Dienstag, 22. Mai 2018


Fronleichnam

 31. 5. 2018

Mk 14, 12-16.22-26
12Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote, an dem man das Paschalamm schlachtete, sagten die Jünger zu Jesus: Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten?
13Da schickte er zwei seiner Jünger voraus und sagte zu ihnen: Geht in die Stadt; dort wird euch ein Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Folgt ihm,
14bis er in ein Haus hineingeht; dann sagt zu dem Herrn des Hauses: Der Meister lässt dich fragen: Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Jüngern das Paschalamm essen kann?
15Und der Hausherr wird euch einen großen Raum im Obergeschoss zeigen, der schon für das Festmahl hergerichtet und mit Polstern ausgestattet ist. Dort bereitet alles für uns vor!
16Die Jünger machten sich auf den Weg und kamen in die Stadt. Sie fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Paschamahl vor.
17Als es Abend wurde, kam Jesus mit den Zwölf.
18Während sie nun bei Tisch waren und aßen, sagte er: Amen, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten und ausliefern, einer von denen, die zusammen mit mir essen.
19Da wurden sie traurig, und einer nach dem andern fragte ihn: Doch nicht etwa ich?
20Er sagte zu ihnen: Einer von euch Zwölf, der mit mir aus derselben Schüssel isst.
21Der Menschensohn muss zwar seinen Weg gehen, wie die Schrift über ihn sagt. Doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren wäre.
22Während des Mahls nahm er das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es ihnen und sagte: Nehmt, das ist mein Leib.
23Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet, reichte ihn den Jüngern, und sie tranken alle daraus.
24Und er sagte zu ihnen: Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.
25Amen, ich sage euch: Ich werde nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, an dem ich von neuem davon trinke im Reich Gottes.
26Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus.

Gedanken zum Evangelium

Fronleichnam wird auch der feierliche Gründonnerstag genannt. In der Karwoche kann man ja kein großes Fest in der Öffentlichkeit feiern. Die Fastenzeit geht zu Ende, der Karfreitag steht vor der Tür. Daher geziemt es sich, dort den Tag der Eucharistie still und besinnlich, nachdenklich und ohne großen äußeren Aufwand zu begehen.
Jetzt aber, nach der Osterzeit, soll dieses Fest die Freude der Katholischen Kirche über das Geschenk der heiligen Messe und der heiligen Kommunion vor aller Welt sinnenfreudig zum Ausdruck bringen.

„Dort bereitet alles für uns vor!“
Viele beteiligen sich jedes Jahr an der Vorbereitung des Fronleichnamsfestes. Es werden Straßen und Häuser geschmückt, Blumen gestreut, Birkenbäumchen gesetzt, Altäre aufgestellt, die Musik bläst, der Kirchenchor hat seine Auftritte, die Feuerwehr und die Vereine rücken aus, die Prozession mit dem Allerheiligsten entfaltet sich mächtig, Weihrauchduft liegt in der Luft, die Ministrantenschar und die Erstkommunionkinder gehen mit den Klingeln und ihren Blumenkreuzen voran. Die Kirchenglocken künden den großen Tag und das einmalige Fest.
Wir bekunden damit, dass unsere Eucharistiefeiern über den Fronleichnamstag hinaus von eminenter Bedeutung sind, weil Gott mit uns ist und wir durch seinen Geist verwandelt werden und in einmaliger Weise in sein Leben hineintauchen dürfen.
Bei jeder Begegnung in der Messfeier ist unsere Heilung und Rettung im Gange. So wird unsere endgültige Zukunft bei unserem Gott durch Jesus Christus grundgelegt. Fronleichnam ein Fest der Freude.
Die innere Vorbereitung auf dieses Fest, aber auch auf jede heilige Messe ist uns immer aufgetragen.

„Nehmt, das ist mein Leib.“
Eucharistie bedeutet wörtlich Danksagung. Wir verstehen darunter Jesus, wie er sich unter den Gestalten von Brot und Wein in höchster Liebe dem Vater hingibt und sich uns als übernatürliche Nahrung für unser ganzes Leben schenkt. Wir werden in seine Hingabe hinein genommen und bekommen Anteil an seinem auferstandenen Leben. Dadurch werden wir immer wieder geheilt, gestärkt und erneuert. Er bietet sich auch heute allen als Brot des Lebens an.

„Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.“
Im alten Bund brachte man Tieropfer dar. Durch Besprengung mit dem Opferblut sollten die Menschen von ihren Sünden gereinigt werden. Gott schloss mit dem Volk Israel unter Opferdarbringung den Bund. Durch das Essen des Opferfleisches hatte man gleichsam Anteil an dieser Hingabe an Gott und wurde selbst geheiligt.
Der neue Bund wird nun durch die liebende Hingabe Jesu, angefangen schon bei seiner Menschwerdung und schließlich vollendet in seinem Tod und seiner Auferstehung, für alle Menschen geschlossen.
Diese Opferhingabe wird bei jeder heiligen Messe, wo Gläubige seinen Auftrag des Gedenkens erfüllen, gegenwärtig, wie alles, was göttlich ist, immer da ist, unabhängig von Zeit und Raum.
Wir werden durch die Feier der Eucharistie hinein genommen in dieses Opfer der Rettung und Erlösung aus allen Tiefen unseres menschlichen Seins, besonders aus Sünde und Tod.
Wir feiern am Fronleichnamsfest diesen Bund Gottes mit uns und unsere Rettung durch Jesus, der unter den Zeichen des Brotes und des Weines unter uns gegenwärtig ist mit Fleisch und Blut, mit Leib und Seele als Gott und Mensch.

Der Aufwand beim Fest ist berechtigt. Katholiken feiern dankbar die Rettung durch Jesus Christus, die sich in der Feier der Eucharistie an ihnen und an der ganzen Welt vollzieht. (merli@utanet.at)


Geschichtliches

Ein Fest der Liebe, die sich hingibt
Fronleichnam sticht aus der Reihe der kirchlichen Feiertage besonders hervor. Wie kam es zu diesem Fest, das mit den Visionen einer Nonne im belgischen Lüttich seinen Ausgang nahm?
Man könnte gerade aus der Sicht der Naturwissenschaften den Traum der Augustinernonne Juliane von Lüttich als Phantasie, Sehfehler oder optische Täuschung betrachten. Juliane sah die Vollmondscheibe mit einem schwarzen Fleck darin. Sie suchte eine Deutung und fand sie darin, dass zur vollkommenen Feier des Kirchenjahres noch ein Herrenfest fehlt, bei dem in besonderer Weise das Altarsakrament verehrt wird.
Von der Eucharistie, dem Leib des Herrn, leitet sich auch der Name dieses Festes ab, dessen Bedeutung freilich im Lauf der Zeit immer mehr verschleiert wurde. „Fronleichnam“ bedeutet schlicht „Leib des Herrn“ - und niemand dachte dabei früher an einen Toten, sondern an den auferstandenen Christus, der in der Kirche fortlebt.
Auch die Festlegung des Tages ist vom Gedanken der Eucharistie bestimmt. Weil Jesus die Eucharistie am Gründonnerstag beim Letzten Abendmahl einsetzte, sollte auch dieses Fest immer an einem Donnerstag sein. Nach der alten liturgischen Ordnung kam dafür die Osterzeit (die auch noch den Dreifaltigkeitssonntag umfasste) nicht in Frage. Der nächstmögliche Tag war also der zweite Sonntag nach Pfingsten.
In den Prozessionen, die sich von Köln ausgehend bald entwickelten, wurde und wird Christus in Gestalt der konsekrierten Hostie mitgetragen, angebetet und verehrt. Sicher spielte auch die Vorstellung mit, dass die Macht und Herrlichkeit Jesu auch vor bösen Mächten aus allen Himmelsrichtungen zu schützen vermag, daher auch die früher feste Zahl der vier Altäre entlang des Prozessionsweges.

Besinnung auf die Eucharistie als Mitte der Kirche

Juliane von Lüttich lebte in einer Zeit großer Umbrüche, in der mit der klaren Begrifflichkeit der Scholastik auch die Grundlagen für die Entwicklung der Naturwissenschaften gelegt wurden.
Mit dem Fronleichnamsfest besann sich die Kirche auf ihre Mitte, auf die Eucharistie als ihre Grunddimension, auf die Liebe, die sich hingibt und über den Tod hinaus bleibt.
Es war ein katholisches Fest, ein Element, das in den Glaubenskämpfen der Reformation und Gegenreformation noch stärker hervortrat.
Es ist in vielen Teilen Europas wieder ganz aktuell, auf die Straße zu gehen - vor allem, um eigene Rechte, aber auch Gerechtigkeit für alle einzufordern.
Fronleichnam ist eine Demonstration der etwas anderen Art. Wer hier mitgeht, demonstriert nicht zuerst für seine eigenen Rechte, sondern legt ein Bekenntnis ab.
Es ist freilich ein Bekenntnis zu einer Liebe, die nicht an der Welt vorbeigeht, sondern gerade darauf abzielt, die Welt zu heilen und zu erlösen. Und es ist unübersehbar, dass auch die Welt, in der wir heute leben, diese Liebe dringend braucht.