Montag, 10. Juni 2019


12. Sonntag im Jahreskreis

23. 6. 2019 

Lk 9, 18-24
18Jesus betete einmal in der Einsamkeit, und die Jünger waren bei ihm. Da fragte er sie: Für wen halten mich die Leute?
19Sie antworteten: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija; wieder andere sagen: Einer der alten Propheten ist auferstanden.
20Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Petrus antwortete: Für den Messias Gottes.
21Doch er verbot ihnen streng, es jemandem weiterzusagen.
22Und er fügte hinzu: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen.
23Zu allen sagte er: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
24Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.
Gedanken zum Evangelium

Man redet im Land über Jesus. Die Meinungen über ihn gehen auseinander. Im heutigen Abschnitt aus dem Lukasevangelium korrespondiert das Messiasbekenntnis mit der Leidensankündigung und der Aufforderung zur Nachfolge auch im Kreuz.

„Jesus betete einmal in der Einsamkeit.“
Bei den Berichten über bedeutende Ereignisse und wichtige Entscheidungen erwähnt Lukas wiederholt das vorausgehende Gebet. Jesus ist in seinem ganzen Leben auf den Vater hingeordnet und im Gebet mit ihm verbunden.
So kann er uns Vorbild sein für unser tägliches Leben und für die Entscheidungen, die wir zu treffen haben. Auch wir sind eingeladen, in der Gegenwart Gottes zu leben, uns im Gebet an ihn zu wenden und unseren Lebensweg an seinem Willen zu prüfen.

„Für wen halten mich die Leute?“
Die gängigen Vorstellungen der Menschen werden nun angeführt. Wer Jesus nur oberflächlich kennt, kommt zu abstrusesten Vorstellungen und Meinungen über Jesus. Nur am Rande mit ihrer Glaubensgemeinschaft verbundene Christen oder ganz fern stehende geben ungeprüft und bedenkenlos ihre Ansichten über Jesus, über den christlichen Glauben oder auch über christliche Normen und Vorschriften kund.
Wenn Christen über Jesus reden, soll ihr Wort von Ernst und Fachkenntnis getragen sein. Leichtfertige Meinungsäußerungen sind nicht angebracht, wenn es um Gottes Gegenwart in Jesus geht.

„Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“
Diese Frage stellt sich jedem reifen Christen. Wer seine Taufe bewusst „unterschreibt“, kann an dieser Frage nicht vorbeigehen. Die Konsequenzen einer Antwort sind so gewaltig, dass wir uns nicht vom ernsten Bemühen um eine rechte Antwort dispensieren dürfen. Oberflächlichkeit ist nicht am Platz, wenn es um Jesus und damit um Leben und Tod, um Rettung oder Verderben, um Heil oder Unheil geht.

„Petrus antwortete: Für den Messias Gottes“.
In aller Namen gibt Petrus eine gläubige Antwort. Wenn die Apostel auch noch nicht die letzte Wahrheit über Jesus begreifen konnten, haben sie doch schon gespürt, dass er der Gottgesandte ist.
Auch unsere Antwort auf diese entscheidende Frage ist gefordert. Jeden Sonntag bekennen wir uns zu diesem Jesus, der unser Messias, Retter, Befreier und Erlöser ist. Auch wir müssen uns allerdings damit abfinden, dass unser Verstehen des Geheimnisses der Menschwerdung Gottes in Jesus bruchstückhaft bleibt.

„Der Menschensohn muss vieles erleiden...“
Jesus verbietet den Jüngern, ihren Glauben an ihn zu verbreiten, weil noch kein Verständnis für seine Sendung als Messias, die über Kreuz und Tod führt, vorhanden ist. Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem dabei, sie auf diese dort zu erwartenden Ereignisse vorzubereiten. Auch wir heutigen Christen des Wohlstands neigen dazu, in unserem Glauben nur Glücksverheißung zu hören und Freude zu erwarten. Dabei vergessen wir, dass die Auferstehung zur Rettung und zur Freude auch für uns häufig über Versagen, Leid und Tod geht. Christliche Hurra-Optimisten sind allzu leicht begeistert und bei Schwierigkeiten ebenso schnell enttäuscht.

„...wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es retten.
Täglich sein Kreuz auf sich zu nehmen und so Jesus nachzufolgen, ist der normale Weg eines rechten christlichen Lebens. Der Christ ist aufgerufen, sein Lebensschicksal und am Ende sein Todesschicksal vertrauend aus der Hand Gottes anzunehmen. Er folgt so Jesus nach und wird in dieser Treue zu ihm auch jetzt schon zunehmend in seine Auferstehung hineingenommen.

Wir erhalten auch heute wieder Orientierung für ein christliches Leben. Die täglichen Ereignisse und Aufgaben sind in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Wir leben als Jünger Jesu in seiner Freundschaft und können unseren Weg mit ihm zuversichtlich gehen. Wir wissen, dass auch die Kreuze Sinn haben und uns am Ende die Fülle des Lebens und die Vollendung erwarten. (merli@utanet.at)