Montag, 21. Oktober 2019


Allerheiligen

1. November
Mt 5, 1-12a
1Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm.
2Dann begann er zu reden und lehrte sie.
3Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
4Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
5Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.
6Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.
7Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
8Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.
9Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
10Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.
11Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
12Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.
Gedanken zum Fest

Bei der Seligsprechung eines Christen wird von der Kirche nach einem genauen Prüfungsverfahren offiziell festgestellt, dass der Betreffende zu seinen Lebzeiten einen heroischen Grad der Tugend erreicht hat und daher mit Recht im Gebet angerufen werden kann. Dies betrifft bei einer Seligsprechung nur ein bestimmtes Gebiet, bei einer Heiligsprechung die ganze Weltkirche.
Die so „Kanonisierten“ werden damit als Vorbilder für die Christen hingestellt. Der Selig- oder Heiligsprechung gehen bezeugte Gebetserhörungen und Wunder voraus.
Das heißt aber nicht, dass die Betreffenden durch diese Erklärung des Papstes nun in den Himmel kommen oder dass außer diesen keine sonstigen Personen ihre Vollendung bei Gott erreicht hätten.
Die Kirche ehrt zum Fest Allerheiligen alle namentlich bekannten und eine Unzahl von unbekannten Heiligen. Wie das Leben dieser Heiligen schon auf Erden ausgesehen hat, zeigt uns ein Blick auf das heutige Evangelium und die Seligpreisungen.

Die Heiligen haben in verschiedenen Bereichen des christlichen Lebens Großartiges geleistet, alle aber haben in einmaliger Weise das zweifache Hauptgebot der Liebe verwirklicht:

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus ganzem Herzen...!“
Die Liebe zu Gott kann auf vielfältige Weise verwirklicht werden. Zuerst zeigt sie sich in der Ehrfurcht und Hochschätzung. Wer Gott lieben will, der wird alles mitfeiern, was zur Ehre Gottes gereicht. Im Gottesdienst, bei den Andachten und im Gebet zeigt der Christ seine Ehrfurcht.
Er wird weiters hinhören auf Gottes Weisungen, die Gebote Gottes ernst nehmen und bestrebt sein, diese zu befolgen.
Wer Gott liebt, der bekennt sich zu ihm, auch wenn dies mit Schwierigkeiten verbunden ist.
Er wird Gott nichts vorziehen. Gott steht bei ihm an der Spitze der Wertepyramide. Die Liebe zu Gott zeigt sich darin, dass er seine Angebote annimmt und alles, was von Gott kommt und zu Gott führt für wichtig erachtet.

„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“
Diese Liebe enthält Achtung vor der Würde jedes Menschen. Sie bezieht sich grundsätzlich auf alle, besonders auf die Armen, Schwachen, Kranken und Verlassenen. Der liebende Christ lernt Geduld, ist bereit zur Versöhnung, trägt Lasten mit und will niemanden unterdrücken und belasten.
Er begegnet seinen Mitmenschen wahrhaftig, steht treu zu ihnen, ist verlässlich und hilfsbereit. Er nimmt von ihnen Ängste weg, bietet ihnen Geborgenheit und bereitet Freude.
Diese Andeutungen zeigen, dass der Christ letztlich in der Nachfolge Jesu dessen Gesinnungen der Liebe nachahmt und in seiner Umgebung zu verwirklichen sucht. Er orientiert sich an Jesu Leben und an seinen Worten. Christen sind Jünger und Jüngerinnen Jesu. Diese Gesinnungen finden sich in den Seligpreisungen der Bergpredigt und können im Blick auf Jesu Leben und Sterben gelernt werden.

Ergänzend dazu sei ein Text aus dem Epheserbrief angefügt:
Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, stärkt und dem, der es hört, Nutzen bringt. Beleidigt nicht den Heiligen Geist Gottes, dessen Siegel ihr tragt für den Tag der Erlösung. Jede Art von Bitterkeit, Wut, Zorn, Geschrei und Lästerung und alles Böse verbannt aus eurer Mitte! Seid gütig zueinander, seid bannherzig, vergebt einander, weil auch Gott euch durch Christus ver-
geben hat. (Eph 4.29-32)

Jeder Christ ist zur Heiligkeit berufen. Er befindet sich aber immer auf dem Weg. Das stete Bemühen ist gefordert. Es gibt kein Lebensziel, das von größerer Bedeutung wäre. Die Vollendung bei Gott hat Vorrang. Darin bestehen die höchste Berufung und der Auftrag Gottes für jeden Menschen. Die Heiligen, deren Fest wir feiern, mögen uns Vorbilder, Begleiter und Beschützer sein. (merli@utanet.at)

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Allerseelen

2. November
Joh 11, 17-27
17Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen.
18Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt.
19Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten.
20Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus.
21Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.
22Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.
23Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
24Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag.
25Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt,
26und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?
27Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.
Joh 14, 1-6
1Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich!
2Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?
3Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.
4Und wohin ich gehe - den Weg dorthin kennt ihr.
5Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin die gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?
6Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.
Lk 7, 11-17

Gedanken zum Fest

Am Allerseelentag beten die Katholiken für ihre Verstorbenen. Dies geschieht bei den drei „Seelenmessen“, die jeder Priester an diesem Tag feiern darf, aber auch bei privaten Besuchen in Kirchen und besonders bei den Gräbern. Die Kirche knüpft an diese Gebete für die Verstorbenen unter bestimmten Voraussetzungen Ablässe, die den toten Angehörigen zugesprochen werden können.
Diese alte Praxis wirft für uns heutige Christen Fragen auf: Das Problem des „Fegefeuers“, Fragen nach dem Sinn des Betens lange nach dem Tod eines Angehörigen und nach der Bedeutung der Ablässe. Versuchen wir kurze Antworten.

Fegefeuer
Die alte Vorstellung vom Ort der Qual zur Reinigung von lässlichen Sünden und Sündenstrafen ist für heutige Christen oft nicht mehr nachvollziehbar. Es gibt einige Theorien, die das Problem zwar nicht vollständig lösen, aber doch ein neues Denken darüber ermöglichen.
Eine dieser Theorien sagt: Der sterbende Mensch erlebt in seinem Tod schon sein Fegefeuer und sein Gericht. Er sieht sich - mit all seinen Schwächen und Sünden konfrontiert - vor Gott, wie er wirklich war und ist. Jetzt kann nichts mehr geleugnet, vertuscht oder ignoriert werden. Diese Begegnung mit dem liebenden Gott ist umso schmerzvoller, je mehr Sünden und Sündenfolgen des Menschen Seele belasten und je weniger er sich aus eigener Schuld um diese Liebe Gottes in seinem Leben gekümmert hat. Der Schmerz dieser Erkenntnis über sich ist wie ein mühsames Durchringen zu Gott in Scham und Reue. Dies geschieht im Augenblick des Sterbens, wo die Zeitlichkeit in die Zeitlosigkeit einmündet. Daher spielen Zeiten und Dauer keine Rolle. Es geht um die Intensität von Schmerz, der je nach der geringeren oder größeren Schuldbelastung weniger oder mehr bedrückt. Darin bestehe das „Fegefeuer“; so eine Theorie.

Gebet für die Verstorbenen
Damit scheint das Gebet für die längst Toten keinen Sinn mehr zu haben. Es ist ja schon alles entschieden. Doch auch für diese Schwierigkeit wird eine Lösung angeboten: Die kirchliche Lehre vom Sinn des Gebetes für die Verstorbenen kann mit der Wahrheit, dass jedes Gebet Erhörung findet, kombiniert werden.
Für Gott ist es irrelevant, wann für jemanden in Liebe gebetet wird. Das Vorher oder Nachher hat für ihn keine Bedeutung. Im Hinblick auf Gott stehen alle Gebete und Gottesdienste in einer zeitlosen Gegenwart. Daher gehören jedes Gebet und die Heilungskraft jeder Messe dem Sterbenden schon in seiner Todesstunde, ganz gleich, ob sie vor oder nach seinem Tod dargebracht werden. Sie begleiten seine letzte Hinwendung zu Gott und erleichtern so dieses Hinübergehen in die ewige Vollendung.

Ablass
Anfänglich wurden Sünder aus der Gemeinschaft der Eucharistie ausgeschlossen und galten für eine bestimmte Zeit als Büßer. Je nach der Schwere ihres Vergehens wurden sie dann nach kürzerer oder längerer Zeit wieder aufgenommen.
Diese feststehenden Bußzeiten wurden später durch Gebete, Spenden, Wallfahrten und Ähnliches ersetzt. Die Kirche gewährte bei Erfüllung eines guten Werkes so viele Tage Nachlass an Bußzeit, wie dies in alter Zeit gefordert war.
Man büßte, um Sündenschäden abzutragen, die früher Sündenstrafen genannt wurden und als Folge von begangenen Sünden nach deren Vergebung weiterhin bedrückten. Jede Sünde schädigt auch das Vertrauen zwischen Menschen, hinterlässt Ängste, Hassgefühle, Misstrauen und sonstige psychische Belastungen. Diese sollten abgebüßt, das heißt, durch entgegengesetzte gute Taten geheilt werden.
Allerdings kam es zu Missständen, sodass man meinte, man könne sich von Sünden freikaufen. Durch den Ablass werden keine Sünden vergeben, sondern die Sündenschäden oder Sündenfolgen der schon vergebenen Sünden durch das fürbittende Gebet der Kirche geheilt. Voraussetzung für dieses Heilsangebot der Kirche ist neben der Erfüllung einer religiösen Forderung die Bekehrung und bei schweren Sünden auch die Beichte.
Von einem vollkommenen Ablass spricht man, wenn er alle Sündenschäden heilen soll, von einem unvollkommenen, wenn man nur von einem Teil befreit wird. Für die Praxis bedeutet das wohl, dass wir der Verstorbenen jährlich wenigstens einmal bei der heiligen Messe gedenken, zu heiligen Zeiten, an Gedenktagen und bei den Gräbern für sie beten sollen. Dies sind Zeichen christlicher Kultur und ein Beweis dankbarer Liebe.

Wenn es im Bereich des Ewigen auch keine letzten Einsichten gibt, können uns diese hier nur lückenhaft vorgebrachten Gedanken vielleicht helfen, einiges zu klären und zu verstehen, anderes einfach im Vertrauen auf die kirchliche Lehre zu bejahen und mit unseren Verstorbenen auf diese Weise gläubig verbunden zu sein. (merli@utanet.at)

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31. Sonntag im Jahreskreis 

3. 11. 2019
Lk 19, 1-10
In jener Zeit
1kam Jesus nach Jericho und ging durch die Stadt.
2Dort wohnte ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war sehr reich.
3Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei, doch die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht; denn er war klein.
4Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste.
5Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.
6Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf.
7Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt.
8Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück.
9Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist.
10Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.
Gedanken zum Evangelium

Eine Erbschaft, ein Lottogewinn, eine bedeutende Vorrückung im Berufsleben könnten das Leben von Grund auf verändern. Viele würden diese Glücksfälle als Chance ihres Lebens betrachten. Im heutigen Evangelium bekommt ein reicher Mann, der eine Berufskarriere gemacht hat, zu einer ganz anderen Chance. Er kann sein inneres Leben völlig neu gestalten.

Die Sehnsucht
Der oberste Zollpächter hat großen Reichtum angehäuft. Aber er sehnt sich offenbar nach tieferen Werten, die er bei dem Rabbi aus Nazaret zu finden hofft. Sein Wunsch, diesen kennen zu lernen, lässt ihn die vornehmen Konventionen vergessen. Er sitzt auf dem Maulbeerbaum und will Jesus sehen.
Viele tragen in der gängigen Oberflächlichkeit des gesellschaftlichen Getriebes eine geheime Sehnsucht nach Tiefe in sich, nach religiösem Reichtum, nach einem wertvollen Leben. Vielleicht sollten wir alle mehr Mut zu Ungewohntem haben, manchmal ausbrechen aus dem vornehmen Trott und uns auf unübliche Wege begeben, auch wenn man über uns dann die Nase rümpft oder den Kopf schüttelt. Der Weg zu Christus und zu einem neuen Leben kann nur beschritten werden, wenn man alte Wege verlässt und auch die Kritik der Gesellschaft aushält.

Jesus ruft
Jeder bekommt bei Gott eine Chance, seinem Leben einen neuen Sinn zu geben. Niemand ist aus der Zuwendung Jesu ausgeschlossen. Keiner muss endgültig in Gottferne verharren, sich unabänderlich in Lebensgier und Lieblosigkeit verstrickt und verloren wähnen. Jesus ruft alle zu einem gläubigen Leben in Freiheit und Würde. Das „Steig schnell herunter vom Baum!“ gilt für jeden. Nur muss man hören können.

Der neue Mensch
Wer sich mit Jesus einlässt, seinen Ruf vernimmt, seinen Auftrag hört, der wird verwandelt. Was vor der Begegnung mit Jesus unmöglich schien, wird jetzt möglich. Der Glaube rettet aus aller Aussichtslosigkeit. Daher wird der Christ alles tun, um diesen Glauben zu festigen, die Lebensgemeinschaft mit Jesus zu pflegen und auf seinen Anruf zu hören. Ein solches Leben gewinnt an Kraft und Freude.

Caritas
Wenn Jesus im Leben eines Menschen, einer Familie Heimatrecht hat, dann bewirkt sein Beispiel und sein Wort Hinwendung zu den Armen und Benachteiligten. Der Pädagoge Fröbel schrieb: „Erziehung sei Beispiel und Liebe, sonst nichts.“ Dieses Beispiel und diese Liebe Jesu zu erleben und bei sich gläubig aufzunehmen, befähigt zur Nachfolge, besonders in der Liebe.

Kritik
Die „Gerechten“ bekritteln die Hinwendung Jesu zu den Sündern. Die heutigen selbstgefälligen Christen sollten die Worte Jesu vor Augen haben: „Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.“

Wir bekommen immer eine neue Chance für eine Lebenswende. Wir werden von Jesus auch heute gerufen, neue Wege zu wagen, Gewohntes aufzugeben, uns weiter zu entwickeln und so ein besseres und sinnvolleres Leben zu führen. (merli@utanet.at)