Freitag, 29. Oktober 2021

 

32. Sonntag im Jahreskreis

 7. 11. 2021

Mk 12, 38-44

38Er lehrte sie und sagte: Nehmt euch in Acht vor den Schriftgelehrten! Sie gehen gern in langen Gewändern umher, lieben es, wenn man sie auf den Straßen und Plätzen grüßt,

39und sie wollen in der Synagoge die vordersten Sitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben.

40Sie bringen die Witwen um ihre Häuser und verrichten in ihrer Scheinheiligkeit lange Gebete. Aber umso härter wird das Urteil sein, das sie erwartet.

41Als Jesus einmal dem Opferkasten gegenübersaß, sah er zu, wie die Leute Geld in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel.

42Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein.

43Er rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern.

44Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hergegeben; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt.

Gedanken zum Evangelium

 „Es war eine große Menschenmenge versammelt und hörte ihm mit Freude zu.“

Bei Jesus zu sein, auf Jesu Worte zu hören und über sie nachzudenken, kann Freude bringen.

Wir könnten fragen, warum laufen so viele Menschen dort zusammen, wo rhythmische Musik, extravagante Aufführungen, Sportereignisse wie Marathonlauf oder Fußballspiele, stattfinden, aber bei unseren religiösen Veranstaltungen, ausgenommen Papstbesuche oder große Feste, kommen viele zögerlich, fast missmutig und nur pflichtgemäß. Liegt es an der Art und Weise, wie wir Christen feiern oder an dem geringen Stellenwert, den wir in einer gottfernen Gesellschaft unserer Beziehung zueinander und zu Gott beimessen? Pfarrer, Pfarrgemeinderat und alle Pfarrangehörigen sind gefordert nachzudenken.

 „Nehmt euch in Acht vor den Schriftgelehrten!“

Keineswegs will Jesus alle Rabbis seiner Zeit in einen Topf werfen. Es gab angesehene und vorbildliche Schriftkundige und Lehrer des Volkes. Es kamen aber auch Entartungen wie Geltungssucht, unredliche Bereicherung und Heuchelei vor. Auch heute sind vor solchen Gefahren weder die gewöhnlichen Christen noch die Amtsträger gefeit. Wir alle müssen immer wieder genau und ernst auf die mahnenden Worte Jesu hören und unser Leben überprüfen.

„Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle anderen.“

Eine Witwe konnte bei den Juden nicht über ihren Besitz verfügen. Sie befand sich in der Gefahr, in die Armut zu geraten, wenn es ihr nicht möglich war, in die elterliche Gemeinschaft zurückzukehren oder eine neue Ehe einzugehen.

Jesus ruft die Jünger zu sich, weil er ihnen etwas Wichtiges sagen wollte. Die Liebe zu Gott besteht nicht darin, dass man halt auch aus dem Überfluss, noch dazu vor aller Augen, gerade so viel hergibt, dass man es nicht spürt.

Die Witwe hat, wenn es sich auch nur um die kleinste Münze handelte, alles, was sie hatte, für den Tempel, also für Gott hergegeben. Die Armut wurde ihr nicht zur Falle, besonders geizig oder ängstlich zu werden.

Wohltaten sollten auch bei uns mit freiem Herzen aus Liebe zu Gott und zu den Menschen erwiesen werden. Wir denken an die Worte: „Die Rechte soll nicht wissen, was die Linke tut.“

Die Bereitschaft zur Bekämpfung der Armut, der Unterstützung von Projekten gegen Hunger und Krankheit bei uns oder in fernen Ländern kann auch heute bei den Wohlhabenden schwächer ausgebildet sein, als bei denen, die selbst wissen, was arm sein heißt.

Der Papst hat die Option der Christen für die Armen propagiert. Wie steht es mit uns? Können wir großzügig sein oder hat uns der Geiz am Kragen? Lassen wir uns durch die von allen einsehbare Spenderliste widerwillig zu Großzügigkeit bewegen oder spenden wir im Verborgenen einfach aus Mitgefühl und Liebe?

 Besinnung und Orientierung an Jesu Wort ist dringend erforderlich und tut uns Christen immer wieder gut.