2. Adventsonntag
8. 12. 2010
Mt 3, 1-12
1In jenen Tagen trat Johannes der
Täufer auf und verkündete in der Wüste von Judäa:
2Kehrt um! Denn das Himmelreich ist
nahe.
3Er war es, von dem der Prophet Jesaja
gesagt hat: Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet
ihm die Straßen!
4Johannes trug ein Gewand aus
Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder
Honig waren seine Nahrung.
5Die Leute von Jerusalem und ganz Judäa
und aus der ganzen Jordangegend zogen zu ihm hinaus;
6sie bekannten ihre Sünden und ließen
sich im Jordan von ihm taufen.
7Als Johannes sah, dass viele Pharisäer
und Sadduzäer zur Taufe kamen, sagte er zu ihnen: Ihr Schlangenbrut, wer hat
euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Gericht entrinnen könnt?
8Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr
zeigt,
9und meint nicht, ihr könntet sagen:
Wir haben ja Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen
Steinen Kinder Abrahams machen.
10Schon ist die Axt an die Wurzel der
Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen
und ins Feuer geworfen.
11Ich taufe euch nur mit Wasser (zum
Zeichen) der Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich
bin es nicht wert, ihm die Schuhe auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen
Geist und mit Feuer taufen.
12Schon hält er die Schaufel in der
Hand; er wird die Spreu vom Weizen trennen und den Weizen in seine Scheune
bringen; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.
Gedanken zum
Evangelium
Thema: Kehrt
um!
„Alles, was geschrieben worden
ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch Geduld und durch den
Trost der Schrift Hoffnung haben.“
(Aus Röm. 15, 4-9)
Jeder wird mit den
Worten der Hl. Schrift vom Geist Gottes angesprochen. Er muss nur hinhören und
sich in Ehrfurcht fragen, was will mir Gott sagen? Dazu ist demütige
Bereitschaft erforderlich. Umkehr setzt die grundsätzliche Überzeugung voraus,
dass Erneuerung immer, besonders in heiligen Zeiten, notwendig ist. Neue Wege
zu beschreiten ist für Erwachsene ein Leben lang erforderlich, möglich und
nützlich.
„Kehrt um!
Denn das Himmelreich ist nahe.“ - Umkehr im
persönlichen Leben verlangt eine ehrliche Gewissenserforschung.
Folgende
Bereiche könnten überprüft werden: Wie schaut es aus mit Nörgeln, Besserwissen,
Verachtung und Niedermachen anderer? Wie steht es mit kleinen und großen Lügen,
mit Verdrehungen, um besser dazustehen, wie um persönlichen Geiz und Neid? Gibt
es die Neigung, nur über sich selbst zu reden, gar nicht auf andere hinzuhören,
immer gescheiter sein und Recht haben zu wollen usw.?
Neben dieser
Erforschung nach dem Negativen gäbe es die noch viel wichtigere Frage nach dem
Guten, das wir bewirken sollten, und vor allem nach den Gedanken und Taten der
Liebe im Alltag.
Umkehr in den
Beziehungen zu den Menschen
Man kann einen
neuen Anfang machen, das Zusammenleben erneuern, um bis zum Weihnachtsfest
Freude und Geborgenheit aufzubauen und unsere Mitmenschen glücklicher zu
machen. Dazu gehört Umkehr im Alltäglichen: bei Gewohnheiten, die den anderen
auf die Nerven gehen, beim Sich-gehen-Lassen, bei fehlender Zusammenarbeit im Hauhalt oder bei
schlampiger Unordnung, Unpünktlichkeit,
mangelnder Körperpflege usw. Einen besonderen Stellenwert nimmt die
Umkehrbereitschaft in der Liebe zum Ehepartner ein. Dies kann Einbekennen von
Fehlern und Vergebung alter Schuld bedeuten oder verständnisvolles Schenken von
Trost und Geborgenheit.
Umkehr zu
Gott
Dies setzt ein
Umdenken voraus und bedeutet, sich in seinem Denken und Handeln dem in mit
gegenwärtigen Gott zuzuwenden, Gottes Wege ganz bewusst neu zu beschreiten und
sich täglich zu fragen: Habe ich auf dich gehört, an dich gedacht, mit dir
geredet? Das Umdenken erstreckt sich auch auf das Ernstnehmen des
Gottesdienstes. Dieses beinhaltet Treue, Pünktlichkeit, aufmerksames Mitfeiern,
Mitsingen oder Übernehmen von Aufgaben bei der liturgischen Feier. Vielleicht
bedarf es auch der Entscheidung, sich vor den Menschen zu Gott, zum Glauben,
zur Kirche zu bekennen. Der Adventruf zur Umkehr kann sich auch beziehen auf
das Gebet in der Familie, auf eine Weihnachtsbeichte, auf den Entschluss zum
häufigeren Empfang der heiligen Kommunion, auf die Bereitschaft, über Fragen
des Glaubens zu diskutieren usw. Vieles kann der Christ bedenken, um zu Gott
hin umzukehren.
Vor uns steht der Anruf: Hören
wir im Advent auf Gottes Wort! Erneuern wir unsere Bereitschaft zur Umkehr in
vielen Bereichen! Nur wer im Advent sein Leben erneuern will, kann
Weihnachtsfreude erleben. Sonst schmecken die Weihnachtswünsche, die
Weihnachtslieder, selbst das Weihnachtsessen schal und bitter. Ohne innere
Erneuerung wird mit großem Tamtam nur
Wasser gekocht und so getan, als wäre es eine kostbare Festspeise. Uns allen
wünsche ich einen Advent, in dem der Ruf „Kehrt um!“ gerne gehört wird, und der
Ergebnisse im täglichen Leben zeitigt. (merli@utanet.at)
*
Fest der
Erwählung Mariens
Fest der ohne
Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria
8. Dez.
Lk 1, 26-38
26Im sechsten Monat wurde der Engel
Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret
27zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit
einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der
Jungfrau war Maria.
28Der Engel trat bei ihr ein und sagte:
Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.
29Sie erschrak über die Anrede und
überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.
30Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte
dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.
31Du wirst ein Kind empfangen, einen
Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.
32Er wird groß sein und Sohn des
Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David
geben.
33Er wird über das Haus Jakob in
Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben.
34Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das
geschehen, da ich keinen Mann erkenne?
35Der Engel antwortete ihr: Der Heilige
Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten.
Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.
36Auch Elisabeth, deine Verwandte, hat
noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist
sie jetzt schon im sechsten Monat.
37Denn für Gott ist nichts unmöglich.
38Da sagte Maria: Ich bin die Magd des
Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel
Gedanken zum Evangelium
Wer das Fest der
Gottesmutter Maria jedes Jahr feierlich und religiös begeht, lernt einen guten
Lebensweg zu gehen. Wir können einiges dazu bedenken:
„Siehe, ich
bin die Magd des Herrn.“
Wer Maria
feiert, lernt von ihr, worauf es im Leben und im Sterben ankommt: Entscheidend
ist die Bereitschaft, den Willen Gottes anzunehmen und zu erfüllen. Mariens
Beispiel ist Wegweisung, die zu Jesus Christus führt und zur Vollendung bei
ihm.
„Sei gegrüßt,
du Begnadete.“
An diesem Fest
sehen wir, wie Gott den Menschen will, wie jeder Mensch vor Gott leben sollte:
Maria ist die „Reine“, die vom Anfang ihres Werdens an schon frei war von jeder
Verquickung mit der Sünde. Sie stand nie unter der Herrschaft des Teufels. Sie
musste nicht erst getauft werden, um aus dieser Verstrickung befreit zu sein.
Wer dies
bedenkt, wird ermutigt, auch selbst gegen die Sünde zu kämpfen. Er wird gegen
die gängige Meinung immun: Du kannst machen, was dir gefällt, es ist alles
erlaubt und in Ordnung. Ein Mensch, der auf Maria schaut, erforscht vor Gott
sein Gewissen und lässt sich nicht täuschen von denen, die leben, als gäbe es
weder Gott, noch seine Gebote und Normen, noch eine Berufung zu einem heiligen
Leben.
Das Fest als
Hilfe und Trost
Wer dieses Fest
mitfeiert, dem wird jedes Mal klar: Ich habe eine Mutter, die meine
Lebenslasten kennt und mitträgt, die mir zur Seite steht, die ich anrufen kann,
die meine Fürsprecherin ist. Ein solcher Christ trägt wie alle mühsam seine
Lebenslasten, aber er weiß sich dennoch unter dem Schutz Mariens sicherer. Er
fühlt sich geliebt und begleitet, auch wenn er von Menschen verlassen wird,
einen lieben Menschen verliert oder selbst in die Angst vor Krankheit und Tod
gerät. Er kennt das tröstende Gebet und vertraut sich damit dem Beistand
Mariens an: „Bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes.“
Es ist gut,
dieses Fest zu feiern. Es ist gut schon im
Laufe unserer Lebenszeit und vor allem auch gut am Ende unseres Lebens. (merli@utanet.at)