Gedanken zum Weltmissionssonntag
3. Sonntag im Oktober
Wenn ein großartiges Orchester
unter einem bekannten Dirigenten ein bedeutendes musikalisches Werk
einstudiert, probt und vorbereitet, soll es selbstverständlich auch zur
Aufführung kommen. Man will es kundtun und hören und nicht nur ins Repertoire
aufnehmen, sonst wären Dirigent und Musiker frustriert und gingen womöglich zu
einer anderen Gruppe.
Wenn ein Künstler große Werke
schuf, werden diese nicht in einem Depot versteckt sondern in Ausstellungen der
Öffentlichkeit präsentiert.
Wenn eine Kirche renoviert wurde,
werden zur Freude aller Besucher die Luster eingeschaltet, damit sich die
Menschen an der Schönheit der Malerei und der Plastiken erfreuen können.
Jesus sagt: „Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt auf dem Berge kann
nicht verborgen bleiben, eine Lampe stellt man nicht unter einen Eimer, sondern
auf den Leuchter, damit sie allen im Hause leuchte. So soll euer Licht
leuchten...“
Christen sollten den kostbaren
Schatz ihres Glaubens, die Freude über ihre Hoffnung auf Gott, die Zusage der
rettenden Liebe Gottes auch nicht verheimlichen oder verschämt verbergen. Wenn
sie das tun, leidet ihr Glaube bereits an Schwindsucht.
Am Missionssonntag sind wir
aufgerufen, zu bedenken, welch kostbarer Schatz uns in unserer christlichen
Berufung, in unserer christlichen Gemeinschaft geschenkt wurde und wie wir
diesen Schatz in unseren Familien, aber auch für alle Menschen auf unserer Erde
sichtbar machen können.
Wir werden an die Worte Jesu
erinnert, die für alle Christen gelten und die entscheidende Begründung jeder
Missionstätigkeit sind:
„Geht in die ganze Welt hinaus und lehrt alle Menschen. Wer glaubt und
sich taufen lässt, der wird gerettet werden, ...“
Einige Priester und Laien fühlen
sich berufen, selbst zu den Völkern zu gehen. Andere unterstützen diese, weil
es auch ihr persönliches Anliegen ist, die Frohe Botschaft von der Liebe Gottes
und vom Heil des Menschen weiterzugeben. So kann der Schatz des Glaubens von
vielen erkannt und angenommen werden.
In unseren Pfarren sind wir an diesem Tag aufgerufen, für die im
Missionseinsatz Stehenden zu beten und durch unsere Spenden die finanzielle
Grundlage für ihre Tätigkeit zu schaffen. (merli@utanet.at)
*
30. Sonntag im
Jahreskreis
26. 10. 2014
Mt 22, 34-40
In jener Zeit,
34als die
Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen
sie bei ihm zusammen.
35Einer von
ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn:
Meister,
36welches
Gebot im Gesetz ist das wichtigste?
37Er
antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit
ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.
38Das ist das
wichtigste und erste Gebot.
39Ebenso
wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
40An diesen
beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.
Gedanken zum Evangelium
Im Evangelium des letzten Sonntages
brachte Jesus die Sadduzäer zum Schweigen, die ihm mit einer Fangfrage eine
Falle stellen wollten. Diesmal stellen die Pharisäer, eine andere religiöse
Gruppe mit viel Einfluss im gesellschaftlichen und religiösen Leben, eine
theologische Frage. Unter „Gesetz und Propheten“ versteht man die Heilige
Schrift der Juden, das Bundesbuch, man könnte auch sagen, ihren Katechismus.
Die 5 Bücher der Thora standen unter dem Namen und der Autorität des Mose. Sie
enthalten verpflichtende Weisungen für das gesellschaftliche und religiöse
Leben der Juden.
Sie fragen also
Jesus, welche dieser vielen Vorschriften, die besonders von den frommen Pharisäern
breit aufgefächert worden waren, sind nun wichtig oder gar am wichtigsten.
Jesus nennt die zwei entscheidenden Gebote:
Gottesliebe
Bedenken wir Christen überhaupt noch, was früher den Kindern
im Religionsunterricht gelehrt wurde und letztlich auch heute gilt: „Wir sind
auf der Welt, damit wir Gott erkennen, ihn lieben, ihm dienen und dadurch in
den Himmel kommen.“
Heute könnte man sagen: Darin erfüllt sich der Sinn
unseres Lebens, dass wir den Anruf Gottes hören, ernst nehmen und erwidern.
Dies bedeutet am Ende Leben in Fülle, Vollendung und Glückseligkeit.
Ein Leben ohne Hinwendung zu Gott, der unser Sein täglich
liebend trägt, ist ein vorläufig verirrtes Leben, ein Leben, dessen letzter
Sinn nicht mehr leuchtet, das unruhig auf der Suche ist und keine Geborgenheit
fühlt.
Bei dieser Überlegung wird klar, dass es vielleicht verlorene
Jahre in unserem Leben gegeben hat, dass oft Vergängliches vor dem Wichtigsten
Vorrang hatte. Es drängt dieser Auftrag, Gott zu lieben, zu neuen Wegen, zu
einer sinnvollen Gestaltung unserer Tage, manchmal auch zu einer gründlichen
Neuorientierung und neuen Lebensplanung. So kann Ruhe in unser Herz kommen, wie
bei einem in den Bergen Verirrten, der den richtigen Pfad wiedergefunden hat.
Wir können so unseren Lebensweg in ehrfürchtiger Hinwendung zu Gott gelassen,
ohne hektische Angst und friedvoll gehen.
Nächstenliebe
Der Mensch ist auch dadurch Ebenbild Gottes, dass er
lieben kann.
Dem Christen wird es eingeprägt, dass die Liebe Gottes, die
in ihm schlummert, sich entfalten kann und soll. Die Liebe ist vielgestaltig.
Es gibt das überschäumende Gefühl der Zuneigung, die mühsam gehaltene Treue,
den Einsatz für die Mitmenschen ohne Gewinndenken, die Hingabe eines Teiles der
Freiheit oder des ganzen Lebens für andere.
Die Liebe zu den Mitmenschen ist unser Lebensauftrag.
Wer diese kostbarste Gabe Gottes entfaltet, erlebt Freude,
Freiheit und wird glücklich. Wer sich selbst sucht, im Mittelpunkt seines
Denkens steht, immer nur fragt, wer hat mir schon wieder Unrecht getan, der
verkümmert seelisch immer mehr. Zur Liebe gehört auch die Bereitschaft, Unrecht
zu ertragen, zu vergessen und zu vergeben.
Wer wissen will, wie diese Liebe aussehen könnte, muss an
Jesus selbst Maß nehmen. Wir sollten dies jeden Sonntag tun. Er ist die Norm
des christlichen Lebens.
In diesen zwei Geboten sind letztlich alle anderen
enthalten: Ehrfurcht gegen Gott, Ehrfurcht vor den Eltern, Schutz des Lebens,
Verantwortung in den geschlechtlichen Beziehungen, Achtung des Eigentums und
Wahrhaftigkeit gegeneinander – alles also, was in den Zehn Geboten, ja
eigentlich in der ganzen Heiligen Schrift steht. – Ein gutes Lebensprogramm,
das glücklich macht. (merli@utanet.at)