Sonntag, 16. Juni 2019


13. Sonntag im Jahreskreis
 30. 6. 2019
 Lk 9, 51-62
51Als die Zeit herankam, in der er (in den Himmel) aufgenommen werden sollte, entschloss sich Jesus, nach Jerusalem zu gehen.
52Und er schickte Boten vor sich her. Diese kamen in ein samaritisches Dorf und wollten eine Unterkunft für ihn besorgen.
53Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war.
54Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet?
55Da wandte er sich um und wies sie zurecht.
56Und sie gingen zusammen in ein anderes Dorf.
57Als sie auf ihrem Weg weiterzogen, redete ein Mann Jesus an und sagte: Ich will dir folgen, wohin du auch gehst.
58Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.
59Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben.
60Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes!
61Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass mich von meiner Familie Abschied nehmen.
62Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.
Gedanken zum Evangelium

Im Reisebericht des Lukas werden verschiedene Ereignisse erzählt, die alle auch auf das kommende Leiden und Sterben und auf die Auferstehung in Jerusalem hingeordnet sind. In den Berichten werden notwendige Grundhaltungen derer sichtbar, die Jesus nachfolgen, und es wird die Wichtigkeit der Botschaft Jesu vom Reich Gottes betont.

„Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war.“
Die alten politischen Auseinandersetzungen und religiösen Meinungsverschiedenheiten zwischen Juden und Samaritanern bilden offenbar den Hintergrund dieser Ablehnung. Wie oft konnte im Laufe der Geschichte des Christentums letztlich Jesus nicht aufgenommen werden, weil man alte Ressentiments, politische Erblasten und religiöse Zwistigkeiten nicht begraben konnte oder wollte! Es besteht heute mehr denn je Handlungsbedarf, die christliche Einheit zu suchen und zu wagen, damit das Reich Gottes zu allen kommen kann.

„Da wandte er sich um und wies sie zurecht.“
Die Jünger wollen die Dorfbewohner bestrafen, weil sie Jesus die Gastfreundschaft verweigern. Sie finden diese Ablehnung unerhört, erregen sich und rufen nach Verdammung.
Die Gesinnung Jesu, die seine Jünger wie auch wir lernen müssen, ist Geduld mit den Irrenden. Christen verkraften ohne Verbitterung auch die Ablehnung ihres Glaubens und die Abweisung ihrer Botschaft. Christliche Toleranz besteht in der Bereitschaft, Andersdenkenden in der Gesinnung Jesu zu begegnen. Jesus nachfolgen bedeutet, selbst in der Wahrheit festzustehen, aber die ehrliche Überzeugung anderer zu achten.

„Folge mir nach!“
Es folgen Berufungsberichte. Tote Verwandte zu begraben, war heilige Pflicht der Juden. Auch Familienbande wurden hochgeschätzt. Die Worte Jesu stellen diese nicht in Frage. Lukas will mit den geschilderten Szenen andeuten, dass die Gefolgschaft Jesu von besonderer Bedeutung ist und dass der Verkündigung des Gottesreiches höchste Priorität zukommt.
Dies beinhaltet für unsere heute gängige Art christlichen Lebens eine ernste Mahnung. Viele meinen ja, so nebenbei christlich leben zu können, „wenn es einem taugt“, „wenn man Zeit hat“ oder „wenn es etwas bringt.“
Der Leser des Evangeliums erfährt andere Maßstäbe. Christliches Leben und die Nachfolge Jesu verlangen Entschiedenheit, die tragfähig ist und nicht von den „täglichen Notwendigkeiten“ verwässert werden darf. Wer „die Hand an den Pflug legt“, soll nicht nach anderen Möglichkeiten ausschauen oder versäumten Gelegenheiten nachtrauern. Er soll seinen Weg unbeeindruckt mit Jesus gehen.

Wer den Text des heutigen Evangeliums aufmerksam liest, erfährt wieder ein wenig mehr, wie christliches Leben aussehen soll und wie er für sein Christsein eine Neuorientierung vornehmen kann. Wir alle sind eingeladen, auf unserem „Weg nach Jerusalem“ Jesus nachzufolgen. Es ist zeitweise ein Weg des Leidens und Sterbens, führt aber immer zur Auferstehung und Verherrlichung (merli@utanet.at).

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Fest der Geburt des Johannes des Täufers

24. 6.

Evangelium vom Vorabend:
Lk 1, 5-17
5Zur Zeit des Herodes, des Königs von Judäa, lebte ein Priester namens Zacharias, der zur Priesterklasse Abija gehörte. Seine Frau stammte aus dem Geschlecht Aarons; sie hieß Elisabet.
6Beide lebten so, wie es in den Augen Gottes recht ist, und hielten sich in allem streng an die Gebote und Vorschriften des Herrn.
7Sie hatten keine Kinder, denn Elisabet war unfruchtbar, und beide waren schon in vorgerücktem Alter.
8Eines Tages, als seine Priesterklasse wieder an der Reihe war und er beim Gottesdienst mitzuwirken hatte,
9wurde, wie nach der Priesterordnung üblich, das Los geworfen, und Zacharias fiel die Aufgabe zu, im Tempel des Herrn das Rauchopfer darzubringen.
10Während er nun zur festgelegten Zeit das Opfer darbrachte, stand das ganze Volk draußen und betete.
11Da erschien dem Zacharias ein Engel des Herrn; er stand auf der rechten Seite des Rauchopferaltars.
12Als Zacharias ihn sah, erschrak er, und es befiel ihn Furcht.
13Der Engel aber sagte zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Dein Gebet ist erhört worden. Deine Frau Elisabet wird dir einen Sohn gebären; dem sollst du den Namen Johannes geben.
14Große Freude wird dich erfüllen, und auch viele andere werden sich über seine Geburt freuen.
15Denn er wird groß sein vor dem Herrn. Wein und andere berauschende Getränke wird er nicht trinken, und schon im Mutterleib wird er vom Heiligen Geist erfüllt sein.
16Viele Israeliten wird er zum Herrn, ihrem Gott, bekehren.
17Er wird mit dem Geist und mit der Kraft des Elija dem Herrn vorangehen, um das Herz der Väter wieder den Kindern zuzuwenden und die Ungehorsamen zur Gerechtigkeit zu führen und so das Volk für den Herrn bereit zu machen.
Evangelium vom Tag:
Lk 1, 57-66.80
57Für Elisabet kam die Zeit der Niederkunft, und sie brachte einen Sohn zur Welt.
58Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, welch großes Erbarmen der Herr ihr erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr.
59Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes und wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben.
60Seine Mutter aber widersprach ihnen und sagte: Nein, er soll Johannes heißen.
61Sie antworteten ihr: Es gibt doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt.
62Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen das Kind haben solle.
63Er verlangte ein Schreibtäfelchen und schrieb zum Erstaunen aller darauf: Sein Name ist Johannes.
64Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen, und er redete und pries Gott.
65Und alle, die in jener Gegend wohnten, erschraken, und man sprach von all diesen Dingen im ganzen Bergland von Judäa.
66Alle, die davon hörten, machten sich Gedanken darüber und sagten: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Denn es war deutlich, dass die Hand des Herrn mit ihm war.
80Das Kind wuchs heran, und sein Geist wurde stark. Und Johannes lebte in der Wüste bis zu dem Tag,
an dem er den Auftrag erhielt, in Israel aufzutreten.
Gedanken zum Fest

Für den Evangelisten Lukas besteht zwischen der Sendung des Gottesmannes Johannes  (hebr. Johanan = Gott ist gnädig) und der Sendung Jesu ein untrennbarer Zusammenhang. Die Jünger des Johannes sollen zu Jesus finden, den der Prophet ankündigt.

Betrachten wir das Leben dieses Gottgesandten Johannes.
Gottes Verheißung stand schon am Anfang seines Lebens. Er wurde als Gnadengeschenk Gottes angekündigt und empfangen. Es war ihm eine Aufgabe von Gott übertragen.
Jedes Leben ist letztlich ein Gandengeschenk und jeder Mensch empfängt von Gott seinen Lebensauftrag. Vor jedem von uns stehen die Fragen: Welchen Auftrag habe ich? Was sind meine Lebensaufgaben? Ein sinnvolles Leben besteht darin, diesen Auftrag zu hören und die gestellten Aufgaben zu erfüllen.
Johannes weist auf eine Wirklichkeit hin, die sich nicht in diesseitigen Werten erschöpft. Er erstrebt keinen Luxus, führt ein karges Leben in der Hinwendung zu Gott und fordert Umkehr.
Christen bauen ihr Leben nicht auf vergängliche Güter, sie kleben nicht geizig am Geld, verwenden ihre Zeit nicht nur zur Vermehrung ihres Wohlstandes, um das Leben zu genießen, und streben nach Werten, die von Gott kommen. Sie leben in einer gelassenen Freiheit und Unabhängigkeit im Getriebe und Gehetze ihrer Umgebung.

Johannes sagt über Jesus: „Er muss wachsen, ich muss abnehmen.“
Dieses Bestreben, nicht sich selbst in den Vordergrund zu spielen, sondern Jesus der Welt zu verkünden, bewahrt Amtsträger und pfarrliche Mitarbeiter vor Selbstdarstellung und Geltungssucht. In Demut dem Reich Gottes und somit den Menschen zu dienen, heißt der Lebensgrundsatz der Jünger Jesu.

Der Prophet riskiert wegen seiner Standfestigkeit und seines Mutes, auch Machthabern die göttliche Wahrheit zu bezeugen, sein Leben.
Es gibt Angsthasen-Christen, die ihren Glauben nur unter Gleichgesinnten bekennen, ihre Gesinnung aber vor Glaubensschwachen oder Ungläubigen verheimlichen. Diese sind mit sich selbst unzufrieden und können ihren Mitmenschen keinen Halt geben. Es wären kräftige Mutinjektionen erforderlich, um dem zu entsprechen, was christlich glauben bedeutet. Bescheidenes christliches Selbstbewusstsein stünde uns allen gut an. Dazu braucht es aber innere Kraft, die aus gläubigem Leben strömt. Gelegentlich fehlt auch eine solide Kenntnis des eigenen Glaubens, um sich in Diskussionen einlassen zu können.

Die Einsatzbereitschaft des Johannes im Dienste Gottes und seine unbeugsame Konsequenz in der Treue zu ihm sind für die Christen aller Zeiten beispielhaft. (merli@utanet.at)

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Fest der heiligen Petrus und Paulus

29. Juni
Mt 16, 13-19
13Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn?
14Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten.
15Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?
16Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!
17Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.
18Ich aber sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.
19Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.
Zum Evangelium
Für die Jünger Jesu ist es wesentlich, seine Lehre zu verstehen, und dazu ist es notwendig, auch Klarheit über seine Person zu haben. Diese Klarheit zu schaffen ist der Zweck der Frage Jesu: Für wen halten die Leute den Menschensohn? „Die Leute“ - „ihr aber“ - ­„Simon Petrus“: das sind drei Stufen des Glaubens und des Erkennens.
Im Markusevangelium lautet die Antwort des Petrus: „Du bist der Messias“ (Mk 8, 29); bei Matthäus fügt er hinzu: „der Sohn des lebendigen Gottes“. Diese Antwort ist schon in Mt 14,33 vorbereitet, wo die Jünger in einer plötzlichen Helligkeit sagten: „Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn“.
Auf Petrus und seinen Glauben baut Jesus seine Kirche; sie wird dem Ansturm der Todesmächte, den Nöten, die der Ankunft des Menschensohnes vorausgehen, nicht unterliegen.
Aber es ist keine triumphierende Kirche, die Jesus gründet. Er selbst, der Menschensohn, muss „vieles erleiden und getötet werden“ (Mt 16, 21); auch Petrus wird lernen müssen, nicht das zu denken, „was die Menschen wollen“, sondern „das, was Gott will“ (Mt 16, 23). - Mk 8, 27-29; Lk 9, 18-20 (Aus Schott-Messbuch).