12. Sonntag im Jahreskreis
Mt 10, 26-33
In jener
Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln:
26Fürchtet euch nicht vor den
Menschen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist
verborgen, was nicht bekannt wird.
27Was ich euch im Dunkeln sage,
davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von
den Dächern.
28Fürchtet euch nicht vor denen, die
den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch vor
dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann.
29Verkauft man nicht zwei Spatzen
für ein paar Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen
eures Vaters.
30Bei euch aber sind sogar die Haare
auf dem Kopf alle gezählt.
31Fürchtet euch also nicht! Ihr seid
mehr wert als viele Spatzen.
32Wer sich nun vor den Menschen zu
mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen.
33Wer mich aber vor den Menschen
verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.
Gedanken zum Evangelium
„Fürchtet euch nicht vor den Menschen!“
Es gibt ängstliche Menschen, die sich immer fürchten.
Sie fürchten sich vor der
Finsternis, vor einem Gewitter, vor einer Reise, vor Unbekanntem und vor
Fremden. Es gibt mutige Menschen, die sich kaum fürchten, die fast immer
optimistisch leben, allerdings auch gelegentlich enttäuscht werden.
Es gibt bei nicht wenigen aber
ein eigenartiges Phänomen: die Menschenfurcht, besonders dann, wenn es um den
Glauben, um das religiöse Leben geht. Es ist nicht zu begreifen, wie sich
erwachsene, reife, im Berufsleben bewährte Männer und Frauen fürchten, ihren
Glauben vor anderen zu zeigen und zu leben. Da werden sie wie ängstliche
Kinder. Besonders bei Männern kann man dies häufig beobachten.
Welche Ursachen hat diese eigenartige Menschenfurcht?
Man kann diese Erscheinung in
Europa zurückverfolgen auf die öffentliche Verunglimpfung, die schon im 19.
Jahrhundert, dann in der Zwischenkriegszeit und während des Zweiten Weltkrieges
und schließlich in den letzten Jahrzehnten wieder stärker in
glaubensfeindlichen Zeitschriften und Sendungen stattfand.
Glaubensschwache und
charakterlich unsichere Menschen lassen sich auch heute allzu leicht
beeinflussen. Sie scheuen eine klare Stellungnahme gegen die Meinung anderer;
sie schwimmen gerne mit der Masse mit und schließen sich lieber den Lautstarken
an, als selbst eine gegensätzliche eigene Meinung zu vertreten. Sie sind
religiöse Angsthasen und werden von Menschenfurcht gebeutelt.
Mitverursacht wird eine solche
Mentalität durch mangelnden Glauben und ein zu geringes Glaubenswissen, um in
einer Diskussion bestehen zu können. Was man verloren hat, wird man auch nicht
mehr bekennen oder verteidigen können.
Jeder reife
Christ sollte die Worte Jesu hören und befolgen: „Fürchtet euch nicht vor den
Menschen!“
Christen,
besonders Erwachsene und reifere Jugendliche, sind aufgefordert, sich zu ihrem
Glauben, letztlich zu Jesus Christus in Wort und Tat zu bekennen.
Dies geschieht durch die treue
Mitfeier der Feste des Glaubens, durch den Besuch von Veranstaltungen der
Weiterbildung in religiösen Fragen, durch das Glaubenszeugnis bei Diskussionen
in der Familie, am Arbeitsplatz, im Gasthaus, beim Heurigen und überall, wo das
Thema auf den Tisch kommt. Dazu gehören Überzeugung, Glaubenswissen,
Entschiedenheit und Mut. Das macht den reifen und glaubwürdigen Christen aus.
Wer sich zu einer
solchen Haltung entschließt, dem gelten die Worte Jesu aus dem heutigen
Evangelium: „Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch
ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen.“
Aber auch die Warnung sollten Christen beachten: „Wer mich aber vor den
Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.“
(merli@utanet.at)
*
Geburtsfest Johannes des Täufers
24. Juni
Lk 1, 57-66.80
57Für Elisabet kam die Zeit der Niederkunft, und sie brachte
einen Sohn zur Welt.
58Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, welch großes Erbarmen
der Herr ihr erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr.
59Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes und
wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben.
60Seine Mutter aber widersprach ihnen und sagte: Nein, er soll
Johannes heißen.
61Sie antworteten ihr: Es gibt doch niemanden in deiner
Verwandtschaft, der so heißt.
62Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen das
Kind haben solle.
63Er verlangte ein Schreibtäfelchen und schrieb zum Erstaunen
aller darauf: Sein Name ist Johannes.
64Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder
gebrauchen, und er redete und pries Gott.
65Und alle, die in jener Gegend wohnten, erschraken, und man
sprach von all diesen Dingen im ganzen Bergland von Judäa.
66Alle, die davon hörten, machten sich Gedanken darüber und
sagten: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Denn es war deutlich, dass die
Hand des Herrn mit ihm war.
80Das Kind wuchs heran, und sein Geist wurde stark. Und
Johannes lebte in der Wüste bis zu dem Tag,
an dem
er den Auftrag erhielt, in Israel aufzutreten.
Gedanken zum Fest
Gott sendet Propheten.
Zu allen Zeiten gab es die
Sendung, Botschaften Gottes zu verkünden. Daneben gab es viele falsche
Propheten, die ihre eigene Weisheit kundtaten.
Echte Propheten führen zum
Glauben an Christus, sie verkünden sich nicht selbst, sie führen höher und weiter.
Wir sollten den Ruf Gottes, der
uns heute durch Menschen vermittelt wird, beachten. Propheten und ihre Hörer
sind gebunden an die Botschaften, die Zukunftshoffnung bedeuten und Heil verheißen.
Johannes heißt „Gott ist gnädig“.
Gottes Zuwendung bedeutet immer
Gnade, Huld, Hilfe, Stärkung, Belebung Ermutigung, Heilung. Gläubig vertrauen
kann nur der Christ, der diese liebende Zuwendung Gottes kennt und beachtet.
Dankbarkeit und Gelassenheit können so das Leben des Glaubenden durchziehen.
„In der Wüste“
Das Leben des Johannes war von
Entschiedenheit geprägt. Schon am Anfang seines Auftretens stand die Hingabe an
seinen Auftrag. Schließlich starb er auch nach aufrüttelnden Aufrufen zur Bekehrung
und nach seinem Bekenntnis zu Jesus in der unerschrockenen Treue zu Gottes
Wegweisung als Märtyrer.
Vielleicht sollten wir in der
Überflussgesellschaft bedenken, dass Glaube und Hingabe an den Willen Gottes
Werte sind, die man nicht im Vorübergehen so nebenbei erwerben kann und die
nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden dürfen. Gläubiges Leben ist nicht
immer vereinbar mit bequemem Überfluss. Vielleicht sollten wir auch, besonders
zu heiligen Zeiten, „in der Wüste“ neue Glaubenskraft, Hoffnung und Liebe
tanken.
Die Gestalt des Johannes ist uns Vorbild, seine Worte sind Wegweisung.
(merli@utanet.at)
*
13. Sonntag im Jahreskreis
28. 6. 2020
Mt 10, 37-42
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln:
37Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und
wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig.
38Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mit nachfolgt, ist meiner
nicht würdig.
39Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um
meinetwillen verliert, wird es gewinnen.
40Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den
auf, der mich gesandt hat.
41Wer einen Propheten aufnimmt, weil er ein Prophet ist, wird den Lohn
eines Propheten erhalten. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil er ein Gerechter
ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten.
42Und wer einem von diesen Kleinen
auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist -
amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.
Gedanken zum Evangelium
„Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig,
und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig.“
Die
Beziehung zu Jesus ist für Christen von größter Bedeutung. Sicher will Jesus nicht
familiäre Beziehungen geringachten. Doch gibt es Lebensfragen, bei denen man
sich an Jesus orientieren muss. Wenn es um schwerwiegende Entscheidungen geht,
darf man sich nicht nach dem Willen der Angehörigen richten, sondern wird sich
fragen müssen: Was ist der Wille Gottes? Die Gestaltung des persönlichen
religiösen Lebens, das Ja zu einem Kind, die Liebe zu einem Menschen, die Frage
der christlichen Erziehung der Kinder verlangen Entscheidungen, die nicht vor
den Angehörigen, sondern vor Gott bestehen müssen.
„Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt
und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.“
Christlich
leben bedeutet, sein Lebensschicksal und selbst sein Kranken- oder
Todesschicksal aus der Hand Gottes bereitwillig anzunehmen. Das setzt liebendes
Vertrauen voraus. Darin besteht aber der Glaube. „Glauben heißt vertrauen“,
singt man im Lied. Dies beinhaltet die Hoffnung, dass es Gott gut mit mir
meint, dass er mich liebt, auch wenn es gilt, Kreuze zu tragen. Wer sein Kreuz
trägt, wird Jesus ähnlich und hat damit Anteil auch an der Erneuerung seines
Lebens in der Auferstehung.
„Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um
meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“
Viele sind
von einer diesseitigen Lebensgier befallen. Man will etwas vom Leben haben,
will das Leben genießen und auskosten. Wir alle befinden uns in der Versuchung,
den Sinn des Lebens darin zu sehen, dass man es genießen kann. Jesus zeigt auf,
dass menschliches Leben auch dann einen hohen Wert besitzt, wenn es nicht
gierig ausgekostet wird. Es gewinnt an Tiefe und Sinn, wenn man es um höherer
Werte willen in wichtigen Bereichen beherrscht und zügelt.
„Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den
auf, der mich gesandt hat.“
Der
Apostel Jesu ist mit einer Autorität ausgestattet, die von Gott kommt und nicht
in seiner Abstammung oder seiner hohen Bildung begründet ist. Sein Wort zu
missachten bedeutet, Gottes Wort zurückzuweisen, seine Lehre zu beachten heißt,
Gott selbst ernst zu nehmen. Daraus kann man mit Recht folgern, dass es sich
bei einem Christen nicht um eine Lappalie handelt, sich dem Wort Gottes zu
entziehen oder überhaupt den Gottesdienst zu meiden.
Aber auch
der Verkünder ist aufgefordert, seine Verkündigung gewissenhaft darzubieten und
selbst danach zu leben.
„Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser
zu trinken gibt, weil er mein Jünger ist - amen, ich sage euch: Er wird gewiss
nicht um seinen Lohn kommen.“
Die
Christen haben seit der Urkirche die Diener Gottes in ihrer Arbeit für die
Gemeinde immer unterstützt. Heute geschieht dies bei uns nicht so sehr mittels
Zuwendung materieller Güter während des Gottesdienstes, sondern durch den
Kirchenbeitrag und die ehrenamtliche Mitarbeit in der Pfarrpastoral. Richtige Christen
stehen ihrem Seelsorger, aber vor allem auch allen Bedürftigen, Schwachen und
Einsamen ihrer Gemeinschaft zur Seite.
Jeder ist dazu berufen, seinen
Möglichkeiten und Begabungen entsprechend einen kleinen Beitrag zum pfarrlichen
Geschehen zu leisten. (merli@utanet.at)
*
Hochfest der Apostel Petrus und Paulus
29. Juni
Mt 16, 13-19
13Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er
seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn?
14Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für
Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten.
15Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?
16Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des
lebendigen Gottes!
17Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht
Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.
18Ich aber sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen
werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht
überwältigen.
19Ich werde dir die
Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch
im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im
Himmel gelöst sein.
Gedanken zum Fest
Paulus, griechisch sprechender Jude mit römischem Bürgerrecht,
Pharisäer und Missionar Jesu Christi, passt in kein Klischee. Eine prägende
Lebenswende hat der Mann aus Tarsus in der Begegnung mit dem Auferstandenen
erfahren, doch immer bleibt er dem Gottesglauben Israels treu und seinen
jüdischen Glaubensgeschwistern verbunden.
Petrus, der Fischer; verheiratet, ist ein praktischer Mann, aber
auch in der Lage, für die Gruppe der Jünger zu sprechen. Er ist
begeisterungsfähig und überschwänglich, aber oftmals zu schwach, um
durchzuhalten. Er möchte mit Jesus durch dick und dünn gehen, bestreitet
jedoch, ihn zu kennen, als es ernst wird.
Doch genau diesem Menschen
vertraut Jesus, denn Petrus ist ein Liebender. Und Petrus kennt seine Schwäche
und weiß, dass letztlich nichts von dem, was er kann und hat, aus ihm selbst
kommt. Petrus und Paulus: zwei leidenschaftlich hoffende, glaubende, liebende
Menschen, zwei von Christus und seinem Geist erfüllte Gründergestalten der
Kirche.
Für Jesus ist es nicht
ausschlaggebend, ob jemand vollkommen ist. Wie bei Petrus gelten auch für
heutige Jünger Jesu andere Kriterien: Begeisterungsfähigkeit, Wagemut, Reue,
Umkehrbereitschaft und vor allem Liebe. Bei uns Christen kommt es nicht allein
darauf an, dass wir von jeder Schwäche und Sünde frei sind.
Wichtig sind
Bußgesinnung, Einsatzfreude, Treue und Liebe in unserem täglichen Leben.
An Paulus ersehen wir, dass jeder
Mensch, auch ein Feind Christi, wenn er nach seiner ehrlichen Überzeugung lebt,
nicht verdammt wird, sondern dass es für jeden möglich ist, sein Leben zu
überdenken und radikal zu ändern. Jesus schreibt niemanden endgültig ab, der
ehrliche Wege geht, selbst wenn er sich zeitweise irrt. Er ruft auch die
Fernstehenden in seinen Dienst. Er lädt auch Leute zur Mitarbeit ein, die
sich vielleicht als „schwarze Schafe“ fühlen.
An diesem Festtag der
Apostelfürsten, die ihr Leben für ihren christlichen Glauben und für ihre
Überzeugung hingegeben haben, werden auf der ganzen Welt die Priester geweiht. Sie sind in diesen
meist jungen Jahren voller Einsatzfreude und Treue am Werk.
Unser Respekt vor
dieser Entscheidung, in schwieriger Zeit in den Dienst Jesu und der Kirche zu
treten, sollte auch dann bestehen bleiben, wenn menschliche Schwächen im Laufe
des Lebens manchen Idealismus angenagt haben.
Die Größe des
Priesteramtes hängt nicht von der persönlichen Heiligkeit des Priesters ab,
wenn diese auch wünschenswert wäre. Sein Wirken ist auch dann von größter
Wichtigkeit, wenn ihn Probleme bedrängen. Er bleibt der Träger der einmaligen
frohen Botschaft. Er verkündet nicht sich selbst, sondern Jesus Christus. Er
ist ein unvollkommenes Werkzeug, aber von größter Bedeutung für das endgültige
Heil der Menschen. Er trägt mit seinen Mitchristen den rettenden Glauben in die
nächste Generation. Er ist der Künder
einer unzerstörbaren Hoffnung. Er macht Gottes Liebe sichtbar, die heilt und
befreit. Er lässt den letzten Sinn und das Ziel des Menschen aufleuchten. Er
vermittelt besonders bei der Feier der Eucharistie und Sakramentenspendung die
Heilsgaben Gottes für die Menschen.
Die Priester zu
stützen ist daher immer jedes Christen heilige Aufgabe. Die Apostel Petrus und
Paulus mögen auch in diesen Tagen unsere Vorbilder und Fürsprecher sein. (merli@utanet.at)
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