Montag, 26. April 2021

 

5. Sonntag der Osterzeit

2. Mai 2021

Joh 15, 1-8

1Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer.

2Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt.

3Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe.

4Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt.

5Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.

6Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.

7Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten.

8Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.

Gedanken zum Evangelium

 

Es gibt den Wildwuchs. Bäume werden ausgelichtet, wilde Triebe werden beseitigt, es wird gestutzt und beschnitten. Dann kann sich der Baum entfalten und gute Früchte bringen. In der Weingegend gibt es gelegentlich schon im Herbst, im Winter oder auch erst im Frühjahr den Rebschnitt. Die Weinstöcke werden zurückgeschnitten, die restlichen Rebzweige gebogen und angebunden. Die Sonne lockt den Saft in die Zweige, der Regen liefert die Feuchtigkeit. Die abgeschnittenen Rebzweige werden zusammengerecht und, nachdem sie verdorrt sind, im Ofen oder zur Sonnenwende verbrannt. Sie können keine Trauben mehr tragen. Das Bild aus dem Alltagsleben ist den Zuhörern bekannt und auch für uns verständlich. Bedenken wir die Worte Jesu und ihre Bedeutung für unser Leben.

 

Wir sollen als Christen Frucht bringen.

Gott ist unser Winzer, der unser Leben sinnvoll und fruchtbar macht. Dabei muss man sich reinigen lassen von schlechten Eigenschaften, verkehrten Trieben und Missbildungen des Herzens. Jesu Wort, seine Lehre, seine Wegweisungen bringen unser Denken und Handeln in das richtige Lot. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, diesem Wort Gehör zu schenken, es zu beachten, ihm zu folgen, wenn unser Leben nicht sinn- und orientierungslos werden soll.

 

Es geht aber nicht nur um das Hinhören auf Jesu Wort. Es bedarf einer Lebensverbindung des Christen mit ihm.

Es muss der Lebensstrom des Heiligen Geistes durch diese Verbindung in die Herzen der Christen fließen können. Ein theoretisches Geplauder, eine unverbindliche Diskussion über Jesus können diesen Strom von übernatürlicher Lebenskraft nicht bewirken. Da braucht es schon den Ernst des Betens, die treue Gemeinschaft der Sakramente und die Feier der Eucharistie, ja einfach ein christliches Leben, das Vorrang vor allem hat, was uns in der heutigen Spaßgesellschaft angeboten wird.

Es gibt leider auch das nutzlose Leben ohne Zukunft und Sinn. Menschen leben in den Tag hinein, als gäbe es Gott nicht und auch keine Zukunft bei ihm. Die Worte „weggeworfen“ und „verbrennen“ bedeuten eine ernste Mahnung für alle Gleichgültigen.

 

Für die Christen, die ihre Lebenswege mit Jesus gehen wollen, gibt es die berechtigte Ermunterung, ihre Anliegen vertrauensvoll vor Gott zu bringen. Ihre Bitten in den täglichen Bedrängnissen liegen in Gottes gütiger Hand auch dann, wenn sie nicht so, wie wir es meinen, erhört werden.

 

Der Christ kann sein Leben, seine Tage, sein Sterben und das Schicksal der Seinen getrost in die gütigen Hände dessen legen, mit dem er in tiefer Gemeinschaft, die man Liebe nennt, verbunden ist.

 

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6. Sonntag d. Osterzeit

9. Mai 2021

Joh 15, 9-17

9Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!

10Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.

11Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.

12Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.

13Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.

14Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage.

15Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.

16Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.

17Dies trage ich euch auf: Liebt einander!

Gedanken zum Evangelium

 

Heute wird uns die kostbarste Gabe, die einmalige Fähigkeit, die den Menschen auszeichnet, vor Augen gestellt: die Liebe. Augustinus: „Liebe und tu, was du willst.“ 1. Johannesbrief: „Jeder, der liebt, stammt von Gott.“

Bedenken wir einige Sätze des Evangeliums:

 

„Bleibt in meiner Liebe!“

In der Schrift lesen wir: „Gott ist Liebe.“ Papst Benedikt XVI. schrieb sein erstes Rundschreiben zu diesem Thema. Jesu Liebe zu uns Menschen ist tief und unübertrefflich, weil sie von Gott kommt. Auch jede menschliche Liebe heilt und beglückt.

Wen aber die Liebe Gottes umgibt, der wird im Innersten seines Wesens erneuert, gewandelt und beglückt. Es wird eine neue Lebensqualität aufgebaut, der Mensch erlangt einen unendlichen Wert. Sein Leben gewinnt Sinn, nicht weil er gesund ist und es ihm gut geht, sondern weil er im Liebesstromkreis Gottes lebt und so sein ganzes Sein in dem geborgen ist, der allein die Sehnsüchte seines Herzens stillen kann.

Was für die Pflanze Sonne und Regen, ist für den Menschen Gottes Liebe. Darin geborgen, kommt er zu seiner vorgesehenen beglückenden Entfaltung.

In dieser Liebe sollen wir bleiben und bestrebt sein, nicht aus ihr herauszufallen durch Gleichgültigkeit, kurzfristiges Lust- und Machtstreben oder infolge eines sündhaften Lebens. In dieser Liebe zu leben sollte unser erstes und wichtigstes Anliegen sein. Dieser Liebe treu zu sein ist unsere höchste Lebensaufgabe. Auch die Antwort auf die Frage, wie dies geschehen soll, hören wir: „Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben.“

 

„Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein leben für seine Freunde hingibt.“

Wieder erklingt die Heilsbotschaft, dass Jesus für uns gelebt hat und für unser Heil gestorben ist. Dankbarkeit kann das Herz jedes Christen erfüllen.

Diese Glaubenswahrheit ist aber auch Auftrag, ebenso lieben zu lernen wie Jesus. Liebe, die nur glücklich werden will, ist nur ein Abglanz von Liebe, oft Egoismus oder Einbildung. Echte Liebe, die an Jesus Maß nimmt, muss immer bereit sein, etwas vom Leben für andere hinzugeben: Zeit, Bequemlichkeit, körperliche oder nervliche Belastung, Besitz usw.

 

„Vielmehr habe ich euch Freunde genannt.“

Freunde suchen einander, kommen zusammen, interessieren sich für die Anliegen des Freundes, haben miteinander Geduld, hören auf Ratschläge, ahmen das Gute nach.

Wie stehen wir zu unserem Herrn Jesus? Betrachten wir ihn als unseren guten Freund? Die Antworten auf solche Fragen zeigen, ob unser Glaube intensiv und lebendig ist. Häufig ist er ohne jede persönliche Beziehung. Man spricht Gebete, man feiert Gottesdienste, empfängt die Sakramente, aber es fehlt das Gefühl der persönlichen Beziehung, der Freundschaft eben.

Wir haben einen einmaligen Freund, der uns versteht und uns in allem nahe ist, der nichts für sich fordert, der zwar mahnt, aber keine Vorwürfe macht, der mitfühlt und wohlwollend liebt, wie sonst niemand, und mit dem wir unsere Anliegen immer vertrauensvoll besprechen können.

 

„Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.“

Wir hören wieder die Verheißung der Gebetserhörung für den, der liebt. Erhörung wird dem zuteil, der in Jesu Namen bittet. Dies bedeutet, dass wir in der Gesinnung Jesu bitten sollen. Jesus fügt zu seiner Bitte in schwerster Stunde hinzu: „Nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.“

So zu beten ist nur möglich, wenn man absolutes Vertrauen hat und weiß, auch in den Lebensbelastungen nicht alleingelassen, sondern geliebt zu sein.

 

Der Christ überlässt es letztlich Gott selbst, seine Bitte zu werten und zu erhören. Es geht nicht um Forderungen oder um einen Automatismus bei Gebetserhörungen, sondern um das Vertrauen in die Liebe Gottes und darum, sein Lebensschicksal immer getrost in Gottes Hand zu legen