Montag, 24. November 2014



2. Adventsonntag

7. 12. 2014

Mk 1, 1-8
1Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes:
2Es begann, wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen.
3Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!
4So trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündigte Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden.
5Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen.
6Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften, und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig.
7Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren.
8Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.

Gedanken zum Evangelium
Nach Katastrophen können die Menschen häufig nur mit Mühe und auf Umwegen ihren Ort und ihre Wohnungen erreichen. Ihr Leben und ihre tägliche Versorgung sind empfindlich gestört. Sie gehen mit den Helfern baldmöglichst daran, die weggerissenen Straßen wieder befahrbar zu machen und sind froh und dankbar, wenn sie wieder ungehindert ihre Wohnungen beziehen können und sich das Leben normalisiert.

Im Evangelium wird die alte Aufforderung des Propheten, die Straße Gottes zu den Menschen zu ebnen, erneuert. „Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!“
Diese Aufforderung ergeht im Advent an alle Christen. Auch Wege Gottes zu uns können verlegt, beschädigt oder gar zerstört sein. So wie entwurzelte Bäume, Brückenteile, Schlamm- und Sandbänke nach Naturkatastrophen Hindernisse zwischen den Menschen sind, so stehen seelische Hindernisse dem Zugang zu Gott oder dem Kommen Gottes zu uns im Wege.

Daher gilt es, unser Leben zu überprüfen.
Hindernisse, die beseitigt werden sollen, können sein: Rechthaberischer Egoismus, Rücksichtslosigkeit, alte Feindschaften, religiöse Gleichgültigkeit, krankhafter Neid und liebloser Geiz, unbeherrschte Sinnlichkeit, selbstsüchtige Genusssucht, Schadenfreude, Ungeduld, Unbarmherzigkeit, Falschheit und noch anderes mehr. Eine ehrliche Gewissenserforschung wäre ein guter Anfang adventlicher Erneuerung unseres Lebens. Advent und Weihnachten zu feiern ohne diese Bekehrungsbereitschaft bedeutet nur Leerlauf ohne tieferen Sinn.

 Die asketische Gestalt des Johannes wird uns vor Augen gestellt. Er ruft zur Umkehr auf.
Heutige Menschen sind nicht gewohnt umzukehren, wenn sie einmal einen Weg eingeschlagen haben. Es besteht nicht das Bedürfnis, sich zu ändern, zu bessern und zu erneuern. Es herrscht eine geistige und religiöse Vergreisung, die aber nichts mit dem Alter zu tun haben muss. Viele haben ihr Leben abgeschlossen, ohne gestorben zu sein und sind geistig starr und unbeweglich. Ihr bequemer Grundsatz lautet: So bin ich und so bleibe ich.

Wir Christen sind immer dazu berufen, die Zukunftshoffnung des Wandels, der Erneuerung zu bewahren und die Sehnsucht nach neuen Erkenntnissen und Wagnissen wach zu halten.
Leben heißt, sich zu wandeln, Neues zu erleben und zu wagen, Freude an der Veränderung zu haben, wo diese sinnvoll und notwendig ist. Veränderung bringt Freude, Adventfreude, Weihnachtsfreude.

Zu dieser Veränderungsbereitschaft gehört auch die sakramentale Buße.
Was wir selber nicht mehr ändern können, was falsch war, geschehen ist und Wunden in der Seele zurückgelassen hat, das ändert Gott in uns mit seiner heilenden Kraft in der Beichte. So kommt auch die Advent- oder Weihnachtsbeichte in den Blick als Einladung und Aufforderung. Dazu muss man manchmal seine Angst – man könnte auch sagen seine Feigheit – überwinden und mutig das Wagnis des Neuanfangs eingehen.

Wir sind mit Heiligem Geist getauft. Das heißt, wir tragen Gottes Lebenskraft in uns, wir sind zur Lebensgemeinschaft mit Gott berufen. Wir sind die geliebten Kinder Gottes, die aus der Vergänglichkeit und Sündhaftigkeit gerettet wurden und zum Leben in der Vollendung bestimmt sind. Wir können dankbar und erhobenen Hauptes den Weg der Bekehrung durch den Advent gehen, weil wir wissen, Gott ist mit uns. (merli@utanet.at)

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