Montag, 11. Februar 2019


7. Sonntag im Jahreskreis

 24. 2. 2019

Lk 6, 27-38
27Euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen.
28Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch misshandeln.
29Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin, und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd.
30Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir jemand etwas wegnimmt, verlang es nicht zurück.
31Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen.
32Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden.
33Und wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür? Das tun auch die Sünder.
34Und wenn ihr nur denen etwas leiht, von denen ihr es zurückzubekommen hofft, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder leihen Sündern in der Hoffnung, alles zurückzubekommen.
35Ihr aber sollt eure Feinde lieben und sollt Gutes tun und leihen, auch wo ihr nichts dafür erhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.
36Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!
37Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden.
38Gebt, dann wird auch euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden.
Gedanken zum Evangelium

Wir befinden uns in einer Gesellschaft, in der auch unter Gutgesinnten das Gerechtigkeitsdenken vorherrscht. Auch bei Christen steht der Grundsatz fest: Almosen ja, aber nur, wenn es jemand verdient, wenn Spenden nicht missbraucht werden. Im Übrigen tun wir uns auch schwer, denen zu vergeben, die es offensichtlich nicht verdienen. Dann heißt es: Ich habe nichts gegen ihn, ich grüße ihn und wenn er in Not wäre, würde ich ihm beistehen, aber sonst will ich mit ihm nichts mehr zu tun haben. In radikalem Gegensatz dazu steht das Wort Jesu an seine Jünger.

Der Kern des heutigen Evangeliums ist die Feindesliebe.
An Beispielen wird aufgezeigt, was christliche Liebe bedeutet: Feinde, die hassen, verfluchen, misshandeln und berauben, sollen keine Vergeltung für die Übel, die sie uns zufügen, sondern Wohltaten erfahren. Kategorien wie Rache, Heimzahlen und Vergeltung des erlittenen Unrechts haben beim Jünger Jesu keinen Platz. Dies verlangt eine totale Umkehrung des Gerechtigkeitsdenkens und führt zu einer neuen Dimension des Zusammenlebens.

Weitere Beispiele erläutern die geforderte Feindesliebe:
Wer unsere Hilfe benötigt, soll sie erhalten; auch dann soll der Christ wohltätig sein, wenn keine Aussicht auf Dankbarkeit oder Rückerstattung besteht.

Der Jünger Jesu soll nicht richten und verurteilen.
Er soll das Gericht Gott überlassen. Die positiv formulierte goldene Regel „Was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen“, gibt zu bedenken, dass auch wir Hilfe, Beistand, Barmherzigkeit, Vergebung und Versöhnung brauchen, sowohl von den Menschen, als auch besonders von Gott. Außerdem wird der Ausgleich von Seiten Gottes als Lohn für diese Gesinnung verheißen.
Diesseitiges Unrecht hat keinen Ewigkeitsbestand, jetzt erlittene Ungerechtigkeit kann die Liebe nicht verhindern und das Lebensglück nicht zerstören. Ganz im Gegenteil, die Erduldung von Unrecht führt mehr in die Liebe Gottes hinein und trägt zur Bekehrung und Versöhnung unter den Menschen bei. Feindesliebe ist der Ernstfall des christlichen Glaubens, dass die Liebe letztlich Hass und Feindschaft überwinden wird.

Diese Aufforderung Jesu in dieser von Lukas zusammengefassten Feldrede an seine Jünger erfordert von uns ein Umdenken.
Dies mag nicht einfach sein, doch sollten wir ein Leben lang daran arbeiten. Jesus ist darin unser Vorbild. Er propagiert nicht nur diese Gesinnungen, seine Lehre findet ihre Erfüllung in der Hingabe an die Menschen bis in den Tod. Sein Leben nach diesen Worten und sein Sterben aus dieser Gesinnung der Nächsten- und Feindesliebe führen ihn letztlich zur Verherrlichung durch Gott.

Diese Verheißung gilt auch für uns, sie weist uns den Weg und ist unsere Hoffnung. (merli@utanet.at)