Herz-Jesu-Fest
28. 6. 2019
Lk 15, 3-7
3Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte:
4Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon
verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht
dem verlorenen nach, bis er es findet?
5Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die
Schultern,
6und wenn er nach Hause kommt, ruft er seine Freunde und
Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf
wieder gefunden, das verloren war.
7Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude
herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig
Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.
Gedanken zum Fest
Vor fünfzig oder mehr Jahren
hatte im religiösen Leben der Christen die Herz-Jesu-Verehrung einen festen
Platz. Damit waren Heilsverheißungen verknüpft. Man feierte die Herz-Jesu-
Freitage, ging beichten und zur Kommunion und stellte etwas kitschig anmutende
Herz-Jesu-Statuen in den Kirchen auf. Diese Frömmigkeit hatte etwas
Sentimentales oder gar Süßliches an sich. Herz-Jesu-Lieder und -Gebete bezeugen
dies bis heute.
In den letzten Jahrzehnten hat
sich ein mehr sachlicher, nüchterner oder wesentlicher und theologisch fundierter
Kult im Blick auf das Herz Jesu entwickelt. Die Gesinnungen der Liebe, des
Erbarmens und der Ehrfurcht, die bei Jesus zu sehen und zu spüren sind, stehen
im Vordergrund. Diese zu betrachten und von ihnen zu lernen ist ein
wesentlicher Sinn des Festes. Das reiche Innenleben Jesu, das unter dem Wort
Herz zusammengefasst werden kann, soll Wegweisung für die Christen sein.
Blicken wir auf dieses „Herz.“
Gehorsam und
Ehrfurcht gegen Gott
Jesus kam, um
den Willen des Vaters zu erfüllen. Wir lehnen uns gegen Gott auf, wir suchen
das Glück bei vergänglichen Gütern, wir kümmern uns um Gott zu wenig, wir
sündigen in Gleichgültigkeit und Lieblosigkeit gegen Gottes Zuwendung. Jesus
erfüllt den Willen Gottes an unserer Stelle und somit seine Lebensaufgabe bis
in den Tod. Er ist „gehorsam bis zum Tod.“
Wahrhaftigkeit
Unter den
Menschen sind Heuchelei und Falschheit weit verbreitet. Die Lüge wird in der
großen Politik als Diplomatie verkauft. Sie ist in der Gesellschaft täglich
gegenwärtig. Sie tarnt sich als Notlüge, ist eine Folge von Angeberei,
entspringt der Feigheit und zerstört letztlich das Vertrauen in der
Gesellschaft. Man findet selten Menschen, die ganz aufrichtig und lauter sind.
Jesus fasziniert
durch seine Wahrhaftigkeit. Er kennt keine Falschheit. Ihm kann man vertrauen.
Für Christen gilt, sich an seiner Lauterkeit zu orientieren.
Barmherzigkeit
Menschen
belauern einander. Wer Fehler begeht, der wird beurteilt und nicht selten
verurteilt. Dahinter steht häufig Selbstgerechtigkeit. Wo man selbst fehlt, da
gibt es die Entschuldigung und Freisprechung. Wo andere fehlen, da wird
schwerer gewichtet. So verbinden sich Falschheit, Überheblichkeit und Missgunst
und werden zum Richter über die Mitmenschen.
Jesus
bagatellisiert die Sünde nicht. Aber er wendet sich dem Sünder mit Wohlwollen
zu, hat Mitleid und Verständnis für seine Situation. Vor allem sagt er ihm
Befreiung zu und führt so zu Reue, Bekehrung, Freude und Freiheit. Christen
sollten auf Jesus schauen und Wegbereiter zu neuer Hoffnung sein. Das Gleichnis
vom verlorenen Schaf zeigt diese Gesinnung auf.
Liebe
Alle Tugenden, alle positiven Gesinnungen sind in
der Liebe zusammengefasst. „Eine größere Liebe hat niemand als der, der sein
Leben hingibt für seine Freunde.“ In Jesus ist die höchste Liebe göttliches
Lebenselement. In ihm ist Gottes Liebe mit der menschlichen Liebe vereint.
Diese Liebe enttäuscht nicht, sie beseelt, heilt, befreit und beglückt. Wer
diese Liebe des Herzens Jesu studiert und betrachtet, der erkennt, was Liebe in
seinem Leben bedeuten könnte, der spürt die Beglückung in der Nähe dieser
belebenden Liebe, der weiß, was er an Jesu Freundschaft hat.
Wenn hier
auch nicht auf alle Gesinnungen des reichen Innenlebens Jesu eingegangen werden
kann, so lässt sich doch erahnen, dass Herz-Jesu-Verehrung auch heute aktuell
und modern ist. Auf Jesus zu schauen bedeutet Trost, Freude und Geborgenheit.
Wer an ihm Maß nimmt, dessen Lebensweg wird erhellt und führt zum letzten Ziel des glückseligen Lebens
bei Gott
(merli@utanet.at).