Fronleichnam
7. 6. 2912
Mk 14, 12-16.22-26
12Am ersten
Tag des Festes der Ungesäuerten Brote, an dem man das Paschalamm schlachtete,
sagten die Jünger zu Jesus: Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten?
13Da
schickte er zwei seiner Jünger voraus und sagte zu ihnen: Geht in die Stadt;
dort wird euch ein Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Folgt ihm,
14bis er in
ein Haus hineingeht; dann sagt zu dem Herrn des Hauses: Der Meister lässt dich
fragen: Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Jüngern das Paschalamm essen
kann?
15Und der
Hausherr wird euch einen großen Raum im Obergeschoss zeigen, der schon für das
Festmahl hergerichtet und mit Polstern ausgestattet ist. Dort bereitet alles
für uns vor!
16Die
Jünger machten sich auf den Weg und kamen in die Stadt. Sie fanden alles so,
wie er es ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Paschamahl vor.
17Als es
Abend wurde, kam Jesus mit den Zwölf.
18Während
sie nun bei Tisch waren und aßen, sagte er: Amen, ich sage euch: Einer von euch
wird mich verraten und ausliefern, einer von denen, die zusammen mit mir essen.
19Da wurden
sie traurig, und einer nach dem andern fragte ihn: Doch nicht etwa ich?
20Er sagte
zu ihnen: Einer von euch Zwölf, der mit mir aus derselben Schüssel isst.
21Der
Menschensohn muss zwar seinen Weg gehen, wie die Schrift über ihn sagt. Doch
weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Für ihn wäre es
besser, wenn er nie geboren wäre.
22Während
des Mahls nahm er das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot,
reichte es ihnen und sagte: Nehmt, das ist mein Leib.
23Dann nahm
er den Kelch, sprach das Dankgebet, reichte ihn den Jüngern, und sie tranken
alle daraus.
24Und er
sagte zu ihnen: Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen
wird.
25Amen, ich
sage euch: Ich werde nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken bis zu
dem Tag, an dem ich von neuem davon trinke im Reich Gottes.
26Nach dem
Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus.
Gedanken zum Evangelium
Fronleichnam wird auch der feierliche Gründonnerstag genannt. In der
Karwoche kann man ja kein großes Fest in der Öffentlichkeit feiern. Die
Fastenzeit geht zu Ende, der Karfreitag steht vor der Tür. Daher geziemt es
sich, dort den Tag der Eucharistie still und besinnlich, nachdenklich und ohne
großen äußeren Aufwand zu begehen.
Jetzt aber, nach der Osterzeit, soll dieses Fest die Freude der
Katholischen Kirche über das Geschenk der heiligen Messe und der heiligen
Kommunion vor aller Welt sinnenfreudig zum Ausdruck bringen.
„Dort bereitet alles für uns vor!“
Viele beteiligen sich jedes Jahr an der Vorbereitung des
Fronleichnamsfestes. Es werden Straßen und Häuser geschmückt, Blumen gestreut,
Birkenbäumchen gesetzt, Altäre aufgestellt, die Musik bläst, der Kirchenchor
hat seine Auftritte, die Feuerwehr und die Vereine rücken aus, die Prozession
mit dem Allerheiligsten entfaltet sich mächtig, der Weihrauchduft liegt in der
Luft, die Ministrantenschar und die Erstkommunionkinder gehen mit den Klingeln
und ihren Blumenkreuzen voran. Die Kirchenglocken künden den großen Tag und das
einmalige Fest.
Wir bekunden damit, dass unsere Eucharistiefeiern über den Fronleichnamstag
hinaus von eminenter Bedeutung sind, weil Gott mit uns ist und wir durch seinen
Geist verwandelt werden und in einmaliger Weise in sein Leben hineintauchen
dürfen.
Bei jeder Begegnung in der Messfeier ist unsere Heilung und Rettung im
Gange. So wird unsere endgültige Zukunft bei unserem Gott durch Jesus Christus
grundgelegt. Fronleichnam – ein Fest der Freude.
Die innere Vorbereitung auf dieses Fest, aber auch auf jede heilige Messe
ist uns immer aufgetragen.
„Nehmt, das ist mein Leib.“
Eucharistie bedeutet wörtlich Danksagung. Wir verstehen darunter Jesus, wie
er sich unter den Gestalten von Brot und Wein in höchster Liebe dem Vater
hingibt und sich uns als übernatürliche Nahrung für unser ganzes Leben schenkt.
Wir werden in seine Hingabe hinein genommen und bekommen Anteil an seinem
auferstandenen Leben. Dadurch werden wir immer wieder geheilt, gestärkt und
erneuert. Er bietet sich auch heute allen als Brot des Lebens an.
„Das ist mein Blut, das Blut des
Bundes, das für viele vergossen wird.“
Im alten Bund brachte man Tieropfer dar. Durch Besprengung mit dem
Opferblut sollten die Menschen von ihren Sünden gereinigt werden. Gott schloss
mit dem Volk Israel unter Opferdarbringung den Bund. Durch das Essen des
Opferfleisches hatte man gleichsam Anteil an dieser Hingabe an Gott und wurde
selbst geheiligt.
Der neue Bund wird nun durch die liebende Hingabe Jesu, angefangen schon
bei seiner Menschwerdung und schließlich vollendet in seinem Tod und seiner
Auferstehung, für alle Menschen geschlossen.
Diese Opferhingabe wird bei jeder heiligen Messe, wo Gläubige seinen
Auftrag des Gedenkens erfüllen, gegenwärtig, wie alles, was göttlich ist, immer
da ist, unabhängig von Zeit und Raum.
Wir werden durch die Feier der Eucharistie hinein genommen in dieses Opfer
der Rettung und Erlösung aus allen Tiefen unseres menschlichen Seins, besonders
aus Sünde und Tod.
Wir feiern am Fronleichnamsfest diesen Bund Gottes mit uns und unsere
Rettung durch Jesus, der unter den Zeichen des Brotes und des Weines unter uns
gegenwärtig ist mit Fleisch und Blut, mit Leib und Seele als Gott und Mensch.
Der Aufwand beim Fest ist
berechtigt. Katholiken feiern dankbar die Rettung durch Jesus Christus, die
sich in der Feier der Eucharistie an ihnen und an der ganzen Welt vollzieht. (merli@utanet.at)
Geschichtliches
Ein Fest der
Liebe, die sich hingibt
Fronleichnam
sticht aus der Reihe der kirchlichen Feiertage besonders hervor. Wie kam es zu
diesem Fest, das mit den Visionen einer Nonne im belgischen Lüttich seinen
Ausgang nahm?
Man könnte gerade
aus der Sicht der Naturwissenschaften den Traum der Augustinernonne Juliane von
Lüttich als Phantasie, Sehfehler oder optische Täuschung betrachten. Juliane
sah die Vollmondscheibe mit einem schwarzen Fleck darin. Sie suchte eine
Deutung und fand sie darin, dass zur vollkommenen Feier des Kirchenjahres noch
ein Herrenfest fehlt, bei dem in besonderer Weise das Altarsakrament verehrt
wird.
Von der
Eucharistie, dem Leib des Herrn, leitet sich auch der Name dieses Festes ab,
dessen Bedeutung freilich im Lauf der Zeit immer mehr verschleiert wurde.
„Fronleichnam“ bedeutet schlicht „Leib des Herrn“ - und niemand dachte dabei
früher an einen Toten, sondern an den auferstandenen Christus, der in der
Kirche fortlebt.
Auch die Festlegung
des Tages ist vom Gedanken der Eucharistie bestimmt. Weil Jesus die Eucharistie
am Gründonnerstag beim Letzten Abendmahl einsetzte, sollte auch dieses Fest
immer an einem Donnerstag sein. Nach der alten liturgischen Ordnung kam dafür
die Osterzeit (die auch noch den Dreifaltigkeitssonntag umfasste) nicht in
Frage. Der nächstmögliche Tag war also der zweite Sonntag nach Pfingsten.
In den
Prozessionen, die sich von Köln ausgehend bald entwickelten, wurde und wird
Christus in Gestalt der konsekrierten Hostie mitgetragen, angebetet und
verehrt. Sicher spielte auch die Vorstellung mit, dass die Macht und
Herrlichkeit Jesu auch vor bösen Mächten aus allen Himmelsrichtungen zu
schützen vermag, daher auch die früher feste Zahl der vier Altäre entlang des Prozessionsweges.
Besinnung auf
die Eucharistie als Mitte der Kirche
Juliane von
Lüttich lebte in einer Zeit großer Umbrüche, in der mit der klaren
Begrifflichkeit der Scholastik auch die Grundlagen für die Entwicklung der
Naturwissenschaften gelegt wurden.
Mit dem
Fronleichnamsfest besann sich die Kirche auf ihre Mitte, auf die Eucharistie
als ihre Grunddimension, auf die Liebe, die sich hingibt und über den Tod
hinaus bleibt.
Es war ein
katholisches Fest, ein Element, das in den Glaubenskämpfen der Reformation und
Gegenreformation noch stärker hervortrat.
Es ist in vielen
Teilen Europas wieder ganz aktuell, auf die Straße zu gehen - vor allem, um
eigene Rechte, aber auch Gerechtigkeit für alle einzufordern.
Fronleichnam ist
eine Demonstration der etwas anderen Art. Wer hier mitgeht, demonstriert nicht
zuerst für seine eigenen Rechte, sondern legt ein Bekenntnis ab.
Es ist freilich
ein Bekenntnis zu einer Liebe, die nicht an der Welt vorbeigeht, sondern gerade
darauf abzielt, die Welt zu heilen und zu erlösen.
Und es ist unübersehbar, dass auch die Welt, in der wir heute leben, diese
Liebe dringend braucht.