Montag, 2. September 2019


24. Sonntag im Jahreskreis

15. 9. 2019
Lk 15, 1-32
In jener Zeit
1kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören.
2Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen.
3Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte:
4Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet?
5Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern,
6und wenn er nach Hause kommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wieder gefunden, das verloren war.
7Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.
8Oder wenn eine Frau zehn Drachmen hat und eine davon verliert, zündet sie dann nicht eine Lampe an, fegt das ganze Haus und sucht unermüdlich, bis sie das Geldstück findet?
9Und wenn sie es gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir; ich habe die Drachme wieder gefunden, die ich verloren hatte.
10Ich sage euch: Ebenso herrscht auch bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt.
11Weiter sagte Jesus: Ein Mann hatte zwei Söhne.
12Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf.
13Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen.
14Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht.
15Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten.
16Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon.
17Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um.
18Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt.
19Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner.
20Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
21Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.
22Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an.
23Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein.
24Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern.
25Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz.
26Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle.
27Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat.
28Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu.
29Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte.
30Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet.
31Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein.
32Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden.

Gedanken zum Evangelium

In drei Gleichnissen belehrt Jesus seine Zuhörer, Zöllner und Sünder, aber auch Pharisäer und Schriftgelehrte, über ein wesentliches Gesetz im Reich Gottes, das nun unter seinen Jüngern Geltung haben soll.
Es geht bei allen drei Gleichnissen um die Freude an der Bekehrung des sündigen Menschen, um die barmherzige Zuwendung Gottes zu Armen, Schwachen und Sünder.

Heute nehmen wir vor diesem Hintergrund der Barmherzigkeit Gottes das Gleichnis vom Sohn, der weggeht und dann wieder mit Freuden aufgenommen wird, zum Anlass, über das Sakrament der Buße nachzudenken. In dieser Erzählung finden sich alle Elemente einer guten Beichte:

Der Sohn geht weg.
Er will seine Aufgaben im Familienverband nicht mehr erfüllen und träumt offenbar vom Paradies ohne elterliche Bevormundung. Jede Sünde lockt mit vermeintlicher Freiheit. Das Sich-ausleben-wollen ohne Normen und Zwänge bildet bei jeder moralischen Verirrung den Hintergrund.

Er verschwendet sein Erbteil leichtsinnig und steht am Ende mit leeren Händen und elend da.
Er muss die für Juden niedrigste Arbeit annehmen und befindet sich bei den Schweinen. Gottferne, Verirrung, Leben ohne Gottes Wegweisung bewirken immer ein leeres Herz und führen letztlich in ein moralisches Elend. Heute sucht man - zwar mit mäßigem Erfolg - das schlechte Gewissen zu übertönen, um es nicht beachten zu müssen. Falsche Freiheitsapostel und selbsternannte Lügenpropheten agieren dabei als Totengräber eines gesunden Gewissens.

Er denkt nach und erkennt seine Verirrung.
Wir nennen dies bei der Beichte Gewissenserforschung. Dazu sollte sich jeder Christ täglich Zeit nehmen, natürlich besonders vor jeder Beichte. Anleitungen in aufliegenden Gebetbüchern können dabei helfen.
Den Verirrten überkommt Reue über sein verfehltes Leben. Reue ist die wesentliche Voraussetzung für die Befreiung von Schuld beim Bußsakrament. Reue bedeutet Trauer über die eigene Schwäche, über die Unfähigkeit, richtig zu leben und zu handeln, über den Verlust der aufrechten Beziehung zu Gott. Wer sich mit Alkohol berauscht hat, kann nicht bereuen, dass ihm der Wein geschmeckt hat. Wer Kirschen gestohlen hat, kann nicht bereuen, dass sie ihm gemundet haben. Der Ehebrecher kann die mit seiner Untat verbundene Lust auch nicht bereuen. Der Sünder kann und muss aber das Unrecht vor Gott, seine Lieblosigkeit, Verantwortungslosigkeit und seinen Irrweg bereuen.

Er beschließt heimzukehren.
Mit einer echten Reue ist der Vorsatz verbunden umzukehren, neu zu beginnen und sich um Besserung zu bemühen. Ein solcher Vorsatz ist auch dann echt, wenn man weiß, man werde doch wieder fehlen und Sünden begehen. Der Vorsatz kann nicht immer lauten: „Ich werde nicht mehr sündigen.“ Es kann sein, dass er lauten muss: „Ich will mich ehrlich anstrengen und um Besserung bemühen.“

Der Vater nimmt ihn mit Freuden auf.
Dieses Wissen, dass Gott vergibt, dass er alle Lasten von der Seele nimmt, die der Mensch durch ein verkehrtes Leben auf sich geladen hat, dass Gott alle Wunden heilt, die man sich selbst geschlagen hat, bewirkt tiefe Befreiung, die im Sakrament liebend zugesagt und gewährt wird. Daher die Freude im Innersten des Gewissens.

Das heutige Evangelium ist somit wieder wahre Frohbotschaft und kann für jeden von uns Anlass sein, aufzubrechen und uns immer wieder „nach Hause“ zu begeben. Durch Jesus ist uns im Sakrament der Buße der Weg angeboten und die Befreiung zugesagt. Freude liegt über unserem christlichen Leben auch dann, wenn wir fehlen und uns als Sünder bekennen müssen. (merli@utanet.at)