Samstag, 23. April 2022

 

3. Sonntag der Osterzeit

 1. 5. 2022

Joh 21, 1-19

1Danach offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise.

2Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus (Zwilling), Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen.

3Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts.

4Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war.

5Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen? Sie antworteten ihm: Nein.

6Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, und ihr werdet etwas fangen. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es.

7Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See.

8Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot - sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen - und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her.

9Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot.

10Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt.

11Da ging Simon Petrus und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht.

12Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war.

13Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch.

14Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.

15Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer!

16Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!

17Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!

18Amen, amen, das sage ich dir: Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst.

19Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen würde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!

Gedanken zum Evangelium

 In den verschiedenen manchmal scheinbar widersprüchlichen Auferstehungs- und Erscheinungserzählungen erkennen wir eine Unsicherheit der Jünger. Sie sehen Jesus, er redet mit ihnen, dann ist er wieder abwesend. Sie wissen nicht recht, was sie machen sollen. Sie gehen wieder ihrem Beruf nach.

Im heutigen Evangelienbericht erleben sie den geheimnisvoll anwesenden Jesus und erkennen ihn am wunderbaren Fischfang, am Brechen des Brotes und an dem, was er ihnen sagt.

Entscheidend für die Beauftragung mit einer Aufgabe ist offenbar nicht so sehr die Beredsamkeit, die theologische Bildung, die Führungsqualität, sondern die Liebe. Dies kommt zum Ausdruck in der dreimaligen Frage an Petrus nach der Liebe und in dem Auftrag, die Herde zu weiden.

Machen wir uns Gedanken über die alles überragende Bedeutung der Liebe in der Welt, im Leben des Einzelnen und in der Kirche Jesu Christi.

 Gott ist Liebe.

Diese Aussage über das Wesen Gottes führt in das Innerste des göttlichen Geheimnisses. Aus Liebe ließ Gott die Welt entstehen. Liebe steht am Anfang des Ereignisses, das wir Erschaffung der Welt nennen. Liebe hat die Entwicklung der tausendfach geheimnisvollen Evolution des Universums in Gang gesetzt. Die unzählbar reichhaltige Artenvielfalt auf unserem Planeten und vielleicht auch auf anderen Welten ist die Frucht der Liebe. Ohne Liebe kann nichts bestehen. Liebe ist die Urkraft des Weltalls, die wahre Sonne der Erde und allen Seins.

Auch der Mensch als Wesen mit Geistbegabung, Selbstbewusstsein und Liebesfähigkeit hat seinen Ursprung allein in dieser göttlichen Liebe. Ein faszinierender Gedanke, der Gottlosigkeit als verzerrende Karikatur ausweist, die Gläubigen aber beglückt und dankbar sein lässt.

 Der Mensch kann sich als Ebenbild Gottes nur in der Liebe entfalten.

Für ihn gibt es kein seiner Natur entsprechendes Leben ohne Liebe. Lieblosigkeit ist unmenschlich. Der Mensch kann sich nur naturgemäß entfalten und glücklich sein, wenn er liebt. Hass, Lieblosigkeit, Feindschaft sind widergöttlich, somit widernatürlich und Totengräber der menschlichen Gesellschaft. Dies kann man unschwer an den Früchten von Liebe und von Hass erkennen.

Seinen letzten Sinn und somit Seligkeit erfährt der Mensch nur in der Liebe. Nicht umsonst hat Jesus dieses Gebot als das Wichtigste eingeschärft. Liebe bedeutet also für jeden Freude, Frieden und Lebensglück.

Wie eifrig müssten Christen nach dieser Liebe streben! Ohne Bekehrung zur Liebe gibt es keine Vollendung. Liebe heilt, rettet, befreit, beglückt, weil sie von Gott kommt und zu Gott führt, der die Fülle der Liebe ist.

 Die Kirche Jesu Christi kann nur auf Liebe gebaut sein.

Petrus wird nicht nach dem Organisationstalent gefragt, nicht nach körperlicher oder geistiger Überlegenheit, nicht nach Klugheit und diplomatischem Geschick. Er wird nach seiner Liebe gefragt.

Die Leitung der Weltkirche legte häufig Wert auf das Recht, man suchte begabte Führer des Gottesvolkes, man bekämpfte vermeintliche oder wirkliche Feinde, es wurde ein Organisationssystem ausgeklügelt, damit der Betrieb gut funktioniere.

So steht auch manchmal in den Pfarrgemeinden die Organisation im Vordergrund. Es werden Aktionen gestartet, man kann etwas in den Lokalzeitungen berichten, die Zentrale staunt über die rege Tätigkeit, Auszeichnungen werden verschickt.

Es wäre aber bei allem Geschehen unter Christen weltweit oder in kleinen Gemeinschaften die Frage nach der Liebe zu stellen, was Liebe untereinander vermehrt, Liebe festigt und schützt, liebende Gesinnung fördert, ist fruchtbar. Liebe ist die wärmende Sonne, die Gemeinschaften blühen lässt, Ehen und Familien glücklich macht, Verzagten Heimat bietet und Ängstlichen Geborgenheit schenkt. Was ohne Liebe geschieht, lieblos durchgezogen wird, ohne Rücksicht auf die Schwachen, Armen und Sünder lautstark propagiert wird, bleibt trotz großen Aufsehens ohne Wert.

Nur die Liebe zählt und macht den Menschen heil, schenkt Freude und Frieden. Das Lied bezeugt dies treffend mit den Worten: „Wo die Güte und die Liebe wohnt, dort nur wohnt der Herr.“

 Wer wissen will, was Liebe bedeutet, soll auf Jesus schauen. Seine Liebe wird uns in den Gottesdiensten im Wort vor Augen gestellt und in der Eucharistie geschenkt. (merli@untanet.at)

 *

 4. Sonntag der Osterzeit

 8. 5. 2022

Joh 10, 27-30

In jener Zeit sprach Jesus:

27Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir.

28Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen, und niemand wird sie meiner Hand entreißen.

29Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle, und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen.

30Ich und der Vater sind eins.

Gedanken zum Evangelium

 Das Bild vom Hirten und von der Herde ist im Alten Testament häufig für Gott und sein Volk Israel verwendet worden. Es hat keine abwertende Bedeutung, sondern ist eher ein Zeichen sanfter Führung der Menschen durch den sorgenden König oder eben durch Gott. Jesus sagt ja auch von sich: „Ich bin der gute Hirt.“

 „Meine Schafe hören auf meine Stimme.“

Im modernen Leben gibt es viel schreiendes Getöse. Daher überhören wir nur allzu leicht die Stimme Jesu. Christen sollten sich dort befinden, wo Jesus gehört werden kann. Sie können sich besser auf Jesu Worte konzentrieren, wenn sie wenigstens gelegentlich dem Lärm entfliehen, sich in der Stille besinnen und so empfänglich werden für tiefe Werte ihres Lebens.

 „Ich kenne sie, und sie folgen mir.“

Es besteht zwischen Jesus und den Seinen eine innige Beziehung. Wir sind nicht bloß ein unbedeutender Teil der Masse, sondern werden persönlich geachtet, geschätzt und geliebt. Wer diese Auszeichnung und Würde seines Christseins erfasst, wird diese Beziehung dankbar pflegen und bestrebt sein, Jesus, seinem Hirten, nachzufolgen. Er wird diese persönliche Freundschaft nicht leichtfertig gefährden oder gar wegen „wichtiger Geschäfte“ versiegen lassen.

 „Ich gebe ihnen ewiges Leben.“

Es geht hier um eine neu Qualität des Lebens, nicht um das gottferne, unerlöste und sterbliche Leben dieser Welt, sonder um ein Leben, das von Gott in eine neue Dimension gerückt ist, das nicht mehr zugrunde gehen kann, nicht mehr der Sünde und dem Untergang in Gottferne und Gottlosigkeit geweiht ist. Es geht um das von Gott geschenkte Leben in Fülle, das schon im Glauben hier innere Erneuerung und dann in der Vollendung Seligkeit bedeutet.

 „...niemand wird sie meiner Hand entreißen.“

Der Jünger und die Jüngerin Jesu stehen unter dem besonderen Schutz Gottes. Sie können ihr Leben Jesus anvertrauen. Der Christ muss niemanden und nichts fürchten, weil Gott mit ihm ist. Sein Leben hat eine gesicherte Zukunft und wird von der Hoffnung auf den getragen, der das Lebens- und Todesschicksal der Seinen in liebenden Händen trägt. Auf ihn kann sich der Christ gänzlich verlassen.

 „Ich und der Vater sind eins.“

Das Wort über die Gottheit Jesu Christi, die sich durch das ganze Evangelium des Johannes zieht, beschließt diesen Bericht und gibt den darin enthaltenen Aussagen höchstes Gewicht.

 Die Botschaft von der sorgenden Liebe Gottes erhellt das Leben der Glaubenden, macht sie unabhängig von den Wechselfällen ihres Lebens und begleitet sie bergend auf ihrem Weg zum ewigen Zuhause. (merli@utanet.at)