4. Sonntag der Osterzeit
25. 4. 2021
Joh 10, 11-18
11Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.
12Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander. Er flieht,
13weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt.
14Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich,
15wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe.
16Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen, und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten.
17Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen.
18Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.
Gedanken zum Evangelium
Die Bilder der Bibel leuchten uns heutigen Menschen nicht sofort ein. Zur Zeit Jesu verstand man sie, denn sie wurden gewöhnlich aus dem Alltagsleben genommen. Heute lesen wir vom Hirten und von den Schafen. Der König, der sein Volk, die Herde, weidete, wurde als Hirte bezeichnet. Jesus ist der Hirte, wir sind die Schafe.
Wie zu allen Zeiten gibt es auch in unserer heutigen Welt Hirten und Führer, die ihr Volk weder beschützen noch auf guten Wegen leiten. Sie versetzen die Menschen nicht selten in Hysterie, machen unmündig, putschen die Massen auf, lehren Hass und werden zu Verführern. Es gibt auch heute schlechte Hirten, denen das Volk gleichgültig ist. Sie verbreiten Angst und regieren machthungrig und mit Gewalt. Häufig geht es dabei um persönliche Bereicherung. Ihr Weg ist mit Lügen gepflastert und von Blut befleckt.
„Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.“
Jesus ist ein ganz anderer Hirte, der sich um seine Herde kümmert. Wir könnten fragen: Wer von meinen Angehörigen oder Freunden würde sein Leben für mich hingeben oder für wen würde ich mit meinem Leben einstehen? Es kommt uns in den Sinn, dass es Mütter gibt, die eher ihr eigenes Leben riskiert haben, als ihr Kind töten zu lassen. Weiters kennen wir die Bereitschaft, ein Organ oder Knochenmark zu spenden, um einen Kranken zu retten.
Diese Hingabe oder dieser Einsatz kommt dem nahe, was Jesus sagt: „Ich gebe mein Leben hin für die Schafe.“ Er nahm unsere Lasten auf sich, ging seinen Weg konsequent und erfüllte seinen Auftrag, den Menschen Hoffnung und Heilung zu bringen. Er blieb seiner Aufgabe unbeugsam treu, um uns zu retten und uns den Weg zur Rettung zu weisen. Dieser Einsatz brachte ihm schließlich den Tod. Die Schrift sagt es wiederholt: „Er ist für uns gestorben.“ Man kann sagen: Er kam für uns in die Welt, hat für uns gelebt und ist für uns gestorben. Er gab sein Leben hin für seine Schafe.
„Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.“
Jesus, der gute Hirt, kennt die Seinen. Er kennt jeden mit seinen Vorzügen und mit seinen Schwächen. Für ihn gibt es nicht das „dumme Volk“, die „dumpfe Masse“, die er manipuliert. Er sagt nicht: Den kannst du vergessen. Er interessiert sich für jeden persönlich. Das Schicksal der Menschen ist auch sein Schicksal. Die Kreuze und Sorgen der Menschen gehören auch ihm. Das Glück der Menschen ist ihm ein dauerndes Anliegen. Er geht seinen Weg bis in den Tod nicht nur für die Braven, die Gerechten, die Heiligen. Er nimmt alle in sein Herz der Liebe auf und trägt sie in seine Hingabe hinein.
Es stellt sich die Frage: Kenne auch ich meinen Hirten, antworte ich auf seine Fürsorge mit Vertrauen, pflege ich meine Beziehung zu ihm oder lasse ich diese verkümmern?
Jesus ist für uns alle Schutz, Hort des Vertrauens, der Geborgenheit und der Zuversicht. Jeder kann berechtigt sagen: Bei ihm bin ich nie verloren.
Sollten wir nicht auch für unsere Mitmenschen gute Hirten sein? Diese Aufgabe haben viele unserer Frauen und Mütter wahrgenommen. Ihnen sei herzlich gedankt.