Dienstag, 12. April 2022

 

2. Sonntag der Osterzeit

 Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit

Weißer Sonntag

24. 4. 2022

 Joh 20, 19-31

19Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!

20Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen.

21Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.

22Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!

23Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.

24Thomas, genannt Didymus (Zwilling), einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.

25Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.

26Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt, und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch!

27Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!

28Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott!

29Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.

30Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind, hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan.

31Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.

Gedanken zum Evangelium

 Dieses Evangelium wird auch als Botschaft an die Zweifelnden bezeichnet. Thomas trägt den Beinamen „der Ungläubige“ zu Unrecht, denn er sah und glaubte. Er mied in seinen Zweifeln die Glaubensgemeinschaft nicht, sondern forschte nur noch tiefer. Dafür hörte er die milde Mahnung:  „…sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ Der heutige Bericht enthält weiter reichende Wahrheiten und Anregungen, die wir anhand des geschilderten Geschehens bedenken können:

 Die Jünger kamen zusammen.

Jesus begegnet den Seinen in der Gemeinschaft der Glaubenden und Zweifelnden. Wer sich absondert, bekommt Probleme, wer sich von den Glaubensbrüdern und -schwestern fernhält, gerät in hilflose Unsicherheit. Es gibt leider Zweifelnde oder Agnostiker, die sich nicht mehr um Klarheit bemühen und religiöse Themen aus ihrem Leben streichen.

Auch heute ist es unvernünftig und für den Glauben gefährlich, sich zu absentieren und die Christengemeinde zu meiden. Allein verstrickt man sich zu leicht in Zweifel oder verliert sogar den Glauben ganz. In der Gemeinschaft erhält der Glaube seine Bestätigung und Stärkung.

 „Der Friede sei mit euch!“

Jesus begegnet den Wartenden und Hoffenden. Sie hatten schon vernommen, dass er lebe. Jetzt erkennen sie ihn, als er mitten unter ihnen erscheint und den Friedensgruß spricht. Die Gegenwart Jesu bewirkt immer Frieden. Er spricht seinen Friedenswunsch auch heute. Die Menschen, die mit Jesus feiern, erfahren Behebung ihrer Zweifel, sie lernen gelassen und vertrauend zu leben, sie wissen sich im Frieden mit Gott und werden selbst Friedensbringer.

 „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“

Wer zu Jesus gehört und mit ihm lebt, ist ein Gesandter; er hat Anteil an der Sendung Jesu und kann nicht mehr wie ein unbeteiligter Zuschauer so tun, als gingen ihn die Geschehnisse in seiner Kirche nichts an. Gemeinschaft mit Jesus verlangt auch von heutigen Christen Einsatz und Mitarbeit. In einem Jugendlied heißt es: „Die Sache Jesu braucht Begeisterte.“

 „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, ...“

Der Friede, den Jesus den Seinen zusagt, besteht vorrangig in der Befreiung von Fehlhaltungen und Sünden. Diesen Frieden können alle erfahren, und er soll unter den Glaubenden weitergegeben werden. Die Kirche bietet die Vergebung hauptsächlich im Sakrament der Buße an. Doch Vergebung bewirkt auch die reuevolle Hinwendung zu Gott im Gebet, bei der Feier der Eucharistie, geschieht auch beim Lesen und Bedenken des Gotteswortes und besonders auch durch Werke der Liebe. Diese Befreiung von vielleicht langjährigen Belastungen der Seele wurde schon vielen zur Freude an ihrem christlichen Glauben und zu einem Neubeginn für eine helle Zukunft. Christen erleben dankbar Gottes heilende Barmherzigkeit.

 „...damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.“

Der Evangelist will mit seinem Bericht, ja mit seinem ganzen Evangelium, den Glauben an Jesus, den Messias, den Sohn Gottes wecken und festigen. In diesem Glauben an ihn erfüllt sich unser Lebenssinn. Der Glaube an Jesus Christus bewirkt eine Rettung, die von allem Verderben befreit und so erst das wahre, unvergängliche Leben in Fülle ermöglicht. Er heilt von allen inneren Schäden und führt zur Vollendung und zum glückseligen Leben in der Gemeinschaft des Dreifaltigen Gottes.

 Wer Ostern gefeiert hat, kann sich neu für Jesus entscheiden, seine Lebensbereiche nach ihm ausrichten, zwielichtige Wege verlassen und ihm entschlossen nachfolgen.

Österliche Menschen tragen in sich spürbar das Licht des Glaubens, bringen ihren Mitmenschen Freude und Hoffnung und wissen sich dankbar geborgen in der von der Liebe Gottes getragenen Gemeinschaft. (merli@utanet.at)