Sonntag, 15. September 2019


26. Sonntag im Jahreskreis 

29. 9. 2019
Lk 16, 19-31
In jener Zeit sprach Jesus:
19Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte.
20Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war.
21Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren.
22Als nun der Arme starb, wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben.
23In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von weitem Abraham, und Lazarus in seinem Schoß.
24Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir, und schick Lazarus zu mir; er soll wenigstens die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer.
25Abraham erwiderte: Mein Kind, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes. Jetzt wird er dafür getröstet, du aber musst leiden.
26Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, so dass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte.
27Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters!
28Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen.
29Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören.
30Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, nur wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren.
31Darauf sagte Abraham: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.
Gedanken zum Evangelium

Jesus benützt überlieferte Bilder seiner Zeit, um zu mahnen, zu erleuchten, zu lehren und um für seine Zuhörer damals und für uns heute Wegweiser zum richtigen Leben auf dem Weg in die Ewigkeit zu sein. Er will jedoch im heutigen Gleichnis nicht die Situation im jenseitigen Leben realistisch beschreiben.

Das Gleichnis hat fast die Form eines Dramas.
Der Reiche lebt im Überfluss, ohne den Armen zu beachten. Dieser darbt, und niemand sieht seine Not. Der Reiche stirbt und kommt nach seinem feierlichen Begräbnis in die Unterwelt (Hades), hier Ort der Qualen. Der Arme stirbt und wird von den Engeln in die Freude am Tisch des Vaters Abraham gebracht.

Wesentliche Wahrheiten unseres Glaubens leuchten auf:

Des Menschen Existenz erschöpft sich nicht im Leben auf der Erde,
er lebt nach dem Tod in einer neuen Dimension weiter. Das Jetzige hat Bedeutung für das Kommende. Es gibt noch Wichtigeres als Wohlstand in dieser Welt. Wir müssen unser Leben vor Gott verantworten.

Christen sollten bei ihren täglichen Arbeiten, in den Freuden, Sorgen, Plagen oder Ängsten trotz ihrer Sünden nie vergessen: Es gibt die Berufung in die Vollendung bei Gott, die endgültige Befreiung, die Rettung aus jeder Not  und die Fülle des Lebens

Verpflichtung zur Nächstenliebe.

Der Reiche wird im Gleichnis nicht gequält, weil er reich war. Der Arme wird nicht selig, nur weil er arm war. Es geht um Grundhaltungen. Der Reiche lebte im Überfluss und war taub für Gottes Wort, blind für Gott überhaupt, blind für die Armen und für die Berufung zu einem höheren Leben. Seine Hoffnung war allein auf diesseitigem Wohlstand gegründet.
Offenbar liegt im Reichtum die Gefahr der oberflächlichen, rücksichtslosen, rein diesseitigen Lebensführung. Jesus warnt immer wieder vor diesen Fallstricken des Reichtums. Verantwortungsloser und selbstsüchtiger Gebrauch des Besitzes führt in die endgültige Gottferne. Man kann nicht ungestraft Arme verachten und vor der Tür liegen lassen.

Der Christ wird diese Warnung ernst nehmen und sein Leben überprüfen. Er wird an Jesus und seinem Wort Maß nehmen, das ihn zum Umdenken veranlassen, zur Umkehr und zur Buße führen will.

„Sie werden sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.“

Wer nicht mehr auf den Auferstandenen schaut, die Beziehung zu ihm nicht pflegt, seine Einladung missachtet, befindet sich in großer Gefahr, Zukünftiges, Ewiges, seine endgültige Auferstehung in Vollendung zu verspielen.

Hellhörige Christen lassen sich mahnen, zur Nächstenliebe bekehren und retten. Befreiung, Heil, Rettung werden bei jeder Feier des Todes und der Auferstehung Jesu angeboten.
Das Leben kann durch Jesus für alle, die „auf ihn hören“, einen neuen beglückenden Sinn bekommen. (merli@utanet.at)