Brief des Altpfarrers an junge Christen
in Senftenberg
Dez. 2016
Bald beginnen
die Adventzeit und damit ein neues Kirchenjahr. Alle Christen werden
aufgerufen, ihren Glauben zu erneuern.
Ich wende mich
an Jugendliche und junge Erwachsene der Pfarre. Der Advent soll allen Licht in
ihr Leben bringen.
Manche von euch habe ich getauft, im
Religionsunterricht in den Glauben eingeführt oder auf die Firmung vorbereitet.
Einige waren Ministranten. Daher bleibt
meine Sorge um euch lebendig. Es gab gute Tage des gemeinsamen Feierns,
Singens, Betens und Spielens.
Heute steht ihr in einem Bombardement von
Einflüssen. In den Zeitschriften und Sendungen wird euch häufig ein
oberflächliches Leben vorgezeigt, das nicht vom Glauben und vom Leben mit Gott
geprägt ist.
Was lebt man
euch vor, was sind die Lehren der Welt heute? Einige Schlagworte:
1. Du brauchst
keine Autorität anzuerkennen. Die Eltern, Lehrer oder Politiker kann man
kränken, beleidigen und „auszählen“. Respekt und gar Gehorsam sind veraltet.
Dagegen gibt es die Alternative: Man kann Eltern, Lehrer und Verantwortungsträger
achten. Es ist vernünftig, ihre Ratschläge zu bedenken. Man kann das Gespräch
mit ihnen suchen und dabei sachlich bleiben und muss in Auseinandersetzungen
nicht beleidigend sein.
2. Wichtig
sind Disko, Vergnügen, Fernsehen, Heuriger usw.
Junge Menschen haben die
Möglichkeit, diesen Lebensstil zu hinterfragen. Was bringt es, meine Zeit
sinnlos totzuschlagen, unausgeschlafen in den neuen Tag zu gehen, Kopf und Herz
voll dröhnen zu lassen. Gibt es nicht auch die Möglichkeit, auf diese Angebote
gelegentlich zu verzichten, Wertvolleres zu suchen, andere Wege zu gehen? Du
könntest dich fragen: Muss ich so sein
wie alle anderen?
3. Lass dir
keine Genüsse entgehen. Ergreife jedes
Angebot von Vergnügungen.
Der Sinn des Lebens besteht
aber nicht im Genießen, vielmehr darin, etwas Wertvolles zu leisten.
Es gibt auch bei jungen Menschen neue Überlegungen, dass Beherrschung,
Verzicht, Verantwortung vernünftige Alternativen zu einer oberflächlichen
Lebensauffassung sind.
4. Religion
ist nicht notwendig. Christliches Leben ist etwas für alte Menschen.
Viele junge Menschen,
besonders auch junge Eltern, beginnen sich neu für den Glauben und für Jesus
von Nazareth zu interessieren. Sie kommen zum Gebet und zur Diskussion über
ihre Lebensfragen zusammen. Sie haben
erkannt, dass ein seichtes und gottfernes Leben in die Sinnlosigkeit führt.
5. Wozu
brauche ich den Sonntag? Die Feier der Messe gibt mir nichts.
Manche begreifen es: Ohne die regelmäßige Mitfeier der Sonntagsmesse
geht der Glaube verloren. Das Leben verliert an Sinn. Religiöses Wissen verflüchtigt sich,
Zukunftsangst macht sich breit. Am Ende steht man ohne Perspektiven da. Es
bleiben bei manchen nur mehr Genuss, Geld, Positionen. Ein solches Leben
entbehrt der Tiefe und inneren Freude. Es drohen Resignation oder Verzweiflung.
6. Man müsse
sich selbst verwirklichen.
Wir alle haben Mängel,
Ängste, Schwächen. Soll man diese verwirklichen? Es geht nicht um Selbstverwirklichung, sondern um Entfaltung des reifen
Menschen, der fähig ist zu tiefer Liebe, zur Treue, zur Übernahme von Aufgaben,
zum Einsatz für andere, zur Verantwortung.
Diese Entfaltung ist Auftrag in jungen Jahren. Man muss dabei lernen, selbständig zu entscheiden, sachlich
zu urteilen und nicht alles gedankenlos nachzuplappern.
Es gibt also
Alternativen.
Man muss nicht jeden Unsinn mitmachen, weil dies halt alle tun. Man kann gegen
den Strom schwimmen. Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom. Du kannst ein
lebendiger Fisch im frischen Bergquell sein. Höre in dein Inneres. Du wirst
erkennen, was wertvoll ist und wirkliches Glück bringt.
Wenn du über
solche Lebensperspektiven reden willst, kannst du den Kontakt zu deinem Pfarrer
oder zum Altpfarrer suchen oder auch mit Jugendlichen bei Veranstaltungen zusammenkommen.
Dein Leben ist
zu wertvoll, um es in Oberflächlichkeit zu vertrödeln. Du bist zu Besserem
gerufen. Advent ist eine Zeit der Neubesinnung.
(merli@utanet.at)