Montag, 8. Oktober 2018


29. Sonntag im Jahreskreis

 21. 10. 2018

Mk 10, 35-45
35Da traten Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, zu ihm und sagten: Meister, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst.
36Er antwortete: Was soll ich für euch tun?
37Sie sagten zu ihm: Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen.
38Jesus erwiderte: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde?
39Sie antworteten: Wir können es. Da sagte Jesus zu ihnen: Ihr werdet den Kelch trinken, den ich trinke, und die Taufe empfangen, mit der ich getauft werde.
40Doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die diese Plätze bestimmt sind.
41Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über Jakobus und Johannes.
42Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen.
43Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein,
44und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein.
45Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.

Gedanken zum Evangelium

Die Apostelbrüder wollen Jesus besonders nahe sein, wenn das kommende messianische Reich kommt. Sie hätten gerne einen herausragenden Platz, wenn die Gottesherrschaft anbricht, wie sie von den Propheten vorhergesagt worden war. Sie möchten über den anderen stehen. Vielleicht geht es ihnen auch um die Nähe zu Jesus, weil sie sich mit ihm besonders verbunden fühlen.
Auch in einer Pfarrgemeinde kann es zu derartigen Wünschen kommen, dass einige sich dem Pfarrer besonders verbunden fühlen und einen besonderen Platz in der Pfarrgemeinde anstreben. Sie bedenken nicht, dass sie damit andere vergrämen oder deren Bereitschaft mitzuarbeiten verhindern könnten. Einfühlungsvermögen, Rücksichtnahme, sich zurücknehmen sind wichtige Eigenschaften von Mitarbeitern.

„Bei euch soll es nicht so sein.“
Es scheint den Brüdern auch um Geltung, Ansehen und Beteiligung an der Macht zu gehen. Wir leben auch in einer Welt, in der die Menschen ermuntert werden, sich nichts gefallen zu lassen. Man pocht auf seine Rechte in der großen Welt und ist bereit, Gewalt anzuwenden. Aber auch in der kleinen Welt des Zusammenlebens werden Kinder, Jugendliche, Ehepartner, Arbeitnehmer von mehr oder weniger kompetenten Stellen mit dem Schlagwort „Selbstbestimmung und Freiheit“ aufgerufen, ihre Rechte zu verteidigen. Es gibt die Kampfparolen gegen wirkliche oder scheinbare Unterdrückung. Alle reden von Rechten, die man sich nicht nehmen lassen will.
Wird damit die Bereitschaft zum Einsatz für die Mitmenschen, zur Rücksichtnahme oder einfach zur Nächstenliebe, ohne die eine Gemeinschaft kaum leben kann, nicht gelegentlich zu Grabe getragen? Der Christ sollte nicht im Übermaß nach seinen Rechten fragen, sondern nach seiner Berufung, anderen beizustehen, ihnen Gutes zu tun, sie liebevoll zu begleiten, etwas für sie zu leisten.

„Werdet ihr den Kelch trinken, den ich trinke...?“
Voraussetzung für die Teilnahme am Reich Gottes ist die Bereitschaft zur Nachfolge Jesu. Dies bedeutet, auch sein eigenes Lebensschicksal und letztlich sein Todesschicksal in gleicher Gesinnung wie Jesus anzunehmen.
Der Christ legt sein Leben mit allen Höhen und Tiefen vertrauend in die Hände Gottes. Er betet täglich: Dein Wille geschehe. Es gibt Sonnenzeiten, in denen dieses Ja zu Gott und dem eigenen Lebensweg leichter fällt, aber auch Schattentage, an denen das Kreuz schwer auf Menschen lastet. Wer mit Jesus lebt, erkennt zunehmend, dass er sich auch in finsteren Zeiten der Liebe Gottes sicher sein kann, und dass er wie Jesus durch sein Leben und Sterben zur Auferstehung gelangen wird.

„...wer bei euch groß sein will, soll der Diener aller sein,..“
Das Dienen ist nicht in. Es gibt keine Dienstboten mehr, die Aufräumerin wurde zur Raumpflegerin, der Holzknecht zum Waldarbeiter, der Diener zum Hausangestellten usw. Man lässt sich gerne bedienen bei der Fußpflege, beim Frisör, im Gasthaus, im Fitnessstudio. Die „Dienstleistungsbetriebe“ florieren. Wenn man selbst Dienste leistet, will man mit Recht ordentlich dafür bezahlt werden.
Welche Haltungen kann man von Christen erwarten? Die Grundhaltung des Dienens ist bei allen gefordert, beim Politiker, beim Pfarrer, beim Bischof und beim Papst. Dieser wird ja „Diener der Diener Gottes“ genannt, auch wenn dies in der Kirchengeschichte nicht immer der Realität entsprach. Diese grundsätzliche Bereitschaft zum Dienst an den Mitmenschen sollte unter allen Christen und besonders auch in jeder Pfarrgemeinde vorherrschen. Keiner sei überheblich, jeder soll seine Aufgabe als einen Dienst an der Gemeinde auffassen. Der freiwillige Einsatz für die Menschen soll bei uns einen hohen Stellenwert behalten.

„Denn der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld hinzugeben für viele.“
Jesu Beispiel ist unsere Norm, wie wir als Christen in den Missionsländern, in unseren Pfarrgemeinden, aber auch im täglichen Leben der Familie und der Arbeit miteinander umgehen sollen. Auf irgendeine Weise sollten wir immer bereit sein, für unsere Brüder und Schwestern ein wenig von unserem Leben, unserer Zeit, unserem Geld hinzugeben.

Motto des Missionssonntages könnte lauten: Wir sind nicht zur Machtausübung, sondern zur dienenden Liebe berufen, durch die allein die Welt gerettet werden kann. (merli@utanet.at)