Montag, 27. April 2015



6. Sonntag d. Osterzeit

10. 5. 2015
 
Joh 15, 9-17
9Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!
10Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.
11Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.
12Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.
13Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.
14Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage.
15Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.
16Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.
17Dies trage ich euch auf: Liebt einander!

Gedanken zum Evangelium

Heute wird uns die kostbarste Gabe, die einmalige Fähigkeit, die den Menschen auszeichnet, vor Augen gestellt: die Liebe. Augustinus: „Liebe und tue, was du willst.“ 1. Johannesbrief: „Jeder, der liebt, stammt von Gott.“

„Bleibt in meiner Liebe!“
In der Schrift lesen wir: „Gott ist Liebe.“ Papst Benedikt XVI. schrieb sein erstes Rundschreiben zu diesem Thema. Jesu Liebe zu uns Menschen ist tief und unübertrefflich heilsam, weil sie von Gott kommt. Auch jede menschliche Liebe heilt und beglückt.
Wen aber die Liebe Gottes umgibt, der wird im Innersten seines Wesens erneuert, gewandelt und beglückt. Es wird eine neue Lebensqualität aufgebaut, der Mensch erlangt einen unendlichen Wert. Sein Leben gewinnt Sinn, nicht weil er gesund ist und es ihm gut geht, sondern weil er im Liebesstromkreis Gottes lebt und so sein ganzes Sein in dem geborgen ist, der allein die Sehnsüchte seines Herzens stillen kann.
Was für die Pflanze Sonne und Regen, ist für den Menschen Gottes Liebe. Darin geborgen, kommt er zu seiner für ihn von Gott vorgesehenen beglückenden Entfaltung.
In dieser Liebe sollen wir bleiben und bestrebt sein, nicht aus ihr herauszufallen durch Gleichgültigkeit, kurzfristiges Lust- und Machtstreben oder infolge eines sündhaften Lebens. In dieser Liebe zu leben sollte unser erstes und wichtigstes Anliegen sein. Auch die Umkehr zu dieser Liebe ist möglich, wenn man sie verlassen hat. Dieser Liebe treu zu sein ist unsere höchste Lebensaufgabe. Auch die Antwort auf die Frage, wie dies geschehen soll, hören wir: „Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben.“

„Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“
Wieder erklingt die Heilsbotschaft, dass Jesus für uns gelebt hat und für unser Heil gestorben ist. Dankbarkeit kann das Herz jedes Christen erfüllen.
Diese Glaubenswahrheit ist aber auch Auftrag, ebenso lieben zu lernen wie Jesus. Liebe, die nur glücklich werden will, ist nur ein Abglanz von Liebe, oft Egoismus oder Einbildung. Echte Liebe, die an Jesus Maß nimmt, muss immer bereit sein, etwas vom Leben für andere hinzugeben: Zeit, Bequemlichkeit, körperliche oder nervliche Belastung, Besitz usw.

„Vielmehr habe ich euch Freunde genannt.“
Freunde suchen einander, kommen zusammen, interessieren sich für die Anliegen des Freundes, der Freundin, haben miteinander Geduld, hören auf  deren Ratschläge, suchen ihre Vorzüge nachzuahmen.
Wie stehen wir zu unserem Herrn Jesus? Betrachten wir ihn als unseren guten Freund? Die Antworten auf solche Fragen zeigen, ob unser Glaube intensiv und lebendig ist. Häufig ist er ohne jede persönliche Beziehung. Man spricht Gebete, man feiert Gottesdienste, empfängt die Sakramente, aber es fehlt das Gefühl der persönlichen Beziehung, der Freundschaft eben.
Wir haben einen einmaligen Freund, der uns versteht und uns in allem nahe ist, der nichts für sich fordert, der zwar mahnt, aber keine Vorwürfe macht, der mitfühlt und wohlwollend liebt, wie sonst niemand, und mit dem wir unsere Anliegen immer vertrauensvoll besprechen können.

„Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.“
Wir hören wieder die Verheißung der Gebetserhörung für den, der liebt. Erhörung wird dem zuteil, der in Jesu Namen bittet. Dies bedeutet, dass wir in der Gesinnung Jesu bitten sollen. Jesus fügt zu seiner Bitte in schwerster Stunde hinzu: „Nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.“
So zu beten ist nur möglich, wenn man absolutes Vertrauen hat und weiß, auch in den Lebensbelastungen nicht alleingelassen, sondern geliebt zu sein.

Der Christ überlässt es letztlich Gott selbst, seine Bitte zu werten und zu erhören. Es geht nicht um Forderungen oder um einen Automatismus bei Gebetserhörungen, sondern um das Vertrauen in die Liebe Gottes und darum, sein Lebensschicksal immer getrost in die Hand Gottes zu legen. (merli@utanet.at)