6. Sonntag d.
Osterzeit
13. 5. 2012
Joh 15, 9-17
9Wie mich
der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!
10Wenn ihr
meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote
meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.
11Dies habe
ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude
vollkommen wird.
12Das ist
mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.
13Es gibt
keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.
14Ihr seid
meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage.
15Ich nenne
euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut.
Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt,
was ich von meinem Vater gehört habe.
16Nicht ihr
habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr
euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der
Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.
17Dies
trage ich euch auf: Liebt einander!
Gedanken zum
Evangelium
Heute wird uns die
kostbarste Gabe, die einmalige Fähigkeit, die den Menschen auszeichnet, vor
Augen gestellt: die Liebe. Augustinus: „Liebe und tue, was du willst.“ 1.
Johannesbrief: „Jeder, der liebt, stammt von Gott.“
„Bleibt in meiner Liebe!“
In der Schrift
lesen wir: „Gott ist Liebe.“ Papst Benedikt XVI. schrieb sein erstes
Rundschreiben zu diesem Thema. Jesu Liebe zu uns Menschen ist tief und
unübertrefflich, weil sie von Gott kommt. Auch jede menschliche Liebe heilt und
beglückt.
Wen aber die Liebe
Gottes umgibt, der wird im Innersten seines Wesens erneuert, gewandelt und
beglückt. Es wird eine neue Lebensqualität aufgebaut, der Mensch erlangt einen
unendlichen Wert. Sein Leben gewinnt Sinn, nicht weil er gesund ist und es ihm
gut geht, sondern weil er im Liebesstromkreis Gottes lebt und so sein ganzes
Sein in dem geborgen ist, der allein die Sehnsüchte seines Herzens stillen kann.
Was für die
Pflanze Sonne und Regen, ist für den Menschen Gottes Liebe. Darin geborgen,
kommt er zu seiner vorgesehenen beglückenden Entfaltung.
In dieser Liebe
sollen wir bleiben und bestrebt sein, nicht aus ihr herauszufallen durch
Gleichgültigkeit, kurzfristiges Lust- und Machtstreben oder infolge eines
sündhaften Lebens. In dieser Liebe zu leben sollte unser erstes und wichtigstes
Anliegen sein. Dieser Liebe treu zu sein ist unsere höchste Lebensaufgabe. Auch
die Antwort auf die Frage, wie dies geschehen soll, hören wir: „Wenn ihr meine
Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben.“
„Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein
leben für seine Freunde hingibt.“
Wieder erklingt
die Heilsbotschaft, dass Jesus für uns gelebt hat und für unser Heil gestorben
ist. Dankbarkeit kann das Herz jedes Christen erfüllen.
Diese
Glaubenswahrheit ist aber auch Auftrag, ebenso lieben zu lernen wie Jesus.
Liebe, die nur glücklich werden will, ist nur ein Abglanz von Liebe, oft
Egoismus oder Einbildung. Echte Liebe, die an Jesus Maß nimmt, muss immer
bereit sein, etwas vom Leben für andere hinzugeben: Zeit, Bequemlichkeit,
körperliche oder nervliche Belastung, Besitz usw.
„Vielmehr habe ich euch Freunde genannt.“
Freunde suchen
einander, kommen zusammen, interessieren sich für die Anliegen des Freundes,
haben miteinander Geduld, hören auf Ratschläge, ahmen das Gute nach.
Wie stehen wir zu
unserem Herrn Jesus? Betrachten wir ihn als unseren guten Freund? Die Antworten
auf solche Fragen zeigen, ob unser Glaube intensiv und lebendig ist. Häufig ist
er ohne jede persönliche Beziehung. Man spricht Gebete, man feiert
Gottesdienste, empfängt die Sakramente, aber es fehlt das Gefühl der
persönlichen Beziehung, der Freundschaft eben.
Wir haben einen
einmaligen Freund, der uns versteht und uns in allem nahe ist, der nichts für
sich fordert, der zwar mahnt, aber keine Vorwürfe macht, der mitfühlt und
wohlwollend liebt, wie sonst niemand, und mit dem wir unsere Anliegen immer
vertrauensvoll besprechen können.
„Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn
in meinem Namen bittet.“
Wir hören wieder
die Verheißung der Gebetserhörung für den, der liebt. Erhörung wird dem zuteil,
der in Jesu Namen bittet. Dies bedeutet, dass wir in der Gesinnung Jesu bitten
sollen. Jesus fügt zu seiner Bitte in schwerster Stunde hinzu: „Nicht mein,
sondern dein Wille soll geschehen.“
So zu beten ist
nur möglich, wenn man absolutes Vertrauen hat und weiß, auch in den
Lebensbelastungen nicht alleingelassen, sondern geliebt zu sein.
Der Christ
überlässt es letztlich Gott selbst, seine Bitte zu werten und zu erhören. Es
geht nicht um Forderungen oder um einen Automatismus bei Gebetserhörungen,
sondern um das Vertrauen in die Liebe Gottes und darum, sein Lebensschicksal
immer getrost in Gottes Hand zu legen. (merli@utanet.at)