Dienstag, 22. Mai 2018


Die christliche Familie – Gedanken zur Erstkommunionfeier

Mai 2018

Wieder wird in vielen Pfarren mit großem Einsatz Erstkommunion gefeiert. Früher waren die Mädchen mit kostbaren Gewändern und einem Blumenkranz oder sonstigem Schmuck im Haar wie kleine Bräute festlich geschmückt. Die Buben mit den Sträußerln am Revers strahlten mit gestylten Frisuren in ihren neuen Anzügen. Heute werden solche kostspielige Ausstattungen durch gemeinsame Kommuniongewänder ersetzt. Dies spart Kosten, ist aber auch ein Damm gegen die Versuchung, immer noch Schöneres und Teureres zu tragen.

Die Erstkommunionsvorbereitung ist nun vorbei. Kinder und Eltern, aber auch die Begleiter atmen auf. Die letzte Probe hat geklappt, die Feier kann, wohl eingeübt, von Blitzlichtern begleitet und dokumentiert, planmäßig vor sich gehen. Die Musik bläst die Kommuniongesellschaft zur Kirche, heller Glockenton durchweht den Ort. Eltern, Großeltern, Tanten und Paten verfolgen das Geschehen mit feuchten Augen. Rührung liegt in der Luft.

Es erheben sich Fragen: Was bleibt? Sind hier katholische Christen gläubig am Werk? Ist der Tag der Erstkommunion Zeichen des Glaubens? Kann man vom Glaubenszeugnis christlicher Familien sprechen? Gab es für fern stehende Familien in der Kommunionvorbereitung einen Neuanfang religiösen Lebens? Wie geht es weiter?

Zur angesetzten Maiandacht am Abend kommen noch fast alle Erstkommunikanten, doch am nächsten Sonntag fehlen die meisten schon beim Gottesdienst.
In ihrer Bedeutungslosigkeit für das Glaubensleben steht die Erstkommunion auf gleicher Stufe mit der Firmung oder der kirchlichen Trauung. Von diesen Sakramenten gehen kaum noch Impulse für einen grundlegenden neuen Anfang christlichen Lebens aus.
Dies hat einen Grund in der Bereitschaft der Kirche, zu diesen Anlässen keine Glaubensentscheidung zu verlangen. Man fürchtet offenbar das Abdriften der Katholikenzahl, wenn strengere, eigentlich selbstverständliche Voraussetzungen als Bedingung für den Sakramentenempfang gefordert werden. Das Problem beginnt schon bei den Eltern, die nicht wirklich gläubig leben und daher kein christliches Familienleben aufbauen wollen. Manche machen den „Vorbereitungszauber“ mit und atmen auf, wenn er vorbei ist.

Welche Konsequenzen könnte eine Erstkommunionfeier für die Familien haben? Wie könnten Vorbereitung und Fest optimal verlaufen? Einige Gedanken dazu:
Vorbereitung:
Monatliche Glaubensgespräche mit den Eltern und Paten ein Jahr hindurch vor der Kommunion, in denen wesentliche Glaubenswahrheiten erläutert und geklärt werden. Es herrscht ja ein große Unwissenheit. Dazu wäre ein Behelf zu erstellen.
Gespräche in der Familie:
Aufgaben könnten gestellt werden, die in der Familie besprochen und gelöst werden sollen. Z.B. Bibelstellen  suchen und lesen.
Entschluss, ein christliches Familienleben aufzubauen: Feierliche Zusage vor der Pfarrgemeinde, in Hinkunft christlich leben zu wollen.
Normales Glaubensleben der ganzen Familie. Dazu gehören z. B. regelmäßige Mitfeier der Sonntagsmesse, tägliches Gebet in der Familie. Texte sind zur Verfügung zu stellen.

Man könnte nach einer entsprechenden Einführung den Eltern diese Vorschläge unterbreiten. Es könnte sein, dass manche sich gerne neu orientieren wollen und neue Wege wagen.
Was geschehen soll, wenn sich Eltern weigern mitzutun, wäre zu überlegen. Überzeugen ist dabei besser als drohendes Fordern. Auch erhebt sich die Frage, ob die Erstkommunion auch in Hinkunft klassenweise gefeiert werden soll. Eine andere Möglichkeit wäre die Anmeldung zur Erstkommunion durch christliche Eltern bei der Pfarre ein Jahr vor der Feier.

AM