Donnerstag, 2. September 2021

 

23. Sonntag im Jahreskreis

 5. 9. 2021

Mk 7, 31-37

31Jesus verließ das Gebiet von Tyrus wieder und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekapolis.

32Da brachte man einen Taubstummen zu Jesus und bat ihn, er möge ihn berühren.

33Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel;

34danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu dem Taubstummen: Effata!, das heißt: Öffne dich!

35Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit, und er konnte richtig reden.

36Jesus verbot ihnen, jemand davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr machten sie es bekannt.

37Außer sich vor Staunen sagten sie: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen.

Gedanken zum Evangelium

 Wer nicht hören und reden kann, ist in der Gesellschaft isoliert. Mit einem Taubstummen zu kommunizieren, ist mühsam. Er selbst zieht sich immer mehr zurück, weil er vieles vom Geschehen um ihn herum nicht mitbekommt. Die Isolation eines Menschen kann viele Gründe haben. Es gibt die verschiedensten Formen des Taub- und Stummseins.

 1. Die Isolation aufgrund körperlicher Gebrechen:

Taubheit, Sehbehinderung, Sprachhemmungen, körperliche Behinderungen jeder Art.

Christen sind berufen, im Namen Jesu und gemäß seinem Beispiel Erleichterung und Heilung zu bewirken. Die rücksichtsvolle Zuwendung gerade den Behinderten gegenüber ist selbstverständliche Liebespflicht der Gesunden. Jesus wirkt auch heute durch uns ermutigend, stärkend, heilend.

 2. Es gibt die psychische Isolierung:

Seelische Krankheiten, Hemmungen, die durch Kindheitserlebnisse verursacht sind, Angstzustände, Beziehungsunfähigkeit, Einsamkeitsgefühl usw. Nicht wenige Menschen leiden an dieser seelisch bedingten Isolation.

Auch in solchen Situationen besteht die Aufgabe der „Gesunden“, den „Kranken“ mitfühlend, rücksichtsvoll und geduldig zu begegnen. Wenn schon keine Heilung möglich ist, besteht doch die Hoffnung, dass liebende Zuwendung immer Erleichterung bringt und Lebensmut weckt.

Jesus will durch uns auch denen Zuversicht geben, die an seelischen Hemmungen leiden, verzagt sind und sich alleingelassen fühlen.

 3. Isolierung kann auch im Religionsverlust bestehen.

Wer sein Hören und Sprechen zu Gott hin verloren hat, der befindet sich in der ärgsten Isolation. Seine Beziehungen entbehren einer Tiefe, nach der er sich sehnt. Ohne diese Beziehung zu Gott fühlt sich der Mensch auch dann verlassen, wenn er noch so viele scheinbar bedeutende Kontakte pflegt, ständig umschwärmt wird und ein hektisches gesellschaftliches Leben führt. Nicht selten fühlt sich ein solcher Mensch in seinen stillen Stunden einsam, erkennt die Oberflächlichkeit seiner Beziehungen und die Leere seines nur scheinbar ausgefüllten Lebens.

Das Ich des Menschen findet seine Entfaltung im Du. Je wertvoller dieses Du ist, umso beglückender seine Entfaltung. Lebensfreude, Beglückung, Geborgenheit und letztlich Heilung findet der Mensch in reichstem Maße in der Beziehung zu Gott.

Daher besteht die Heilung aus der Isolation des Unglaubens auch in der Hinführung zu einem religiösen Leben. Wir Christen können durch nichts mehr Heilung und Befreiung auf breiter Basis bewirken, als durch die Förderung des Glaubens im Gespräch und vor allem durch unser Beispiel. Wer einem Mitmenschen wohlgesinnt ist, kann ihm nichts Besseres schenken als den Glauben. Taubheit und Stummsein gegenüber Gott sind die größten Übel, Heilung von dieser Krankheit der Gottferne das größte Geschenk.

Jesus will gewiss, dass wir uns an diesem Heilungsprozess der Welt, den er selbst eingeleitet hat und trägt, beteiligen. Wir sind Ärzte für die Tauben und Stummen jeder Art in unseren Tagen.

 Wir können auch selbst in unseren körperlichen und seelischen Gebrechen auf die sorgende Liebe Jesu vertrauen. Wir sind aber auch berufen, unseren Mitmensche in ihren Nöten Wege der Heilung zu eröffnen, ihnen liebend beizustehen und sie aus ihrer Isolation jeder Art zu befreien.

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 24. Sonntag im Jahreskreis

12, 9. 2021

Mk 8, 27-35

27Jesus ging mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen?

28Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten.

29Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Messias!

30Doch er verbot ihnen, mit jemandem über ihn zu sprechen.

31Dann begann er, sie darüber zu belehren, der Menschensohn müsse vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er werde getötet, aber nach drei Tagen werde er auferstehen.

32Und er redete ganz offen darüber. Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe.

33Jesus wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.

34Er rief die Volksmenge und seine Jünger zu sich und sagte: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.

35Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.

  Gedanken zum Evangelium

 Auch wir könnten überlegen: Für wen halten die heutigen Menschen Jesus?

Wie schaut es in unserer Umgebung aus? Wahrscheinlich würden wir auf diese Frage keine eindeutige Antwort bekommen. Doch aus dem Leben unserer Mitmenschen kann man schließen, was sie von Jesus halten. Die einen denken, er sei ein Kämpfer für soziale Gerechtigkeit gewesen, andere halten ihn für einen vor zweitausend Jahren lebenden heiligen Mann, wieder andere sehen in ihm ein Vorbild menschlichen Zusammenlebens oder auch einen weisen Lehrer. Andere stellen ihn in die Reihe antiker Wundertäter. Doch es erhebt sich die Frage: Wer ist Jesus wirklich?

 „Für wen haltet ihr mich?“

Christen sollten auf diese Frage eine ausreichende Antwort wissen. Es täte uns gut, in unser Inneres hineinzuhorchen, um zu sehen, was wir wirklich von Jesus halten.

Es ergeben sich Fragen: Ist Jesus für uns auch nur ein weiser Lehrer, ein Wundertäter oder ein heiliger Mensch? Pflegen wir überhaupt einen persönlichen Kontakt mit ihm? Denken wir an ihn als eine heute lebende Person? Ist er vielleicht auch für uns mehr eine Gestalt der Vergangenheit, die uns gute Wegweisungen gegeben hat und Vorbild des Lebens sein kann?

 „Du bist der Messias!

Petrus bekennt sich zu Jesus. Aber auch seine Ansicht ist von der damaligen Vorstellung über den kommenden Messias beeinflusst. Man erwartete sich einen politischen Befreier, einen, der die Besatzungsmacht vertreibt und ein neues Reich aufrichtet, wie es die Propheten und die Psalmen angekündigt hatten. Jesus verbot, darüber zu reden, da solche Ansichten ja von den Römern als Aufruhr angesehen werden konnten. Er will keine falsche Messiashoffnung unterstützen.

 „Der Menschensohn ...werde getötet, aber nach drei Tagen werde er auferstehen.“

Jesus ist offenbar nicht der Revolutionär, der kommende weltliche Herrscher über Israel und damit auch über die Welt. Er werde sogar leiden und sterben, sagt er den verständnislosen Jüngern.

Das kann Petrus nicht begreifen und will Jesus vor einem solchen Schicksal bewahren. Doch Jesus weist ihn mit harten Worten zurecht, weil dieser ihn von seiner Aufgabe abbringen will. Jesus ist gekommen, um in Liebe und Gehorsam sein menschliches Leben, sein Todesschicksal eingeschlossen, aus der Hand Gottes anzunehmen, um so an Stelle derer zu stehen, die sich ihm im Glauben anschließen, zu ihm bekennen, mit einem Wort an ihn glauben. Die Jünger überhören das Wort über seine Auferstehung.

 Für wen halten wir Jesus?

Ist er für uns der Sohn Gottes? Ist für uns in Jesus Gott bei uns Menschen als Befreier und Erlöser? Halten wir die Beziehung zu diesem Jesus und den Glauben an ihn für die wichtigste Entscheidung, von der Sinn und Zukunft unseres Lebens abhängen? Setzen wir auf diesen Jesus, weil wir hoffen, durch ihn Rettung aus allen Tiefen unseres Lebens erwarten zu können, letztlich die beseligende Hineinnahme in das reiche Leben des Dreifaltigen Gottes? Kann man an unserem Leben ersehen, dass wir auf diese Zukunft mit Jesus bauen? Geht es uns im Alltag um vielerlei und daneben halt auch um Jesus oder ist er die Mitte unseres Denkens, Handelns und Lebens? Die Fragen harren einer Antwort.

 Es gilt, eine Entscheidung für Jesus Christus zu treffen. Es ist erforderlich, auf die Frage Jesu zu antworten: Für wen haltet ihr mich?