Montag, 21. November 2016



Brief des Altpfarrers an junge Christen in Senftenberg

Dez. 2016


Bald beginnen die Adventzeit und damit ein neues Kirchenjahr. Alle Christen werden aufgerufen, ihren Glauben zu erneuern.
Ich wende mich an Jugendliche und junge Erwachsene der Pfarre. Der Advent soll  allen Licht in ihr Leben bringen.
Manche von euch habe ich getauft, im Religionsunterricht in den Glauben eingeführt oder auf die Firmung vorbereitet. Einige  waren Ministranten. Daher bleibt meine Sorge um euch lebendig. Es gab gute Tage des gemeinsamen Feierns, Singens, Betens und Spielens.
Heute steht ihr in einem Bombardement von Einflüssen. In den Zeitschriften und Sendungen wird euch häufig ein oberflächliches Leben vorgezeigt, das nicht vom Glauben und vom Leben mit Gott geprägt ist.
Was lebt man euch vor, was sind die Lehren der Welt heute? Einige Schlagworte:

1. Du brauchst keine Autorität anzuerkennen. Die Eltern, Lehrer oder Politiker kann man kränken, beleidigen und „auszählen“. Respekt und gar Gehorsam sind veraltet.
Dagegen gibt es die Alternative: Man kann Eltern, Lehrer und Verantwortungsträger achten. Es ist vernünftig, ihre Ratschläge zu bedenken. Man kann das Gespräch mit ihnen suchen und dabei sachlich bleiben und muss in Auseinandersetzungen nicht beleidigend sein.

2. Wichtig sind Disko, Vergnügen, Fernsehen, Heuriger usw.
Junge Menschen haben die Möglichkeit, diesen Lebensstil zu hinterfragen. Was bringt es, meine Zeit sinnlos totzuschlagen, unausgeschlafen in den neuen Tag zu gehen, Kopf und Herz voll dröhnen zu lassen. Gibt es nicht auch die Möglichkeit, auf diese Angebote gelegentlich zu verzichten, Wertvolleres zu suchen, andere Wege zu gehen? Du könntest dich fragen: Muss ich so sein wie alle anderen?

3. Lass dir keine Genüsse entgehen. Ergreife  jedes Angebot von Vergnügungen.
Der Sinn des Lebens besteht aber nicht im Genießen, vielmehr darin, etwas Wertvolles zu leisten.
Es gibt auch bei jungen Menschen neue Überlegungen, dass Beherrschung, Verzicht, Verantwortung vernünftige Alternativen zu einer oberflächlichen Lebensauffassung sind.

4. Religion ist nicht notwendig. Christliches Leben ist etwas für alte Menschen.
Viele junge Menschen, besonders auch junge Eltern, beginnen sich neu für den Glauben und für Jesus von Nazareth zu interessieren. Sie kommen zum Gebet und zur Diskussion über ihre Lebensfragen zusammen. Sie haben erkannt, dass ein seichtes und gottfernes Leben in die Sinnlosigkeit führt.

5. Wozu brauche ich den Sonntag? Die Feier der Messe gibt mir nichts.
Manche begreifen es: Ohne die regelmäßige Mitfeier der Sonntagsmesse geht der Glaube verloren. Das Leben verliert an Sinn. Religiöses Wissen verflüchtigt sich, Zukunftsangst macht sich breit. Am Ende steht man ohne Perspektiven da. Es bleiben bei manchen nur mehr Genuss, Geld, Positionen. Ein solches Leben entbehrt der Tiefe und inneren Freude. Es drohen Resignation oder Verzweiflung.

6. Man müsse sich selbst verwirklichen.
Wir alle haben Mängel, Ängste, Schwächen. Soll man diese verwirklichen? Es geht nicht um Selbstverwirklichung, sondern um Entfaltung des reifen Menschen, der fähig ist zu tiefer Liebe, zur Treue, zur Übernahme von Aufgaben, zum Einsatz für andere, zur Verantwortung. Diese Entfaltung ist Auftrag in jungen Jahren. Man muss dabei  lernen, selbständig zu entscheiden, sachlich zu urteilen und nicht alles gedankenlos nachzuplappern.

Es gibt also Alternativen. Man muss nicht jeden Unsinn mitmachen, weil dies halt alle tun. Man kann gegen den Strom schwimmen. Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom. Du kannst ein lebendiger Fisch im frischen Bergquell sein. Höre in dein Inneres. Du wirst erkennen, was wertvoll ist und wirkliches Glück bringt.
Wenn du über solche Lebensperspektiven reden willst, kannst du den Kontakt zu deinem Pfarrer oder zum Altpfarrer suchen oder auch mit Jugendlichen bei Veranstaltungen  zusammenkommen.
Dein Leben ist zu wertvoll, um es in Oberflächlichkeit zu vertrödeln. Du bist zu Besserem gerufen. Advent ist eine Zeit der Neubesinnung.
(merli@utanet.at)