Montag, 27. Oktober 2014



Weihetag der Lateranbasilika

9. November

Joh 2, 13-22
13Das Paschafest der Juden war nahe, und Jesus zog nach Jerusalem hinauf.
14Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen.
15Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus, und ihre Tische stieß er um.
16Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!
17Seine Jünger erinnerten sich an das Wort der Schrift: Der Eifer für dein Haus verzehrt mich.
18Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst?
19Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.
20Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut, und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?
21Er aber meinte den Tempel seines Leibes.
22Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.

Gedanken zum Fest

San Giovanni in Lateran ist die Bischofskirche des Papstes, also die Kathedrale des Bischofs von Rom, während Sankt Peter die Stätte des Papstes als des Oberhaupts der katholischen Kirche ist. Das macht seit der Gründung der Basilika im 4. Jh. ihren Rang aus.
Mit der Inschrift an der Hauptfassade „MATER ET CAPUT OMNIUM ECCLESIARUM URBIS ET ORBIS“ erhebt San Giovanni den Anspruch, „Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt und des Erdkreises“ zu sein.
Bereits im Jahr 313, kurz nach dem Sieg Kaiser Konstantins über Maxentius, wurde unter Papst Melchiades auf dem Besitz der Laterani (daher der Name) und dem Gelände einer Reiterkaserne mit der Errichtung einer Basilika begonnen, die man dem Erlöser, dem Salvator, weihte. Sie ist damit die älteste und ranghöchste unter den vier Patriarchalbasiliken (die drei anderen sind Sankt Peter, Sankt Paul und Santa Maria Maggiore) und die erste unter den sieben Pilgerkirchen (Santa Croce, San Sebastiano und San Lorenzo ergänzen die anderen vier).
Reliquien der vornehmsten christlichen Heiligen gehören zum Kirchenschatz. Schon im Mittelalter hatte die Kirche des Salvators, des Erlösers, Johannes den Täufer und Johannes den Evangelisten als Patrone und damit den neuen Namen „San Giovanni“ erhalten (aus dem Rom-Führer von Heinz-Joachim Fischer).

Am Weihetag der wichtigen Kirche Roms ist es angebracht, über die Bedeutung von Kirchen im Allgemeinen und der eigenen Kirche im Besonderen nachzudenken.
Viele Generationen haben an ihrem Gotteshaus, wie eine Kirche gerne genannt wird, gebaut, dieses erneuert und gepflegt. In vielen Pfarren haben die Menschen eine Liebe zu ihrer Kirche entwickelt, die sich in der Bereitschaft, bei Renovierungen Hand anzulegen, genau so gezeigt hat wie bei Sammlungen für notwendige Erneuerungen oder Verschönerungen. Es beteiligen sich daran selbst Fernstehende oder Gäste. Die Pfarrgemeinde hat überall ein Herz für ihre Kirche. Dies hat gewiss über die Sorge um Kulturgüter hinaus auch seinen Grund in den Festen und Feiern und in der gewohnten Zusammenkunft der Glaubenden an diesem heiligen Ort. Gotteshäuser sind in der Auffassung der katholischen Christen ja auch Stätten, in denen Christus geheimnisvoll in der Eucharistie gegenwärtig ist. Es ist daher verständlich und recht, dass man diesen Ort des Betens und Feierns schön gestalten will, sich darin ehrfürchtig benimmt und den Lärm der Welt hinter sich lässt, wenn man sie betritt.

Jede Kirche ist aber auch ein Symbol der Kirchengemeinde, die aus lebendigen Steinen erbaut ist.
Wie die Steine alte Kirchen zusammenhalten und dem ganzen Gebäude seine Festigkeit geben, so soll auch die Kirchengemeinschaft aus Christen bestehen, die ihrem christlichen Auftrag entsprechend lebendige Steine sind:

Zusammenhalt der Christen und gegenseitige Unterstützung sind gefordert.
Die Armen und Kranken sollen von den Wohlhabenden und Gesunden gestützt werden. Die Einsamen sollen in ihrer Kirche Freunde finden, die Trauernden Trost, die Sünder Barmherzigkeit, die Suchenden Glaubenshelfer, die Sterbenden liebenden Beistand.

Von den Christen wird weiters Stabilität erwartet.
Grundsatztreue, Unbeirrbarkeit, Standhaftigkeit sind die Merkmale, die ein Baustein einer Christengemeinde haben soll. Jeder könnte sich fragen, ob er nicht eine Säule des Glaubens für andere werden sollte. Trägheit, Gleichgültigkeit, Wankelmut, Bequemlichkeit im religiösen Leben können den geistigen Bau der Gemeinschaft gefährden. Treues Feststehen auch in Notzeiten der Kirche, in Krisen des eigenen Lebens wird hingegen für jene zur Stütze, die schwach zu werden drohen.

Christus ist in dieser Gemeinschaft, die man Kirche nennt, der Eckstein oder auch der Schlussstein, der letztlich das ganze Haus zusammenhält.
Nur in der persönlichen Beziehung zu Christus, in der Verbindung mit ihm im Gebet, in der Feier der Eucharistie und im Hinhören auf sein Wort können wir als lebendige Bausteine an unserer Kirche bauen. Nicht passive Kritik und Gejammer sind gefragt, sondern das offene Wort, die Einsatzbereitschaft und letztlich die Liebe zu Gott und zu den Menschen.

Wenn wir auf der ganzen Erde das Weihefest der Lateranbasilika in Rom begehen, sollen wir begreifen, dass wir alle zusammengehören, dass wir selber als lebendige Steine in dieser Kirche Aufgaben zu erfüllen haben und dass es ohne Christus für diese Kirche keine Lebensbasis gibt. Sein Geist wird die Kirche in allen Widrigkeiten unserer Tage in eine neue Zukunft tragen. (merli@utanet.at)