Fronleichnam
11. 6. 2020
Joh 6, 51-58
In jener
Zeit sprach Jesus zu der Menge:
51Ich bin das lebendige Brot, das
vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben.
Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben
der Welt.
52Da stritten sich die Juden und
sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?
53Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen,
das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein
Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.
54Wer mein Fleisch isst und mein
Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.
55Denn mein Fleisch ist wirklich
Speise, und mein Blut ist wirklich Trank.
56Wer mein Fleisch isst und mein
Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm.
57Wie mich der lebendige Vater
gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst,
durch mich leben.
58Dies ist das Brot, das vom Himmel
herabgekommen ist. Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot, das die Väter
gegessen haben; sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in
Ewigkeit.
Gedanken zum Evangelium
Fronleichnam wird auch der
feierliche Gründonnerstag genannt. In der Karwoche kann man die Einsetzung der Danksagungsfeier
Eucharistie (Messe und Kommunion) nicht froh und feierlich begehen. Dies
geschieht jetzt am Ende der österlichen Zeit. Es gibt kaum ein Fest bei den
Katholiken, das sich so überaus festlich und in aller Öffentlichkeit prunkvoll
entfaltet. Alle sind eingeladen und, besonders auf dem Lande, sind auch fast
alle dabei: Behörden, Organisationen und Vereine, die Schulkinder und der
Kindergarten, Jugend- und Jungschargruppen. Die Musikkapelle bläst die
Fronleichnamslieder, die Feuerwehr trägt den „Himmel“. Es ist ein uraltes Fest
der ganzen Pfarre. Blumen werden gestreut, Birkenzweige entlang der Straße
gesteckt, Fenster mit Blumen und Kerzen geschmückt, Kinder tragen Blumenkreuze,
Fahnen wehen unter dem Prozessionsgeläute, Weihrauchduft und das Klingeln der
Altarglocken lassen frohe Kindheitserlebnisse wieder lebendig werden.
Weshalb so große Fest- und
Sinnesfreude an diesem Tag? Die einzigartige Bedeutung der Eucharistie ist
dafür der tiefste Grund. Wenn auch heuer die Feierlichkeit wegen der "Corona-Krise" eingeschränkt sein muss, behalten die Glaubensinhalte dieses Festes ihre Wichtigkeit:
Gott ist bei den Menschen.
Unter den Gestalten von Brot und
Wein, Zeichen des Lebens und der Freude schon in dieser Welt, ist Jesus
Christus geheimnisvoll gegenwärtig, wie er sich dem Vater an unserer Stelle in
Liebe hingibt und den Menschen zur Nahrung ihrer Seele wird.
„Wer von diesem Brot isst,
wird in Ewigkeit leben.“
Es geht um das wahre Leben, das
Zukunft hat, das nicht mehr zugrunde geht. Es geht um das Leben, das Jesus in
seiner Verherrlichung schon besitzt und uns in dieser übernatürlichen Speise
weitergibt. Es geht um die Zukunftshoffnung der Christen. Wir nehmen das Leben,
das von Gott getragen ist, in uns auf und werden dadurch geheilt und erneuert.
„Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in
ihm.“
Es gibt eine geheimnisvolle
Lebensgemeinschaft mit Christus. Diese Lebensgemeinschaft ist überaus kostbar
und gibt Kraft für ein christliches Leben. Wir tragen Jesu Geist in uns, der
unser Denken befruchtet. Dies bedeutet Heilung, Vergebung, Wegweisung,
Zuversicht, Hoffnung und bringt letztlich Seligkeit in der Vollendung.
Deshalb der große Aufwand und
die Freude an diesem Festtag. Wir Katholiken glauben, dass Gott in der Messe
und Kommunion auf einzigartige Weise bei uns ist, dass uns sein Leben trägt,
verwandelt und für die letzte Vollendung bereit macht.
(merli@utanet.at)