23. Sonntag im Jahreskreis
8. 9. 2019
Lk 14, 25-33
In jener Zeit
25als viele Menschen
Jesus begleiteten; wandte er sich an sie und sagte:
26Wenn jemand zu mir
kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja
sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein.
27Wer nicht sein Kreuz
trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.
28Wenn einer von euch
einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und rechnet, ob
seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen?
29Sonst könnte es
geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertig
stellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten
30und sagen: Der da
hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen.
31Oder wenn ein König
gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und
überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der
mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt?
32Kann er es nicht,
dann schickt er eine Gesandtschaft, so lange der andere noch weit weg ist, und
bittet um Frieden.
33Darum kann keiner
von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.
Gedanken zum Evangelium
Wenn auch die Worte Jesu in
erster Linie auf die notwendige radikale Nachfolge seiner Jünger hinweisen,
gelten sie doch auch für alle Christen, die ihren Glauben ernst nehmen und Jesu
Weisungen Gewicht beimessen. Schauen wir uns diese ernsten Worte an.
Jesus ist die Mitte im
Christenleben.
Mit der Nachfolge Jesu beginnt
eine neue Beziehung, die tiefer und stärker ist als alle sonstigen
Gemeinschaften. Hier geht es nicht mehr nur um Kontakte zu Angehörigen,
Freunden oder Bekannten. Hier geht es um eine Lebensgemeinschaft, die Herz und
Verstand ergreift und dem Menschen göttliches Leben und damit innere Erneuerung
und Heilung bringt. Hier ist eine neue Wertung des Christseins, des religiösen
Lebens, des Glaubens gefordert und all dessen, was die Beziehung zu Gott in
Jesus Christus ausmacht, mehrt und festigt.
Wer das in ruhigen Stunden
bedenkt, erkennt erst, wie oberflächlich sein religiöses Leben dahinplätschert, wie mangelhaft seine
Entscheidung für die Nachfolge Jesu ausgefallen ist und dass sein christliches
Leben von Grund auf erneuert und verbessert werden müsste. Dies zu ahnen oder
zu erkennen, ist für jeden Christen heilsam. Die Worte Jesu sind dabei
Motivation, Wegweisung und seelische Stütze.
Nachfolge bedeutet auch, sein
Kreuz vertrauend zu tragen.
Unter Kreuz können wir vieles
verstehen: Es gibt die schweren Lasten seelischer oder körperlicher Krankheit,
die mangelnde Anerkennung, das leichtsinnig verspielte Glück, die zerbrochene
Liebe, den Verlust eines nahe stehenden Menschen oder auch die Angst vor dem
nahenden unausweichlichen Tod. Aber auch die berufliche Situation oder die
tägliche Plage eines intakten oder gar gestörten Familienlebens können
zeitweise belasten. Diese Kreuze zusammen gehören zum Schicksal eines Menschen.
Die Bereitschaft, sein Kreuz als
Jünger Jesu zu tragen und ihm so nachzufolgen, bedeutet, das eigene
Lebensschicksal mit ruhigem Vertrauen aus der Hand Gottes anzunehmen. Der
Christ muss keine Kreuze suchen, er kann frohe Stunden genießen. Er versucht
aber auch immer, wenn es notwendig ist, zu den Lasten und Kreuzen, die ihn
begleiten, sein Ja zu sagen. Die Worte Jesu im heutigen Evangelium regen uns
an, dies zu bedenken und unseren Rucksack der Lasten in Hinkunft vertrauensvoll
zu tragen.
Besitz und Reichtum sind
vergängliche Werte.
Die meisten von uns sind
begütert. Wir haben finanzielle Reserven, können uns Annehmlichkeiten leisten.
Hunger oder Not kennen wir vielleicht noch aus der Erinnerung. Heutige junge
Menschen haben überhaupt keine Erfahrung persönlicher Notlage.
Jesus will uns auf einen Weg der
Freiheit führen. Nicht selten warnt er vor zu viel Inanspruchnahme durch
weltliche Güter. Der Jünger Jesu soll auch in der gängigen Faszination
vergänglicher Werte seine Abhängigkeit von Geld, Macht und Wohlstand reduzieren
und überwinden. Dies geschieht durch ein einfaches Leben mit freiwilligem
Verzicht, gekoppelt mit Werken der Liebe.
Ein Jünger Jesu lässt sich nicht
in einen gierigen Wettlauf um Reichtum ein, er hilft wo Not ist und hängt sein
Herz und sein Leben nicht seelenlos an Vergängliches. Er unterscheidet sich von
der rein diesseitig orientierten Welt, die um ihn herum vor lauter Sucht nach
Mehr hastet, dabei womöglich innerlich ängstlich zittert und stöhnt.
Die zwei Beispiele des
Evangeliums vom leichtfertigen Turmbau und vom unüberlegten Feldzug gegen den
Feind wollen verdeutlichen, dass es ebenso leichtfertig, unsinnig und dumm ist,
sein Vertrauen auf Wohlstandsangebote zu setzen und davon sein Lebensglück zu
erwarten. (merli@utanet.at)