12. Sonntag im Jahreskreis
20. 6. 2021
Mk 4, 35-41
35Am Abend dieses Tages sagte er zu ihnen: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren.
36Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg; einige andere Boote begleiteten ihn.
37Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm, und die Wellen schlugen in das Boot, so dass es sich mit Wasser zu füllen begann.
38Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?
39Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich, und es trat völlige Stille ein.
40Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?
41Da ergriff sie große Furcht, und sie sagten zueinander: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?
Gedanken zum Evangelium
In die Erzählungen der Evangelisten fließen Ängste, Erfahrungen und Hoffnungen der Urgemeinden ein. Unabhängig vom genauen Verlauf des Geschilderten wollen die Berichterstatter Wahrheiten kundtun, aufmuntern, Ängste beheben, Hoffnungen wecken und Aufgaben der Christen verdeutlichen. Man spricht auch gelegentlich vom „theologischen Gehalt“ einer Bibelstelle. Welche theologischen Inhalte können wir heute bedenken?
„Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren.“
Jeder Christ ist eingeladen, in das Boot Jesu zu steigen, zu neuen Ufern des Glaubens und der Liebe aufzubrechen, sich mit Jesus weiterzuentwickeln, nicht träge stehen zu bleiben und ohne Jesus dahinzuleben. Wir sind aufgerufen, auf allen Ebenen unseres Mensch- und Christseins weiterzuschreiten, neue Wege zu wagen und unser Leben zu wandeln und wandeln zu lassen.
„Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm...“
Wer mit Christus lebt, befindet sich nicht in letzter Sicherheit. Sein Leben kann wie im Sturm hin- und hergerissen werden. Es gibt Gefahren und Lasten, die Angst machen und gelegentlich verzagen lassen.
Jesus ist auch dann in jeder Not bei den Seinen, wenn er zu schlafen scheint. Keiner muss sich alleingelassen fühlen und ohne Hoffnung verzagen. Gott befindet sich immer im Boot des Christen.
„Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still!“
Jesus rettet die Seinen. Er gebietet den Stürmen unseres Lebens. Zuletzt gibt es stets Sicherheit in der Nähe Christi, und keiner geht zugrunde. In diesem Jesus, zu dem wir gehören und zu dem wir uns bekennen, lebt Gottes Macht über alles Geschaffene. Wir befinden uns auf der Seite dieses Gottes, der retten kann und will, weil er uns Menschen liebt.
„Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch immer keinen Glauben?“
Auch heute erhebt sich die Frage, warum wir Christen zu wenig Glauben haben, warum unser Vertrauen eher auf vergänglichen Sicherheiten beruht als auf Gottes Beistand. Wir sollten bewusster im Vertrauen auf Gottes Gegenwart in unseren täglichen Aufgaben, Ängsten und Sorgen auf ihn schauen, auf ihn hören und uns betend seiner Hilfe anvertrauen.
Auch wir werden staunen lernen und spätestens am Ende sagen können: Was war das für ein Mensch, dass er uns aus den Stürmen unseres Lebens errettet hat! Unser Gott, dem wir unser Leben anvertraut haben, war immer bei uns.
*
Geburt des Johannes des Täufers
24. 6.
Lk 1, 57-66.80
57Für Elisabet kam die Zeit der Niederkunft, und sie brachte einen Sohn zur Welt.
58Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, welch großes Erbarmen der Herr ihr erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr.
59Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes und wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben.
60Seine Mutter aber widersprach ihnen und sagte: Nein, er soll Johannes heißen.
61Sie antworteten ihr: Es gibt doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt.
62Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen das Kind haben solle.
63Er verlangte ein Schreibtäfelchen und schrieb zum Erstaunen aller darauf: Sein Name ist Johannes.
64Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen, und er redete und pries Gott.
65Und alle, die in jener Gegend wohnten, erschraken, und man sprach von all diesen Dingen im ganzen Bergland von Judäa.
66Alle, die davon hörten, machten sich Gedanken darüber und sagten: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Denn es war deutlich, dass die Hand des Herrn mit ihm war.
80Das Kind wuchs heran, und sein Geist wurde stark. Und Johannes lebte in der Wüste bis zu dem Tag,
an dem er den Auftrag erhielt, in Israel aufzutreten.
Gedanken zum Evangelium
Johannes ist der einzige Heilige, dessen Geburt im Kirchenjahr als Hochfest gefeiert wird. Alle Feste der Heiligen werden an ihrem Todestag begangen, der ja in frühen christlichen Zeiten als die wahre und entscheidendste Geburt eines Christen angesehen wurde.
Im Mittelpunkt des Berichtes steht die Namensgebung des Neugeborenen. Der von Gott angeordnete Name hat in der Bibel immer auch die Bedeutung eines Lebensprogramms.
Johannes bedeutet „Gott ist gnädig“.
Zuerst sehen wir in dieser Namensgebung die Gnade Gottes und die Dankbarkeit der Eltern für das unerhoffte Geschenk eines Sohnes.
Wir könnten aus dieser Sicht bedenken, dass jedes Kind ein Geschenk Gottes ist. Es wäre zu hinterfragen, ob selbstherrlich und überheblich klingende Ausdrucksweisen mancher heutiger Menschen, wie „ein Kind zu machen“ oder „sich eines anzuschaffen“, einer respektvollen gläubigen Sicht der kostbaren Gabe Gottes, die jedes Kind darstellt, entsprechen.
Der Name „Gott ist gnädig“ betrifft aber besonders das Leben des Johannes. Seine Berufung zum Propheten ist Gnade, Geschenk von Gott.
Jede Berufung ist Gottes Gnade. Dies betrifft alle, die in einen besonderen Dienst Gottes berufen werden. Priester und Ordensleute sollten von einer lebenslangen Dankbarkeit erfüllt sein. Dieses Wissen von der liebenden Beauftragung durch Gott lässt auch in erfolglosen Zeiten keine Frustration aufkommen. Nur muss man sich diese Gnadengabe auch bewusst machen und in einer Lebensverbindung mit Gott bleiben.
Aber auch die nicht Geweihten, welche Lebensform und welchen Beruf sie auch immer haben, sind Begnadete. Auch ihre Aufgaben sind heilige Beauftragungen und somit gilt auch für sie uneingeschränkt: „Gott ist gnädig“. Alle heißen letztlich Johannes.
„... er redete und pries Gott.“
In Dankbarkeit sollten alle Christen von der Gnade Gottes reden und Gott preisen. Die Menschen brauchen das gläubige Beispiel derer, die ihr Leben und ihre Begabungen, ihren Beruf und ihre Familien als Gottes „gnädiges“ Geschenk ansehen und das auch bezeugen.
Johannes wurde zum großen Zeugen für Christus. Er blieb seiner Sendung, für Gott und seine Normen einzutreten, treu bis in den Tod. Er wird mit Recht als großer Heiliger verehrt.
*
13. Sonntag im Jahreskreis
27. 6. 2021
Mk 5, 21-43
21Jesus fuhr im Boot wieder ans andere Ufer hinüber, und eine große Menschenmenge versammelte sich um ihn. Während er noch am See war,
22kam ein Synagogenvorsteher namens Jaïrus zu ihm. Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen
23und flehte ihn um Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt.
24Da ging Jesus mit ihm. Viele Menschen folgten ihm und drängten sich um ihn.
25Darunter war eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutungen litt.
26Sie war von vielen Ärzten behandelt worden und hatte dabei sehr zu leiden; ihr ganzes Vermögen hatte sie ausgegeben, aber es hatte ihr nichts genutzt, sondern ihr Zustand war immer schlimmer geworden.
27Sie hatte von Jesus gehört. Nun drängte sie sich in der Menge von hinten an ihn heran und berührte sein Gewand.
28Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt.
29Sofort hörte die Blutung auf, und sie spürte deutlich, dass sie von ihrem Leiden geheilt war.
30Im selben Augenblick fühlte Jesus, dass eine Kraft von ihm ausströmte, und er wandte sich in dem Gedränge um und fragte: Wer hat mein Gewand berührt?
31Seine Jünger sagten zu ihm: Du siehst doch, wie sich die Leute um dich drängen, und da fragst du: Wer hat mich berührt?
32Er blickte umher, um zu sehen, wer es getan hatte.
33Da kam die Frau, zitternd vor Furcht, weil sie wusste, was mit ihr geschehen war; sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit.
34Er aber sagte zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein.
35Während Jesus noch redete, kamen Leute, die zum Haus des Synagogenvorstehers gehörten, und sagten (zu Jaïrus): Deine Tochter ist gestorben. Warum bemühst du den Meister noch länger?
36Jesus, der diese Worte gehört hatte, sagte zu dem Synagogenvorsteher: Sei ohne Furcht; glaube nur!
37Und er ließ keinen mitkommen außer Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus.
38Sie gingen zum Haus des Synagogenvorstehers. Als Jesus den Lärm bemerkte und hörte, wie die Leute laut weinten und jammerten,
39trat er ein und sagte zu ihnen: Warum schreit und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur.
40Da lachten sie ihn aus. Er aber schickte alle hinaus und nahm außer seinen Begleitern nur die Eltern mit in den Raum, in dem das Kind lag.
41Er fasste das Kind an der Hand und sagte zu ihm: Talita kum!, das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf!
42Sofort stand das Mädchen auf und ging umher. Es war zwölf Jahre alt. Die Leute gerieten außer sich vor Entsetzen.
43Doch er schärfte ihnen ein, niemand dürfe etwas davon erfahren; dann sagte er, man solle dem Mädchen etwas zu essen geben.
Gedanken zum Evangelium
Die Heilung der Frau, die ihr letztes Vertrauen auf Jesus setzt, und die Erweckung der Tochter des Synagogenvorstehers zeigen dem Leser die Notwendigkeit des Glaubens und die Vollmacht Jesu über Krankheit und Tod.
Die Not führt Jairus zu Jesus.
Man sagt: Not lehrt beten. Diese Volksweisheit ist eine Lebenserfahrung. Wohlhabende vergessen häufig auf Gott. In höchster Not finden die Menschen oft wieder zu ihrem Glauben und zum Gebet zurück.
Der reife Christ weiß sich immer gefährdet; sein Leben in Wohlergehen ist nicht endgültig gesichert. Er kann und soll sein Vertrauen in guten und in schlechten Tagen auf Gott setzen und seinen Lebensweg täglich Jesus anempfehlen.
„Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen.“
Die Frau nimmt Zuflucht bei Jesus, sie vertraut sich seiner Hilfe an, sie setzt nur noch auf ihn.
In letzter Not, bei scheinbar aussichtslosen Ereignissen in unserem Leben sollen wir Christen aus dem Glauben leben, uns an Jesus wenden und auf seinen Beistand bauen. „Dein Glaube hat dir geholfen“ gilt für uns alle in schweren Tagen, bei Verlust eines geliebten Menschen und auch in der eigenen Todesnot.
„Sei ohne Furcht; glaube nur!“
Der Synagogenvorsteher wurde zum Glauben ermuntert, als die Rettung seiner Tochter schon aussichtslos schien.
Kennzeichen christlichen Glaubens ist die Furchtlosigkeit. Sie ist begründet in der sicheren Erwartung, dass uns Jesus nie verlässt. Der Christ setzt in der Freude, im Leid und in der Ausweglosigkeit seine Hoffnung auf diese Gemeinschaft mit dem Auferstandenen.
Es werden nicht alle Kranken geheilt und alle Toten zurück in die jetzige Welt auferweckt, aber jeder Christ ist schon hineingenommen in die Auferstehung Jesu, er trägt schon den Keim des neuen Lebens, das nicht mehr dem Tod geweiht ist, in sich, er kann nicht mehr endgültig verloren sein.
„Da lachten sie ihn aus.“
Für das Vertrauen auch in schwersten Zeiten haben rein diesseitig Orientierte kein Verständnis. Sie wundern sich und schütteln auch heute den Kopf, wenn sie einen sich seinem Schicksal ergebenden Glaubenden sehen. Der Christ weiß, dass sein Leben nicht endlos gesund und glücklich verlaufen kann. Er bereitet sich schon in gesunden Tagen auf die Situation des Zerbrechens vor, indem er seinen Glauben treu lebt und seine Beziehung zu Jesus pflegt.
„Mädchen, ich sage dir, steh auf!“
Wir können unser Leben in die Hände Gottes legen. Die Stimme Jesu wird sich auch über unserem Leid und Tod erheben: … ich sage dir, steh auf!“ Die Rettung und endgültige Erlösung in die Fülle des Ewigen ist uns schon in Christus, dem Auferstandenen geschenkt. Wer sich ihm im Glauben verbindet, der lebt schon durch ihn in der neuen Dimension, zu der uns Gott ruft.
Staunendes Begreifen, beglückende Lebensfülle, seliges Erwachen sind uns allen von dem verheißen, zu dem wir gehören und der uns in Liebe erwartet.
*
Hochfest der Apostel Petrus und Paulus
29. 6.
Mt 16, 13-19
13Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn?
14Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten.
15Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?
16Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!
17Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.
18Ich aber sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.
19Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.
Gedanken zum Fest
Wir feiern zwei Männer, die nach Herkunft, Ausbildung und Temperament so verschieden sind, dass es kaum vorstellbar ist, sie hätten demselben Herrn und derselben Sache mit Leib und Seele gedient.
Petrus, ein Fischer aus Kafarnaum, gehört von Anfang an zu den Begleitern Jesu. Im Glauben der Väter verwurzelt, wird er bald Sprecher der Jünger. Er verspricht Jesus Treue und verleugnet ihn, als sein Bekenntnis gefragt ist. Ihm vertraut der Herr seine Kirche an. Er leitet die nachösterliche Gemeinde in Jerusalem.
Paulus, Sohn wohlhabender Eltern, in Tarsus geboren, besitzt das römische Bürgerrecht; von Beruf Zeltweber, lernt er seine Theologie in der Schule von Rabbi Gamaliel. Christenverfolger aus Überzeugung, wird er vom Auferstandenen zum Apostel der Völker berufen. Sprache und Denkart der Griechen sind ihm so vertraut, dass es ihm gelingt, das Evangelium in der griechisch-römischen Welt bekannt zu machen und damit die Voraussetzung für die Entstehung der Weltkirche zu schaffen. Die Überlieferung weiß, dass Petrus und Paulus in Rom als Märtyrer starben.
(Aus Messbuch 2003)
Für Jesus ist es nicht ausschlaggebend, ob jemand vollkommen ist. Wie bei Petrus gelten auch für die Jünger Jesu andere Kriterien: Begeisterungsfähigkeit, Wagemut, Reue und Umkehrbereitschaft und vor allem Liebe.
Auch bei uns Christen kommt es nicht allein darauf an, dass wir von jeder Schwäche und Sünde frei sind. Wichtig sind auch bei uns Bußgesinnung, Einsatzfreude, Treue und Liebe in unserem täglichen Leben.
An Paulus ersehen wir, dass jeder Mensch, auch ein Feind Christi, wenn er nach seiner ehrlichen Überzeugung lebt, nicht verdammt wird, dass es vielmehr für jeden möglich ist, sein Leben zu überdenken und radikal zu ändern. Jesus schreibt niemanden endgültig ab, der ehrliche Wege geht, selbst wenn er sich zeitweise irrt. Er ruft auch die Fernstehenden in seinen Dienst. Er lädt uns zur Mitarbeit ein, auch wenn wir uns als schwarze Schafe fühlen.
An diesem Festtag der Apostelfürsten, die ihr Leben für ihren christlichen Glauben und für ihre Überzeugung hingegeben haben, werden auf der ganzen Welt die Neupriester geweiht. Sie sind, meist jung an Jahren, voller Einsatzfreude und Treue am Werk.
Unser Respekt vor dieser Entscheidung, in schwieriger Zeit in den Dienst Jesu und der Kirche zu treten, sollte auch dann bestehen bleiben, wenn menschliche Schwächen im Laufe des Lebens manchen Idealismus angenagt haben.
Die Größe des Priesteramtes hängt nicht von der persönlichen Heiligkeit des Priesters ab. Sein Wirken ist auch dann von größter Wichtigkeit, wenn ihn Probleme bedrängen. Er bleibt der Träger der einmaligen frohen Botschaft. Er verkündet nicht sich selbst, sondern Jesus Christus. Es wäre wünschenswert, dass jeder Priester auch ein heiliges Vorbild darstellt. Zumeist ist er aber ein unvollkommenes Werkzeug und dennoch von größter Bedeutung für das Heil der Menschen. Er trägt mit seinen Mitchristen den rettenden Glauben in die nächste Generation.
Die Priester zu stützen ist und bleibt daher immer jedes Christen heilige Aufgabe.
Die Apostel Petrus und Paulus mögen auch in diesen Tagen unsere Vorbilder und Fürsprecher sein.
14. Sonntag im Jahreskreis
4. 7- 2021
Mk 6, 1b-6
1bJesus kam in seine Heimatstadt; seine Jünger begleiteten ihn.
2Am Sabbat lehrte er in der Synagoge. Und die vielen Menschen, die ihm zuhörten, staunten und sagten: Woher hat er das alles? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist! Und was sind das für Wunder, die durch ihn geschehen!
3Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm und lehnten ihn ab.
4Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie.
5Und er konnte dort kein Wunder tun; nur einigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie.
6Und er wunderte sich über ihren Unglauben. Jesus zog durch die benachbarten Dörfer und lehrte.
Gedanken zum Evangelium
Jesus kommt, nachdem er schon als Prediger und Wundertäter bekannt geworden war, wieder nach Nazaret, geht dort in die Synagoge, das Bethaus im Dorf, und predigt.
Zuerst könnte uns dies schlicht sagen: Es ist gut und richtig, seinen Glauben und seine Überzeugung auch vor denen zu zeigen, mit denen man aufgewachsen ist und die einen schon von Jugend auf kennen. Häufig sind die Menschen gehemmt, sich im Familienkreis oder in der bekannten Umgebung als religiös zu deklarieren, vor allem dann, wenn sie vielleicht früher fernstehend waren. Wer zur Glaubensüberzeugung gekommen ist, der ist auch berufen, diesen Glauben den Angehörigen und Bekannten mitzuteilen, weiterzugeben und anzubieten.
Sie fragen: Woher hat er denn diese Weisheit?
Gelegentlich trifft das auch in unseren Pfarren zu. Wer aus dem gewöhnlichen Trott herausragt, wird nicht selten mit Misstrauen betrachtet oder auch abgelehnt. Dies ist so im beruflichen Bereich oder bei einer ungewöhnlichen Art zu leben, aber auch im Bereich des Religiösen. Man sagt allzu leicht: Der will es uns zeigen, dem ist etwas zu Kopf gestiegen, er will sich in den Vordergrund spielen. Diese Fehlhaltungen kann es sicher auch geben, aber manchmal wäre es gut, es würden die Menschen sich aufrütteln lassen, wenn jemand neue, bessere, intensivere religiöse Wege geht und vorlebt. Neid, Eifersucht und Selbstzufriedenheit sind Hindernisse auf wertvollen Wegen zu Gott.
Wenn auch das Wort Goethes so nicht stimmt: „Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind“, so besteht doch ein Zusammenhang zwischen dem Wunder und der Bereitschaft zu vertrauen. Es geschehen viele natürliche Wunder im täglichen Leben. Der Glaubende sieht dahinter Gottes Wirken und lernt so immer mehr, auf ihn zu vertrauen.
Jesus zieht weiter und verkündet unverdrossen die rettende Botschaft von der Liebe Gottes, obwohl er Ablehnung erfuhr.
Dies ist vielleicht für alle, die in der Familie oder in der Pfarre den Glauben leben und weitergeben wollen, ein Beispiel, es sich nicht verdrießen zu lassen, auch wenn scheinbar kein Erfolg zu sehen ist. Jeder Christ ist berufen, den Glauben zu zeigen, über ihn zu reden und nach ihm, so gut er kann, zu leben. Zustimmung oder Ablehnung sollten an dieser christlichen Grundeinstellung nichts ändern.
Was immer in unseren Beziehungen und in unserem ganzen Leben geschieht, wir sind auch heute mit Jesus unterwegs, der den Menschen Heil und Rettung, Hoffnung und Zukunft, letztlich Glückseligkeit schenkt.
Nachwort: Heutige Europäer schätzen oft das Exotische, z. B. die Bräuche der Kelten, die Lebensform der Buddhisten, die Sektenlehren oder pseudoreligiöse Gesundheitspraktiken usw. mehr als ihre eigene Religion, obwohl sie das „gesunde Brot“ der christlichen Lehre und gute Wegweisungen zu einem sinnerfüllten Leben in ihrer eigenen Glaubensgemeinschaft dargeboten bekommen.