Dienstag, 4. Juni 2019


Pfingstmontag
Joh 3, 16-21
16Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.
17Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
18Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat.
19Denn mit dem Gericht verhält es sich so: Das Licht kam in die Welt, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse.
20Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden.
21Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.
Gedanken zum Evangelium

In diesem Evangelium beschreibt Johannes den wesentlichen Grund für die Menschwerdung Gottes und verkündet die Berufung des Menschen zum Glauben und zu seinem Heil.

„Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab,...“
Wieder steht das Geheimnis des Dreifaltigen Gottes im Hintergrund. Aus Liebe gab Gott sich den Menschen in seinem Sohn. Nichts anderes gibt es bei Gott als Liebe. Jede Aktivität Gottes ist Liebe. Alles in der Welt ist Frucht der Liebe. Ohne Liebe geschah nichts.
Dies zu bedenken ist überaus faszinierend, darüber nachzusinnen lässt an kein Ende kommen; darin liegt der wesentlichste Grund für dankbare Freude christlichen Lebens, für jede Glaubensbegeisterung und Glaubenstreue. Wer aus Angst nach dem Glauben lebt, hat die liebende Umarmung des Menschen durch Gott nicht begriffen.

„...damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“
Die adäquate Antwort auf diese Liebe Gottes ist der Glaube an Jesus Christus. Er bedeutet vertrauende Hinwendung zu ihm, Bereitschaft, seine Wegweisungen zu hören und zu befolgen, einfach ein Jünger, eine Jüngerin Jesu zu sein. In dieser übernatürlichen Lebensverbindung ist die Rettung des Menschen begründet. Er ist in das auferstandene Leben Jesu hineingenommen. Er wird neu geschaffen und kann nicht mehr zugrunde gehen.

„... sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.“
Das Gericht steht nicht im Vordergrund des religiösen Lebens. Nicht die Angst vor der drohenden Gefahr der Verdammung soll Christen zum religiösen Leben führen. Es geht um ihre Rettung aus jedem Verderben. Der Christ soll befreit werden von Angst, Sünde und Tod. Dieses Angebot Gottes in Jesus zu bagatellisieren, ist unvernünftig und leichtsinnig.

„Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet...“ Das Gericht zieht sich der schuldhaft Ungläubige selbst zu. Wenn ein Ertrinkender den Rettungsring zurückweist, ein Kranker den Arzt ablehnt, ein Sünder die Vergebung verschmäht, dann ist er sein eigener Richter und entzieht sich der Rettung. Dies ist eine ernste Warnung, die angebotene Liebe Gottes zu beachten und sein Heil nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen.

„Das Licht kam in die Welt, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht.“
Das johanneische Gegensatzpaar von Licht und Finsternis verdeutlicht noch einmal den Unterschied zwischen denen, die sich in die Heilsgemeinschaft Jesu begeben, und denen, die diese Heilsgemeinschaft schuldhaft ablehnen. Christen wissen sich in mehrfacher Hinsicht ins Licht Gottes gestellt. Ihr Lebensweg wird von Christus erleuchtet, und sie werden selber zu Licht, das in der Finsternis der gottfernen Welt auch für die Mitmenschen wegweisend sein kann.

Der Christ weiß, dass der Glaube an Jesus Christus seine Lebensgrundlage ist, Zukunft durch Gott schenkt und dass die aus einem gläubigen Leben entspringenden Taten ewigen Bestand haben werden. (merli@utanet.at)


Dreifaltigkeitssonntag
 16.6. 2019
 Joh 16, 12-15
12Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.
13Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird.
14Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden.
15Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden.
Gedanken zum Fest

Um das Geheimnis des einen Gottes in seinem dreifaltigen Wesen zu erhellen, wurden viele Erklärungsversuche unternommen. Vergleiche mit unserer Welt und der geistigen Natur des Menschen wechselten mit tiefen theologischen Gedanken und Lehren über die Dreifaltigkeit. Die Bibel und die liturgischen Texte bieten Anhaltspunkte für diese Glaubenswahrheit, und in den offiziellen Glaubensbekenntnissen wird versucht, Wesentliches zusammenzufassen.
Dennoch bleibt das Geheimnis bestehen, weil der Mensch mit seinem geschaffenen Verstand und seinen diesseitigen Vorstellungen jetzt nur einen blassen analogen Zugang zum Verstehen des Ewigen hat. Er ist vollständig an die innerweltlichen Gegebenheiten des Raumes und der Zeitenfolge gebunden und daher nur begrenzt fähig, göttliches Sein  zu begreifen. Werfen wir am Dreifaltigkeitssonntag einen Blick auf die Bibel, auf die kirchliche Lehre und auf die Liturgie!

Die Bibel
Wir hätten die Dreifaltigkeit Gottes nicht erfahren, wenn sie uns nicht geoffenbart worden wäre. Die Aussagen Jesu haben die Jünger allmählich zur Erkenntnis geführt, dass der ewige Gott in Jesus Mensch geworden ist und der Heilige Geist gesandt werden wird. Jesus weist immer wieder darauf hin, dass er mit dem Vater eins ist und dass er seinen Geist senden wird, um sie alles zu lehren.
So berührt die Dreifaltigkeit auch das zweite große Glaubensgeheimnis von der Menschwerdung Gottes. Im Prolog des Johannesevangeliums wird diese Wahrheit deutlich ausgesprochen: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ Unter dem Begriff „Wort“ wird die zweite göttliche Person verstanden. Dann heißt es: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“ Und zum Schluss lesen wir: „Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.“
Viele Stellen des Neuen Testaments weisen auf die Dreifaltigkeit des einen Gottes hin. Im heutigen Evangelium spricht Jesus über den Heiligen Geist: „Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden.“

Die Lehre der Kirche
Der eine Gott ist dreifaltig. Es gibt in dem einen göttlichen Wesen die drei göttlichen Personen. Im großen Glaubensbekenntnis wird formuliert: „Wir glauben an den einen Gott,... Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit; Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; ... Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird...“
Diese Aussagen weisen auf die innergöttlichen Beziehungen hin und betonen, dass Gott nicht in unendlicher Ferne und totaler Einsamkeit existiert. In ihm gibt es die reichste Fülle innergöttlichen Lebens und höchste Glückseligkeit. Weil wir in unserem diesseitigen Denken die Einheit der drei göttlichen Personen nicht begreifen können, schreiben wir gelegentlich die Schöpfung dem Vater, die Erlösung dem Sohn und die Heiligung dem Heiligen Geist zu. Doch gibt es in Gott diese Trennung in dieser von uns erdachten Form nicht. Das Wirken Gottes in der Welt geschieht in gleicher Weise durch die drei göttlichen Personen gemeinsam.

Die Lehre in der Liturgie
In der Präfation des heutigen Sonntags beten wir: „Mit deinem Sohn und dem Heiligen Geist bist du der eine Gott und der eine Herr, nicht in der Einzigkeit einer Person, sondern in den drei Personen des einen Wesens. Was wir auf deine Offenbarung hin von deiner Herrlichkeit glauben, das bekennen wir ohne Unterschied von deinem Sohn, das bekennen wir vom Heiligen Geiste. So beten wir an im Lobpreis des wahren und ewigen Gottes die Sonderheit in den Personen, die Einheit im Wesen und die gleiche Fülle in der Herrlichkeit.“ Vieltausendmal wird täglich von den Priestern auf der ganzen Welt das „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist...“ gebetet. Die Kirche wendet sich in ihren offiziellen Gebeten zumeist an den Dreifaltigen Gott.

Diese Glaubenswahrheit von der Dreifaltigkeit Gottes hat für den Christen höchste Bedeutung. Er weiß sich an den gewaltigen Lebens- und Liebesstrom, der die Welt trägt, angeschlossen. Er ist nicht vergessen und verloren. Durch Jesus wird ihm Gottes Nähe und die damit verbundene Rettung zum Leben in Fülle angeboten und geschenkt. Er soll einst endgültig an der Glückseligkeit Gottes teilnehmen. Seine adäquate Antwort kann nur Glaubenstreue und dankbare Anbetung sein. (merli@utanet.at)

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Fronleichnam
 20. 6. 2019
 Lk 9, 11b-17
11Jesus redete zu ihnen vom Reich Gottes und heilte alle, die seine Hilfe brauchten.
12Als der Tag zur Neige ging, kamen die Zwölf zu ihm und sagten: Schick die Menschen weg, damit sie in die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen, dort Unterkunft finden und etwas zu essen bekommen; denn wir sind hier an einem abgelegenen Ort.
13Er antwortete: Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sagten: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische; wir müssten erst weggehen und für all diese Leute Essen kaufen.
14Es waren etwa fünftausend Männer. Er erwiderte seinen Jüngern: Sagt ihnen, sie sollen sich in Gruppen zu ungefähr fünfzig zusammensetzen.
15Die Jünger taten, was er ihnen sagte, und veranlassten, dass sich alle setzten.
16Jesus aber nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, segnete sie und brach sie; dann gab er sie den Jüngern, damit sie diese an die Leute austeilten.
17Und alle aßen und wurden satt. Als man die übrig gebliebenen Brotstücke einsammelte, waren es zwölf Körbe voll.
Gedanken zum Fest

Im heutigen Evangelium geht es um die wunderbare Speisung der Menschen. Dieser Bericht bereitet im Johannesevangelium auf die eucharistische Rede des nächsten Tages vor. Bei Lukas folgen das Messiasbekenntnis des Petrus, die Ankündigung des Leidens Jesu und seine Verklärung.
Im Mittelpunkt des heutigen Festes steht die Eucharistie, übersetzt „Danksagung“. So erscheint vor unseren Augen das Letzte Abendmahl, wo die Speise für das Ewige Leben gereicht wurde.
Wir verstehen unter Eucharistie die Gegenwart Jesu unter den Gestalten von Brot und Wein als Gott und Mensch, mit Fleisch und Blut, mit Leib und Seele, wie er sich dem Vater für die Menschen hingibt und ihnen zur Seelenspeise wird.
Manchmal wird das heutige Fest auch der feierliche Gründonnerstag genannt, an dem die Kirche die eucharistische Gemeinschaft in besonders festlicher Weise feiert.

Die Festmesse
Der besonders geschmückte Altar im Freien, die feierliche Gestaltung des Gottesdienstes und die Prozession waren immer Bekenntnis und auch Schauspiel.
Die Bedeutung der Messfeier liegt aber nicht in der Art, wie sie gefeiert wird. Ihre Bedeutung beruht auf das Aufleben eines Geschehens, das unter den Glaubenden überzeitlich gegenwärtig wird, wo immer man des Leidens, Sterbens und der Aufehrstehung Jesu betend gedenkt.
Alles, was Jesus durch seine liebende Hingabe für die Welt gewirkt hat, wird in der Feier der heiligen Messe denen zuteil, die sie im Glauben vereint feiern: Vergebung, Erneuerung, Rettung, Spendung des Heiligen Geistes, Stärkung und damit verbunden Hoffnung und Liebe. Wer die Messe mitfeiert, wird hineingenommen in das Erlösungswerk Jesu, er steht unter dem Kreuz und gewinnt Anteil an der Erlösung. Reichen „windige Ausreden“ und „wichtige Gründe“, um von der Sonntagsmesse fern zu bleiben?

Kommunion
„Wer mein Fleisch isst und mein Blut trink, der bleibt in mir und ich in ihm.“ Wir essen das Sichtbare und erhalten das Unsichtbare. Jesus nimmt uns in seine Gesinnungen, seine Liebe, sein Herz hinein. So entsteht eine Lebensverbindung. Es gibt keine größere Gabe für den sterblichen Menschen, als in die Auferstehungswirklichkeit Jesu einbezogen zu werden. Dies bedeutet natürlich Nähe Gottes und damit Neugeburt,  Erlösung, Unsterblichkeit und schließlich zuletzt beglückende Vollendung.

Bekenntnis
Die feierliche Prozession soll öffentlich zeigen, woran wir glauben und worüber wir uns freuen. Wir verkünden allen am Wege und darüber hinaus einer ganzen Pfarrgemeinde unsere Dankbarkeit für diese Gabe unserer Glaubensgemeinschaft. Wir bekennen, dass uns die Messe und die Kommunion keine nebensächlichen Heilsgaben sind, sondern den Mittelpunkt unseres christlichen Lebens darstellen. Wir bezeugen, dass wir ohne Sonntagsmesse und ohne recht verstandene Kommunion überhaupt kein normales christliches Leben führen können. Deshalb wird die Feier mit viel Liebe vorbereitet, und es werden alle Mittel der Festlichkeit ausgeschöpft. Wenn auch die Fernstehenden die äußere Prachtentfaltung bewundern, wissen wir doch, dass es hier um das wesentlichste Gut unseres Glaubens geht.

Fronleichnam bedeutete im Mittelalter „Leib des Herrn“. Unter Leib und Blut versteht die Schrift den ganzen Menschen. Der verklärte Jesus ist bei uns. Wir können in seiner Nähe leben. Ohne Jesus in der Eucharistie sind wir Verlorene. Bei ihm sind wir geborgen, unser gemeinsamer Glaube kann erstarken und retten (merli@utanet.at)