Mittwoch, 28. August 2019


Biblische Berichte hinterfragt

Juli 2019

Viele Jahrhunderte hindurch dachte man, die Bibelberichte schilderten immer wörtlich zu nehmende tatsächliche Ereignisse. Erzkonservative Prediger halten bis heute an der wörtlichen Auslegung der Bibeltexte fest. Dies irritiert manche Christen angesichts der heute selbstverständlichen Erkenntnisse über die Entstehung des Sonnensystems, unserer Erde und  über das Werden des Menschen. Verschiedene biblische Berichte können daher Fragen aufwerfen und Zweifel bewirken.

Im 20. Jahrhundert gab es zunehmend Bibelwissenschaftler, die eine neue Richtung der Textauslegung wiesen. Sie setzten die Berichte in die Zeit ihrer Entstehung, bedachten die damaligen naturwissenschaftlichen Vorstellungen und die Mentalität der Autoren. Man nennt diese Vorgangsweise der Bibelinterpretation „historisch-kritische Methode“.
Eine weitere Feststellung der modernen Bibelkunde ist die Unterscheidung verschiedener  „literarischer Gattungen“ in der Bibel. Solche sind zum Beispiel legendenartige Erzählungen, Gedichte, Hymnen, Gleichnisse, Prophezeiungen, Gesetze und Apokalypsen oder auch historische Berichte.
Man überlegte: Was war die „Aussageabsicht“ der Verfasser, worauf legten sie besonderen Wert? Man erkannte: Die Bibel ist kein naturwissenschaftliches Lehrbuch, sondern ein Glaubensbuch. Für damaligen Erzähler stand  die Genauigkeit der Berichte nicht im Vordergrund, wichtig waren ihnen die Glaubensinhalte. Die Bibelwissenschaft forscht daher heute nach der Glaubensaussage eines Textes, also nach dem für den Glauben relevanten Inhalt.

Es soll diese neue Bibelauslegung an zwei Beispielen kurz erläutert werden:

1. Die Erschaffung der Welt in sechs Tagen. Es handelt sich dabei um einen Hymnus auf die Erschaffung der Welt durch Gott. Gott ist der Urheber des Universums. Alles, was existiert, ist durch Gottes Wirken geworden. Man könnte sagen: Gott hat alles werden lassen und es existiert nichts, das nicht von Gott stammt. Alte Schöpfungsberichte und damalige Vorstellungen über die Welt fließen in den Bibeltext ein.
2. Die Sintflut. Es gibt mehrere uralte Flutberichte. Der biblische Erzähler kennt die damalige Vorstellung von der Erde: Auf der festen Erdplatte und darunter gab es die unteren Wasser. Darüber wölbte sich der Himmel, darüber waren die oberen Wasser. Diese Trennung zerbrach bei der Sintflut und das Wasser bedeckte die ganze Erdscheibe. Soweit die naturwissenschaftliche Vorstellung jener Zeit.
Die Glaubensaussage kurz gefasst: Der Gerechte wird durch Gottes Eingreifen gerettet, der Untreue geht zugrunde.

Der Bibelwissenschaftler hat die Aufgabe, die einzelnen Gattungen der Texte zu unterscheiden und den theologischen Gehalt herauszuarbeiten. Wer sich damit näher befassen will, kann Kommentare zur Bibel studieren. Hier sollte nur einiges angedeutet sein um aufzuzeigen, dass der wesentliche Wahrheitsgehalt der Bibel nicht angezweifelt werden muss.

AM