaft gehört auch die sakramentale Buße.
Was wir selber nicht mehr ändern können, was falsch war, geschehen ist und Wunden in der Seele zurückgelassen hat, das ändert Gott in uns mit seiner heilenden Kraft in der Beichte. So kommt auch die Advent- oder Weihnachtsbeichte in den Blick als Einladung und Aufforderung. Dazu muss man manchmal seine Angst – man könnte auch sagen seine Feigheit – überwinden und mutig das Wagnis des Neuanfangs eingehen.

Wir sind mit Heiligem Geist getauft. Das heißt, wir tragen Gottes Lebenskraft in uns, wir sind zur Lebensgemeinschaft mit Gott berufen. Wir sind die geliebten Kinder Gottes, die aus der Vergänglichkeit und Sündhaftigkeit gerettet wurden und zum Leben in der Vollendung bestimmt sind. Wir können dankbar und erhobenen Hauptes den Weg der Bekehrung durch den Advent gehen, weil wir wissen, Gott ist mit uns. (merli@utanet.at)