Pfingstsonntag
27. 5. 2012
Joh 20, 19-23
19Am Abend
dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die
Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen:
Friede sei mit euch!
20Nach
diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die
Jünger, dass sie den Herrn sahen.
21Jesus
sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt
hat, so sende ich euch.
22Nachdem
er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den
Heiligen Geist!
23Wem ihr
die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert,
dem ist sie verweigert.
Gedanken zum
Evangelium
In der Pfingstzeit
empfingen die meisten von uns das Sakrament der Firmung. Auch heute werden im
katholischen Raum überall Firmfeiern gehalten und junge Menschen gefirmt. Sie
wurden darüber informiert, dass sie den Heiligen Geist empfangen werden. Dies
kann eine neue Lebenssicht bewirken und die Zukunft wesentlich beeinflussen.
Häufig geht der
Tag aber ohne großen Glaubensimpuls zu Ende und die Wirkung des Sakramentes ist
danach nicht mehr zu sehen. Gelegentlich sagt man, die Firmung sei das
Sakrament der Verabschiedung vom kirchlichen Leben. Bei manchen jungen Menschen
wird dieses Sakrament aber doch auch lebensbestimmend. Junge Christen treffen
gelegentlich eine Entscheidung, die bleibt, hält und trägt.
Wie könnte sich
die Firmung auswirken? Welche Konsequenzen wären anlässlich des Pfingstfestes
auch für Christen, die schon vor längerer Zeit gefirmt worden sind, möglich und
notwendig? Schauen wir auf das Wort Gottes im heutigen Evangelium:
Die Türen sind
verschlossen.
Sind nicht auch
unsere Türen zu Gott und zu den Menschen zu? Stehen wir nicht in einer
Isolierung von Gott? Leben wir nicht Tage und Wochen hindurch fast so, als gäbe
es überhaupt keinen Gott?
Fragen stehen im
Raum: Warum gehen Christen häufig ihren Weg allein und ziehen sich von Gott
zurück? Warum leben sie eher ohne Gott und nicht mit Gott? Er ist doch Ursprung
und Ziel allen Seins, und auch wir Menschen können ohne ihn nicht existieren.
Jeden Augenblick trägt uns seine Lebenskraft. Er ist uns wohlgesinnt und
verheißt und gibt Hoffnung und Zukunft. Kann es etwas Besseres geben, als mit
Gott bewusst und dankbar zu leben? Öffnen wir die Türen zu ihm!
„Friede sei mit euch!“
Wer sich auf Jesus Christus bewusst einlässt, den überkommt gelassene
Ruhe, der kann sich von den belastenden Zwängen des Alltags und der Moden
befreien, der lebt in einem befreienden Frieden. Er weiß sich auch mit all
seinen Schwächen von Gott angenommen, beschützt und getragen. Er kennt die Nöte
des Herzens und des Körpers, aber er verzagt nicht. Er lebt richtig, kann
vergeben und heilen, braucht nicht ängstlich auf sein Recht und auf Geltung zu
pochen. Er hetzt nicht vergänglichen Werten nach, ist zufrieden, beneidet nicht
und hasst nicht. Er lebt einfach im Frieden Christi. Es ist dies ein
gutes und letztlich glückliches Leben der stillen Freude über Begabungen,
kleine Geschenke und gute Freunde. Er ist in seiner Gesinnung dankbar für die
Gaben der Natur, der Kunst und vor allem des Glaubens. Er kritisiert, aber er
nörgelt nicht. Er ist geduldig mit sich und mit anderen. Er ist einfach von
Gottes Geist erfüllt. Manchmal wird er so zur belebenden Oase für seine
Mitmenschen.
„Empfangt den Heiligen Geist!“
Dieses Wort gilt auch heute für uns Christen. Die Gabe des Heiligen
Geistes ist nicht nur einmal den Aposteln mit Getöse geschenkt worden, sondern
wird im Leben eines Christen ununterbrochen angeboten und gegeben.
Nur wer den hohen Wert dessen richtig einschätzt, was es heißt, Gottes
Geist empfangen zu können, wird alles daran setzen, diese Gabe nicht zu
versäumen. Christen sind dort zu finden, wo der Heilige Geist geschenkt wird.
Dies geschieht in einem treuen religiösen Leben. Wer alles für wichtiger hält
als den Heiligen Geist, der wird womöglich ohne diese Heilskraft und innere
Erneuerung leben und sterben.
Suchen wir also den Heiligen Geist! Was von Gottes Geist kommt, steht in
seiner Wichtigkeit über allem. Es gibt keine wertvollere Gabe im Leben eines
Menschen.
„Wem ihr die
Sünden vergebt, dem sind sie vergeben...“
Ein wesentlicher
Teil der Rettung, der Befreiung, der Erlösung des Menschen besteht darin, dass
ihm seine Seelenlasten genommen werden, dass er frei wird von seinen Sünden. Er
muss die Steine seiner Fehlhaltungen nicht ewig mitschleppen, er kann sie
abladen. Es nützt der dröhnende Lärm der modernen Welt nichts, es hilft auch
nicht die Überredungskraft des Psychotherapeuten. Sünde bleibt Sünde, auch wenn
man sie zerreden und wegdiskutieren möchte.
Jesus wusste von
der Schwäche des Menschen. Er machte uns wirklich frei, indem er unsere Sünden
auf sich nahm, und sie durch seine Liebeshingabe vernichtet hat. Er hat unser
Nein gegen Gott durch sein liebendes Ja beseitigt. Auch das ist die Gabe des
Heiligen Geistes, an dieses Geschenk zu glauben und es anzunehmen.
Wahrheiten leuchten
zu Pfingsten auf: Firmung als bewusste Bestätigung der Taufe und als Kraft der
Erneuerung. - Gottes Geist als Gabe für ein Leben in neuer Qualität. -
Christliches Leben als Vorausschau auf die wahre und endgültige Freude
menschlichen Seins. - Gefirmte sollten stets treue Zeugen ihres Glaubens und
ihrer Freude sein. (merli@utanet.at)
*
Pfingstmontag
28. 5. 2012
Lk 10, 21-24
21In dieser
Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise
dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und
Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir
gefallen.
22Mir ist
von meinem Vater alles übergeben worden; niemand weiß, wer der Sohn ist, nur
der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es
der Sohn offenbaren will.
23Jesus
wandte sich an die Jünger und sagte zu ihnen allein: Selig sind die, deren
Augen sehen, was ihr seht.
24Ich sage
euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es
nicht gesehen, und wollten hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.
Gedanken zum Evangelium
Lobpreis Gottes
Jesus ist uns auch in seinem Beten Vorbild. Der Christ ist immer
aufgerufen, in erster Linie Gott zu preisen. Das Lob Gottes soll dem Dankgebet,
dem Bittgebet oder dem Gebet der Reue vorausgehen oder es begleiten. Wir kommen
hauptsächlich in unseren Ängsten und Nöten zu Gott und vergessen häufig auf das
Lobgebet. Die höchste Berufung des Menschen ist Gott zu loben und zu preisen.
Die Unmündigen
Es gibt heute so viele „Wissende“. Das gescheite Reden ist überall
verbreitet. Zu allen Fragen der Politik, zu sportlichen Ereignissen, zu
Katastrophen und zu allem und jedem werden frisch und munter windige Lösungen
angeboten. Auch vor religiösen Wahrheiten und Ereignissen wird dabei nicht Halt
gemacht.
Dennoch zählt vor Gott nicht das große Reden, die hohe Bildung oder die
gesellschaftliche Stellung. Was zählt, ist die ehrliche und dankbare Annahme
des Glaubens und der gute Wille, redlich zu reden und zu handeln. Es würde den
Christen, Priestern und Laien mehr Bescheidenheit und Demut anstehen.
Jesus, der Mittler
Gerade jetzt werden viele „Wahrheiten“ propagiert: Heilslehren schwirren
durch die Medien, Gesundheitsapostel sind unermüdlich unterwegs, Retter aus
Angst und Resignation bieten sich an, Selbstverwirklichungshelfer stehen
bereit.
Christen sollten wissen: Es gibt die Rettung aus aller Not allein durch
Jesus Christus. Heilende Helfer und Lebensbegleiter mögen nützlich sein, aber
die endgültige Befreiung aus allen Tiefen des menschlichen Lebens hat uns Gott
in Jesus Christus angeboten.
Selig sind…
In unserem christlichen Glauben haben wir einen kostbaren Schatz, eine
überragende Wegweisung und die alles überbietende Lebensgemeinschaft mit
unserem Gott, alles Gaben die uns für dieses Leben und für die Zukunft danach
Seligkeit verheißen. Warum sollten wir billigen Angeboten nachlaufen, wenn wir
das Gold der Gotteskindschaft in uns tragen?
Der Heilige Geist erleuchtet das
Denken derer, die sich ihm betend öffnen und seine Anregungen gläubig erhoffen. (merli@utanet.at)