Montag, 12. Oktober 2020

 

Gedanken zum 

Weltmissionssonntag

 3. Sonntag im Oktober

 Wenn ein großartiges Orchester unter einem bekannten Dirigenten ein bedeutendes musikalisches Werk einstudiert, probt und vorbereitet, soll es selbstverständlich auch zur Aufführung kommen. Man will es kundtun und hören und nicht nur ins Repertoire aufnehmen, sonst wären Dirigent und Musiker frustriert und gingen womöglich zu einer anderen Gruppe.

Wenn ein Künstler große Werke schuf, werden diese nicht in einem Depot versteckt sondern in Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert.

Wenn eine Kirche renoviert wurde, werden zur Freude aller Besucher die Luster eingeschaltet, damit sich die Menschen an der Schönheit der Malerei und der Plastiken erfreuen können.

 Jesus sagt: „Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt auf dem Berge kann nicht verborgen bleiben, eine Lampe stellt man nicht unter einen Eimer, sondern auf den Leuchter, damit sie allen im Hause leuchte. So soll euer Licht leuchten...“

 Christen sollten den kostbaren Schatz ihres Glaubens, die Freude über ihre Hoffnung auf Gott, die Zusage der rettenden Liebe Gottes auch nicht verheimlichen oder verschämt verbergen. Wenn sie das tun, leidet ihr Glaube bereits an Schwindsucht.

 Am Missionssonntag sind wir aufgerufen, zu bedenken, welch kostbarer Schatz uns in unserer christlichen Berufung, in unserer christlichen Gemeinschaft geschenkt wurde und wie wir diesen Schatz in unseren Familien, aber auch für alle Menschen auf unserer Erde sichtbar machen können.

Wir werden an die Worte Jesu erinnert, die für alle Christen gelten und die entscheidende Begründung jeder Missionstätigkeit sind:

„Geht in die ganze Welt hinaus und lehrt alle Menschen. Wer glaubt und sich taufen lässt, der wird gerettet werden, ...“

 Einige Priester und Laien fühlen sich berufen, selbst zu den Völkern zu gehen. Andere unterstützen diese, weil es auch ihr persönliches Anliegen ist, die Frohe Botschaft von der Liebe Gottes und vom Heil des Menschen weiterzugeben. So kann der Schatz des Glaubens von vielen erkannt und angenommen werden.

 In unseren Pfarren sind wir an diesem Tag aufgerufen, für die im Missionseinsatz Stehenden zu beten und durch unsere Spenden die finanzielle Grundlage für ihre Tätigkeit zu schaffen. (merli@utanet.at)

 *

 30. Sonntag im Jahreskreis

 25. 10. 2020

Mt 22, 34-40

In jener Zeit,

34als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie bei ihm zusammen.

35Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: Meister,

36welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste?

37Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.

38Das ist das wichtigste und erste Gebot.

39Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

40An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.

Gedanken zum Evangelium

 Im Evangelium des letzten Sonntages brachte Jesus die Sadduzäer zum Schweigen, die ihm mit einer Fangfrage eine Falle stellen wollten. Diesmal stellen die Pharisäer, eine andere religiöse Gruppe mit viel Einfluss im gesellschaftlichen und religiösen Leben, eine theologische Frage. Unter „Gesetz und Propheten“ versteht man die Heilige Schrift der Juden, das Bundesbuch, man könnte auch sagen, ihren Katechismus. Die 5 Bücher der Thora standen unter dem Namen und der Autorität des Mose. Sie enthalten verpflichtende Weisungen für das gesellschaftliche und religiöse Leben der Juden.

Sie fragen also Jesus, welche dieser vielen Vorschriften, die besonders von den frommen Pharisäern breit aufgefächert worden waren, sind nun wichtig oder gar am wichtigsten.

 Jesus nennt die zwei entscheidenden Gebote:

 Gottesliebe

 

Bedenken wir Christen überhaupt noch, was früher den Kindern im Religionsunterricht gelehrt wurde und letztlich auch heute gilt: „Wir sind auf der Welt, damit wir Gott erkennen, ihn lieben, ihm dienen und dadurch in den Himmel kommen.“

 

Heute könnte man sagen: Darin erfüllt sich der Sinn unseres Lebens, dass wir den Anruf Gottes hören, ernst nehmen und erwidern. Dies bedeutet am Ende Leben in Fülle, Vollendung und Glückseligkeit.

Ein Leben ohne Hinwendung zu Gott, der unser Sein täglich liebend trägt, ist ein vorläufig verirrtes Leben, ein Leben, dessen letzter Sinn nicht mehr leuchtet, das unruhig auf der Suche ist und keine Geborgenheit fühlt.

Bei dieser Überlegung wird klar, dass es vielleicht verlorene Jahre in unserem Leben gegeben hat, dass oft Vergängliches vor dem Wichtigsten Vorrang hatte. Es drängt dieser Auftrag, Gott zu lieben, zu neuen Wegen, zu einer sinnvollen Gestaltung unserer Tage, manchmal auch zu einer gründlichen Neuorientierung und neuen Lebensplanung. So kann Ruhe in unser Herz kommen, wie bei einem in den Bergen Verirrten, der den richtigen Pfad wiedergefunden hat. Wir können so unseren Lebensweg in ehrfürchtiger Hinwendung zu Gott gelassen, ohne hektische Angst und friedvoll gehen.

 

Nächstenliebe

 

Der Mensch ist auch dadurch Ebenbild Gottes, dass er lieben kann.

Dem Christen wird es eingeprägt, dass die Liebe Gottes, die in ihm schlummert, sich entfalten kann und soll. Die Liebe ist vielgestaltig. Es gibt das überschäumende Gefühl der Zuneigung, die mühsam gehaltene Treue, den Einsatz für die Mitmenschen ohne Gewinndenken, die Hingabe eines Teiles der Freiheit oder des ganzen Lebens für andere.

 

Die Liebe zu den Mitmenschen ist unser Lebensauftrag.

Wer diese kostbarste Gabe Gottes entfaltet, erlebt Freude, Freiheit und wird glücklich. Wer sich selbst sucht, im Mittelpunkt seines Denkens steht, immer nur fragt, wer hat mir schon wieder Unrecht getan, der verkümmert seelisch immer mehr. Zur Liebe gehört auch die Bereitschaft, Unrecht zu ertragen, zu vergessen und zu vergeben.

Wer wissen will, wie diese Liebe aussehen könnte, muss an Jesus selbst Maß nehmen. Wir sollten dies jeden Sonntag tun. Er ist die Norm des christlichen Lebens.

 

In diesen zwei Geboten sind letztlich alle anderen enthalten: Ehrfurcht gegen Gott, Ehrfurcht vor den Eltern, Schutz des Lebens, Verantwortung in den geschlechtlichen Beziehungen, Achtung des Eigentums und Wahrhaftigkeit gegeneinander – alles also, was in den Zehn Geboten, ja eigentlich in der ganzen Heiligen Schrift steht. – Ein gutes Lebensprogramm, das glücklich macht. (merli@utanet.at)