Weihetag der Lateranbasilika
9. November
Joh 2,
13-22
13Das Paschafest der Juden war nahe, und Jesus zog nach Jerusalem hinauf.
14Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die
Geldwechsler, die dort saßen.
15Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel
hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus, und
ihre Tische stieß er um.
16Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus
meines Vaters nicht zu einer Markthalle!
17Seine Jünger erinnerten sich an das Wort der Schrift: Der Eifer für dein
Haus verzehrt mich.
18Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen lässt du uns sehen
als Beweis, dass du dies tun darfst?
19Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde
ich ihn wieder aufrichten.
20Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut,
und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?
21Er aber meinte den Tempel seines Leibes.
22Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, dass
er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus
gesprochen hatte.
Gedanken zum Fest
San Giovanni in Lateran ist die
Bischofskirche des Papstes, also die Kathedrale des Bischofs von Rom, während
Sankt Peter die Stätte des Papstes als des Oberhaupts der katholischen Kirche
ist. Das macht seit der Gründung der Basilika im 4. Jh. ihren Rang aus.
Mit der Inschrift an der
Hauptfassade „MATER ET CAPUT OMNIUM ECCLESIARUM URBIS ET ORBIS“ erhebt San
Giovanni den Anspruch, „Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt und des
Erdkreises“ zu sein.
Bereits im Jahr 313, kurz nach dem
Sieg Kaiser Konstantins über Maxentius, wurde unter Papst Melchiades auf dem
Besitz der Laterani (daher der Name) und dem Gelände einer Reiterkaserne mit
der Errichtung einer Basilika begonnen, die man dem Erlöser, dem Salvator,
weihte. Sie ist damit die älteste und ranghöchste unter den vier
Patriarchalbasiliken (die drei anderen sind Sankt Peter, Sankt Paul und Santa
Maria Maggiore) und die erste unter den sieben Pilgerkirchen (Santa Croce, San
Sebastiano und San Lorenzo ergänzen die anderen vier).
Reliquien der vornehmsten
christlichen Heiligen gehören zum Kirchenschatz. Schon im Mittelalter hatte die
Kirche des Salvators, des Erlösers, Johannes den Täufer und Johannes den
Evangelisten als Patrone und damit den neuen Namen „San Giovanni“ erhalten (aus
dem Rom-Führer von Heinz-Joachim Fischer).
Am Weihetag der wichtigen Kirche Roms ist es
angebracht, über die Bedeutung von Kirchen im Allgemeinen und der eigenen
Kirche im Besonderen nachzudenken.
Viele Generationen haben an ihrem Gotteshaus, wie eine Kirche gerne genannt
wird, gebaut, dieses erneuert und gepflegt. In vielen Pfarren haben die
Menschen eine Liebe zu ihrer Kirche entwickelt, die sich in der Bereitschaft,
bei Renovierungen Hand anzulegen, genau so gezeigt hat wie bei Sammlungen für
notwendige Erneuerungen oder Verschönerungen. Es beteiligen sich daran selbst
Fernstehende oder Gäste. Die Pfarrgemeinde hat überall ein Herz für ihre
Kirche. Dies hat gewiss über die Sorge um Kulturgüter hinaus auch seinen Grund
in den Festen und Feiern und in der gewohnten Zusammenkunft der Glaubenden an
diesem heiligen Ort. Gotteshäuser sind in der Auffassung der katholischen
Christen ja auch Stätten, in denen Christus geheimnisvoll in der Eucharistie
gegenwärtig ist. Es ist daher verständlich und recht, dass man diesen Ort des
Betens und Feierns schön gestalten will, sich darin ehrfürchtig benimmt und den
Lärm der Welt hinter sich lässt, wenn man sie betritt.
Jede Kirche ist aber auch ein Symbol der
Kirchengemeinde, die aus lebendigen Steinen erbaut ist.
Wie die Steine alte Kirchen zusammenhalten und dem ganzen Gebäude seine
Festigkeit geben, so soll auch die Kirchengemeinschaft aus Christen bestehen,
die ihrem christlichen Auftrag entsprechend lebendige Steine sind:
Zusammenhalt der Christen und gegenseitige
Unterstützung sind gefordert.
Die Armen und Kranken sollen von den Wohlhabenden und Gesunden gestützt
werden. Die Einsamen sollen in ihrer Kirche Freunde finden, die Trauernden
Trost, die Sünder Barmherzigkeit, die Suchenden Glaubenshelfer, die Sterbenden
liebenden Beistand.
Von den Christen wird weiters Stabilität erwartet.
Grundsatztreue, Unbeirrbarkeit, Standhaftigkeit sind die Merkmale, die ein
Baustein einer Christengemeinde haben soll. Jeder könnte sich fragen, ob er
nicht eine Säule des Glaubens für andere werden sollte. Trägheit,
Gleichgültigkeit, Wankelmut, Bequemlichkeit im religiösen Leben können den
geistigen Bau der Gemeinschaft gefährden. Treues Feststehen auch in Notzeiten
der Kirche, in Krisen des eigenen Lebens wird hingegen für jene zur Stütze, die
schwach zu werden drohen.
Christus ist in dieser Gemeinschaft, die man
Kirche nennt, der Eckstein oder auch der Schlussstein, der letztlich das ganze Haus
zusammenhält.
Nur in der persönlichen Beziehung zu Christus, in der Verbindung mit ihm im
Gebet, in der Feier der Eucharistie und im Hinhören auf sein Wort können wir
als lebendige Bausteine an unserer Kirche bauen. Nicht passive Kritik und
Gejammer sind gefragt, sondern das offene Wort, die Einsatzbereitschaft und
letztlich die Liebe zu Gott und zu den Menschen.
Wenn wir auf der ganzen Erde das Weihefest der
Lateranbasilika in Rom begehen, sollen wir begreifen, dass wir alle
zusammengehören, dass wir selber als lebendige Steine in dieser Kirche Aufgaben
zu erfüllen haben und dass es ohne Christus für diese Kirche keine Lebensbasis
gibt. Sein Geist wird die Kirche in
allen Widrigkeiten unserer Tage in eine neue Zukunft tragen. (merli@utanet.at)