Sonntag, 16. Juni 2019


Herz-Jesu-Fest

 28. 6. 2019

Lk 15, 3-7
3Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte:
4Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet?
5Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern,
6und wenn er nach Hause kommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wieder gefunden, das verloren war.
7Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.
Gedanken zum Fest

Vor fünfzig oder mehr Jahren hatte im religiösen Leben der Christen die Herz-Jesu-Verehrung einen festen Platz. Damit waren Heilsverheißungen verknüpft. Man feierte die Herz-Jesu- Freitage, ging beichten und zur Kommunion und stellte etwas kitschig anmutende Herz-Jesu-Statuen in den Kirchen auf. Diese Frömmigkeit hatte etwas Sentimentales oder gar Süßliches an sich. Herz-Jesu-Lieder und -Gebete bezeugen dies bis heute.
In den letzten Jahrzehnten hat sich ein mehr sachlicher, nüchterner oder wesentlicher und theologisch fundierter Kult im Blick auf das Herz Jesu entwickelt. Die Gesinnungen der Liebe, des Erbarmens und der Ehrfurcht, die bei Jesus zu sehen und zu spüren sind, stehen im Vordergrund. Diese zu betrachten und von ihnen zu lernen ist ein wesentlicher Sinn des Festes. Das reiche Innenleben Jesu, das unter dem Wort Herz zusammengefasst werden kann, soll Wegweisung für die Christen sein. Blicken wir auf dieses „Herz.“

Gehorsam und Ehrfurcht gegen Gott
Jesus kam, um den Willen des Vaters zu erfüllen. Wir lehnen uns gegen Gott auf, wir suchen das Glück bei vergänglichen Gütern, wir kümmern uns um Gott zu wenig, wir sündigen in Gleichgültigkeit und Lieblosigkeit gegen Gottes Zuwendung. Jesus erfüllt den Willen Gottes an unserer Stelle und somit seine Lebensaufgabe bis in den Tod. Er ist „gehorsam bis zum Tod.“

Wahrhaftigkeit
Unter den Menschen sind Heuchelei und Falschheit weit verbreitet. Die Lüge wird in der großen Politik als Diplomatie verkauft. Sie ist in der Gesellschaft täglich gegenwärtig. Sie tarnt sich als Notlüge, ist eine Folge von Angeberei, entspringt der Feigheit und zerstört letztlich das Vertrauen in der Gesellschaft. Man findet selten Menschen, die ganz aufrichtig und lauter sind.
Jesus fasziniert durch seine Wahrhaftigkeit. Er kennt keine Falschheit. Ihm kann man vertrauen. Für Christen gilt, sich an seiner Lauterkeit zu orientieren.

Barmherzigkeit
Menschen belauern einander. Wer Fehler begeht, der wird beurteilt und nicht selten verurteilt. Dahinter steht häufig Selbstgerechtigkeit. Wo man selbst fehlt, da gibt es die Entschuldigung und Freisprechung. Wo andere fehlen, da wird schwerer gewichtet. So verbinden sich Falschheit, Überheblichkeit und Missgunst und werden zum Richter über die Mitmenschen.
Jesus bagatellisiert die Sünde nicht. Aber er wendet sich dem Sünder mit Wohlwollen zu, hat Mitleid und Verständnis für seine Situation. Vor allem sagt er ihm Befreiung zu und führt so zu Reue, Bekehrung, Freude und Freiheit. Christen sollten auf Jesus schauen und Wegbereiter zu neuer Hoffnung sein. Das Gleichnis vom verlorenen Schaf zeigt diese Gesinnung auf.

Liebe
Alle Tugenden, alle positiven Gesinnungen sind in der Liebe zusammengefasst. „Eine größere Liebe hat niemand als der, der sein Leben hingibt für seine Freunde.“ In Jesus ist die höchste Liebe göttliches Lebenselement. In ihm ist Gottes Liebe mit der menschlichen Liebe vereint. Diese Liebe enttäuscht nicht, sie beseelt, heilt, befreit und beglückt. Wer diese Liebe des Herzens Jesu studiert und betrachtet, der erkennt, was Liebe in seinem Leben bedeuten könnte, der spürt die Beglückung in der Nähe dieser belebenden Liebe, der weiß, was er an Jesu Freundschaft hat.

Wenn hier auch nicht auf alle Gesinnungen des reichen Innenlebens Jesu eingegangen werden kann, so lässt sich doch erahnen, dass Herz-Jesu-Verehrung auch heute aktuell und modern ist. Auf Jesus zu schauen bedeutet Trost, Freude und Geborgenheit. Wer an ihm Maß nimmt, dessen Lebensweg wird erhellt und  führt zum letzten Ziel des glückseligen Lebens bei Gott (merli@utanet.at).