Freitag, 18. Mai 2012


Pfingstsonntag
 27. 5. 2012

Joh 20, 19-23
19Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
20Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen.
21Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
22Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
23Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.

Gedanken zum Evangelium

In der Pfingstzeit empfingen die meisten von uns das Sakrament der Firmung. Auch heute werden im katholischen Raum überall Firmfeiern gehalten und junge Menschen gefirmt. Sie wurden darüber informiert, dass sie den Heiligen Geist empfangen werden. Dies kann eine neue Lebenssicht bewirken und die Zukunft wesentlich beeinflussen.
Häufig geht der Tag aber ohne großen Glaubensimpuls zu Ende und die Wirkung des Sakramentes ist danach nicht mehr zu sehen. Gelegentlich sagt man, die Firmung sei das Sakrament der Verabschiedung vom kirchlichen Leben. Bei manchen jungen Menschen wird dieses Sakrament aber doch auch lebensbestimmend. Junge Christen treffen gelegentlich eine Entscheidung, die bleibt, hält und trägt.
Wie könnte sich die Firmung auswirken? Welche Konsequenzen wären anlässlich des Pfingstfestes auch für Christen, die schon vor längerer Zeit gefirmt worden sind, möglich und notwendig? Schauen wir auf das Wort Gottes im heutigen Evangelium:

Die Türen sind verschlossen.
Sind nicht auch unsere Türen zu Gott und zu den Menschen zu? Stehen wir nicht in einer Isolierung von Gott? Leben wir nicht Tage und Wochen hindurch fast so, als gäbe es überhaupt keinen Gott?
Fragen stehen im Raum: Warum gehen Christen häufig ihren Weg allein und ziehen sich von Gott zurück? Warum leben sie eher ohne Gott und nicht mit Gott? Er ist doch Ursprung und Ziel allen Seins, und auch wir Menschen können ohne ihn nicht existieren. Jeden Augenblick trägt uns seine Lebenskraft. Er ist uns wohlgesinnt und verheißt und gibt Hoffnung und Zukunft. Kann es etwas Besseres geben, als mit Gott bewusst und dankbar zu leben? Öffnen wir die Türen zu ihm!

„Friede sei mit euch!“
Wer sich auf Jesus Christus bewusst einlässt, den überkommt gelassene Ruhe, der kann sich von den belastenden Zwängen des Alltags und der Moden befreien, der lebt in einem befreienden Frieden. Er weiß sich auch mit all seinen Schwächen von Gott angenommen, beschützt und getragen. Er kennt die Nöte des Herzens und des Körpers, aber er verzagt nicht. Er lebt richtig, kann vergeben und heilen, braucht nicht ängstlich auf sein Recht und auf Geltung zu pochen. Er hetzt nicht vergänglichen Werten nach, ist zufrieden, beneidet nicht und hasst nicht. Er lebt einfach im Frieden Christi. Es ist dies ein gutes und letztlich glückliches Leben der stillen Freude über Begabungen, kleine Geschenke und gute Freunde. Er ist in seiner Gesinnung dankbar für die Gaben der Natur, der Kunst und vor allem des Glaubens. Er kritisiert, aber er nörgelt nicht. Er ist geduldig mit sich und mit anderen. Er ist einfach von Gottes Geist erfüllt. Manchmal wird er so zur belebenden Oase für seine Mitmenschen.

„Empfangt den Heiligen Geist!“
Dieses Wort gilt auch heute für uns Christen. Die Gabe des Heiligen Geistes ist nicht nur einmal den Aposteln mit Getöse geschenkt worden, sondern wird im Leben eines Christen ununterbrochen angeboten und gegeben.
Nur wer den hohen Wert dessen richtig einschätzt, was es heißt, Gottes Geist empfangen zu können, wird alles daran setzen, diese Gabe nicht zu versäumen. Christen sind dort zu finden, wo der Heilige Geist geschenkt wird. Dies geschieht in einem treuen religiösen Leben. Wer alles für wichtiger hält als den Heiligen Geist, der wird womöglich ohne diese Heilskraft und innere Erneuerung leben und sterben.
Suchen wir also den Heiligen Geist! Was von Gottes Geist kommt, steht in seiner Wichtigkeit über allem. Es gibt keine wertvollere Gabe im Leben eines Menschen.

„Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben...“
Ein wesentlicher Teil der Rettung, der Befreiung, der Erlösung des Menschen besteht darin, dass ihm seine Seelenlasten genommen werden, dass er frei wird von seinen Sünden. Er muss die Steine seiner Fehlhaltungen nicht ewig mitschleppen, er kann sie abladen. Es nützt der dröhnende Lärm der modernen Welt nichts, es hilft auch nicht die Überredungskraft des Psychotherapeuten. Sünde bleibt Sünde, auch wenn man sie zerreden und wegdiskutieren möchte.
Jesus wusste von der Schwäche des Menschen. Er machte uns wirklich frei, indem er unsere Sünden auf sich nahm, und sie durch seine Liebeshingabe vernichtet hat. Er hat unser Nein gegen Gott durch sein liebendes Ja beseitigt. Auch das ist die Gabe des Heiligen Geistes, an dieses Geschenk zu glauben und es anzunehmen.

Wahrheiten leuchten zu Pfingsten auf: Firmung als bewusste Bestätigung der Taufe und als Kraft der Erneuerung. - Gottes Geist als Gabe für ein Leben in neuer Qualität. - Christliches Leben als Vorausschau auf die wahre und endgültige Freude menschlichen Seins. - Gefirmte sollten stets treue Zeugen ihres Glaubens und ihrer Freude sein. (merli@utanet.at)

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Pfingstmontag
28. 5. 2012 

Lk 10, 21-24
21In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen.
22Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand weiß, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.
23Jesus wandte sich an die Jünger und sagte zu ihnen allein: Selig sind die, deren Augen sehen, was ihr seht.
24Ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und wollten hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.
Gedanken zum Evangelium

Lobpreis Gottes
Jesus ist uns auch in seinem Beten Vorbild. Der Christ ist immer aufgerufen, in erster Linie Gott zu preisen. Das Lob Gottes soll dem Dankgebet, dem Bittgebet oder dem Gebet der Reue vorausgehen oder es begleiten. Wir kommen hauptsächlich in unseren Ängsten und Nöten zu Gott und vergessen häufig auf das Lobgebet. Die höchste Berufung des Menschen ist Gott zu loben und zu preisen.

Die Unmündigen
Es gibt heute so viele „Wissende“. Das gescheite Reden ist überall verbreitet. Zu allen Fragen der Politik, zu sportlichen Ereignissen, zu Katastrophen und zu allem und jedem werden frisch und munter windige Lösungen angeboten. Auch vor religiösen Wahrheiten und Ereignissen wird dabei nicht Halt gemacht.
Dennoch zählt vor Gott nicht das große Reden, die hohe Bildung oder die gesellschaftliche Stellung. Was zählt, ist die ehrliche und dankbare Annahme des Glaubens und der gute Wille, redlich zu reden und zu handeln. Es würde den Christen, Priestern und Laien mehr Bescheidenheit und Demut anstehen.

Jesus, der Mittler
Gerade jetzt werden viele „Wahrheiten“ propagiert: Heilslehren schwirren durch die Medien, Gesundheitsapostel sind unermüdlich unterwegs, Retter aus Angst und Resignation bieten sich an, Selbstverwirklichungshelfer stehen bereit.
Christen sollten wissen: Es gibt die Rettung aus aller Not allein durch Jesus Christus. Heilende Helfer und Lebensbegleiter mögen nützlich sein, aber die endgültige Befreiung aus allen Tiefen des menschlichen Lebens hat uns Gott in Jesus Christus angeboten.

Selig sind…
In unserem christlichen Glauben haben wir einen kostbaren Schatz, eine überragende Wegweisung und die alles überbietende Lebensgemeinschaft mit unserem Gott, alles Gaben die uns für dieses Leben und für die Zukunft danach Seligkeit verheißen. Warum sollten wir billigen Angeboten nachlaufen, wenn wir das Gold der Gotteskindschaft in uns tragen?

Der Heilige Geist erleuchtet das Denken derer, die sich ihm betend öffnen und seine Anregungen gläubig erhoffen. (merli@utanet.at)