Montag, 11. März 2019


3. Fastensonntag

 24. 3. 2019

Lk 13, 1-9
1Zu jener Zeit kamen einige Leute zu Jesus und berichteten ihm von den Galiläern, die Pilatus beim Opfern umbringen ließ, so dass sich ihr Blut mit dem ihrer Opfertiere vermischte.
2Da sagte er zu ihnen: Meint ihr, dass nur diese Galiläer Sünder waren, weil das mit ihnen geschehen ist, alle anderen Galiläer aber nicht?
3Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt.
4Oder jene achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turms von Schiloach erschlagen wurden - meint ihr, dass nur sie Schuld auf sich geladen hatten, alle anderen Einwohner von Jerusalem aber nicht?
5Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt.
6Und er erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine.
7Da sagte er zu seinem Weingärtner: Jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen?
8Der Weingärtner erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen.
9Vielleicht trägt er doch noch Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen.
Gedanken zum Evangelium:

Am heutigen Sonntag stellt uns Lukas die Frage nach dem Zusammenhang von Sünde und Strafe Gottes vor Augen. An Hand bekannter Ereignisse in Jerusalem werden die Probleme erörtert. Es war zu allen Zeiten die Meinung verbreitet, der vom Unglück Getroffene müsse ein Sünder sein und seine verdiente Strafe erleiden. Wie denkt Jesus über Sünde und Leid?

„Meint ihr, dass nur diese Galiläer Sünder waren?“
Jesus will nicht aufgrund einer Strafaktion oder eines Unglücksfalles auf die Sündhaftigkeit der Betroffenen schließen. Er betont, dass alle Sünder sind. Es müssten so gesehen dann auch alle bestraft werden. Das macht uns nachdenklich.
Wir heutige Menschen, auch die Christen, haben vielfach unser Sündenbewusstsein verloren. Das sehr weitmaschige Gewissen lässt nur mehr Schwerwiegendes als Sünde gelten. Ein Unschuldswahn ist ausgebrochen. Man denkt bei Sünde nur noch an Gewaltverbrechen. Die tägliche Lieblosigkeit, die Ichsucht, die Gleichgültigkeit gegen die Armen, die laxe Gottesverehrung, die Weigerung, Jesus und seine Weisungen ernst zu nehmen, die Zurückweisung der Angebote der Kirche, die Verweigerung der Nachfolge, zu der wir berufen sind, letztlich der selbstverschuldete Unglaube, der Gott an den Rand rückt, sind völlig als sündhafte Haltungen aus dem Bewusstsein geschwunden.
Wir sollten in der Fastenzeit wieder lernen, unser Gewissen mit Nachdruck und Ernst zu erforschen.

„Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt.“
Eine Änderung des Lebens, eine Bekehrung kann nur in Angriff nehmen, wer seinen Lebensweg als falsch erkennt und einsieht, dass er in die Irre geht, in der Gottferne lebt und als Egoist seine Mitmenschen lieblos behandelt oder nicht einmal beachtet. Christliches Leben und Nachfolge Jesu bestehen aber zum großen Teil in der Bereitschaft zur Bekehrung. Nicht umsonst haben alle Propheten und Jesus selbst stets zur Umkehr aufgerufen. Sie ist der Anfang und die Voraussetzung eines gläubigen christlichen Lebens.
Fragen wir uns in diesen Wochen daher, wie wir unserem Leben eine neue Richtung geben können. Auch hier gilt das chinesische Sprichwort: „Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt.“ Wer am Ende der Fastenzeit so lebt wie am Anfang, hat sie nicht genützt.

„Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen,…“
Im Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum wird Gottes Geduld mit dem Sünder deutlich. Jesus sieht den Sünder nicht nur als Bösewicht, sondern als einen, der Heilung nötig hat. Obwohl ein Feigenbaum keine besondere Pflege braucht, will ihn der Weingärtner doch mit zusätzlichem Bemühen zum Früchtetragen bringen.
Der Christ sollte einerseits auch selbst in dieser Gesinnung dem „Sünder“ begegnen, aber auch den Aufruf zur eigenen Umkehr hören, auch wenn ihm der rechte Weg schwer fällt. Der Sünder braucht die besondere Zuwendung einer Pfarrgemeinde. Er soll nicht fürchten müssen, zum Gericht geschleppt oder wie der Feigenbaum ausgehauen zu werden. Die Rücksicht und Geduld seiner Mitchristen werden seinem Bemühen um Umkehr Kraft verleihen.

„... wenn nicht, dann lass ihn umhauen.“
Im Gleichnis wird nichts über den Erfolg des Weingärtners gesagt. Doch klingt immerhin an, dass letztlich die Zeit der Bekehrung auch vorbei sein kann. Ein gottloses und liebloses Leben endet im Untergang und verfehlt seinen Sinn. Der Mensch ist von Gott berufen, Früchte zu bringen.

Das Ziel, das in der Fastenzeit wieder ins Auge gefasst werden soll, ist das erneuerte Leben des Glaubens, der Liebe und damit die Vollendung nach fruchtbaren Jahren in dieser Welt.
(merli@utanet.at)