Donnerstag, 7. Februar 2019


6. Sonntag im Jahreskreis 

17. 2. 2019
Lk 6, 17.20-26
In jener Zeit
17stieg Jesus mit seinen Jüngern den Berg hinab. In der Ebene blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen, und viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon strömten herbei.
20Jesus richtete seine Augen auf seine Jünger und sagte: Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.
21Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet satt werden. Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen.
22Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, wenn sie euch beschimpfen und euch in Verruf bringen um des Menschensohnes willen.
23Freut euch und jauchzt an jenem Tag; euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht.
24Aber weh euch, die ihr reich seid; denn ihr habt keinen Trost mehr zu erwarten.
25Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen.
26Weh euch, wenn euch alle Menschen loben; denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.
Gedanken zum Evangelium

Zuerst wird von Lukas die Situation dargestellt: Viele strömen zu Jesus, um seine Worte zu hören und von den Krankheiten befreit zu werden. Nach der Berufung der Zwölf finden wir auch viele andere Jünger und Jüngerinnen an seiner Seite. Dann folgen die Seligpreisungen und die Wehrufe. Diese literarische Gattung findet sich auch im Alten Testament und in der antiken Literatur.

Viele Menschen strömten herbei.
Wieder erhebt sich die Frage, wo die Ursachen der abflauenden Religiosität in unseren Ländern liegen. Besonders das Fehlen der Jüngeren bei den sonntäglichen Gottesdiensten fällt auf. Alle Christen, die ihren Glauben ernst nehmen, Priester und Laien, sollten dieses Problem der Glaubensverdünnung prüfen.
Könnten nicht neue, ungewöhnliche Arten der Messfeiern und der Gestaltung von Glaubensfesten, überhaupt des religiösen Lebens, versucht werden? Alle verantwortungsbewussten Christen sind gefordert, ihre Ideen und Vorschläge einzubringen, wie ein geisterfüllter Schwung in unser christliches Leben in den Familien und in den Pfarrgemeinden gebracht werden kann.

Die vier Seligpreisungen
Den Armen, Leidenden, Ausgegrenzten und den um ihres Glaubens willen Verfolgten wird die Nähe Gottes zugesagt. Es gibt den gerechten Ausgleich. Gott lässt die Verachteten und Benachteiligten nicht im Stich.
Diese Zuwendung wird auch im Wirken Jesu sichtbar, der die Kranken heilt und bei den Armen zu finden ist. Es ist also keine ausgemachte Sache, dass die Kranken und Armen, die Gequälten und Verfolgten die Bedauernswertesten bleiben werden.
 Entsprechend den Worten und den Taten Jesu sind auch wir berufen, in Gottes Namen den hier Seliggepriesenen zur Seite zu stehen. Gott gebraucht in dieser Welt unsere Hände und unsere Herzen, durch die den Menschen seine Liebe zufließt, sie geheilt und getröstet werden.

Die Wehrufe
Sie entsprechen den Seligpreisungen, sind gleichsam ihre negativen Spiegelbilder. Heute bauen wir auf Wirtschaftswachstum, Einkommens- und Vermögensvermehrung. Den Wohlstand zu mehren ist das Anliegen der Politik. Mit dem Versprechen von Vermehrung materieller Güter für alle werben die politischen Parteien. Lohnerhöhungen, bessere Renten, Steuersenkung stehen im Mittelpunkt der Verheißungen von Glück.
Die Wehrufe sind Warnungen, nicht so gedankenlos auf diese Wohlstandswerte zu bauen. Eine Zeit lang geht dies vielleicht gut. Doch bröckelt die Gesundheit, die Inflationsangst beschleicht die Geldmenschen, Aktienbesitzer stehen unter Dauerstress, wenn sie negative Wirtschaftsdaten vernehmen. Vor allem wird es am Sterbetag mit der scheinbaren Sicherheit, die auf Reichtum gründet, zu Ende sein.
So werden die Wehrufe zu Aufrufen, sich Gott zuzuwenden und seinen Wohlstand mit anderen zu teilen. Es geht nicht um endgültige Verdammung der Reichen, Lachenden, Wohlhabenden, sondern um einen Aufruf zur Besinnung und zur Vorsicht, damit Reichtum und Wohlstand nicht zur reinen Diesseitigkeit führen und den Blick auf höhere Werte verdunkeln, den Weg zu Gott und zur Nächstenliebe versperren.

Das Evangelium ist auch an diesem Sonntag wieder Wegweisung zu einem vom Geist Gottes geleiteten Denken und zu einem christlichen Leben in der Nachfolge Jesu.  (merli@utanet.at)