12. Sonntag im Jahreskreis
24. 6. 2018
Mk 4,
35-41
35Am Abend dieses Tages sagte er zu ihnen: Wir wollen ans
andere Ufer hinüberfahren.
36Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot,
in dem er saß, weg; einige andere Boote begleiteten ihn.
37Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm, und die
Wellen schlugen in das Boot, so dass es sich mit Wasser zu füllen begann.
38Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie
weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde
gehen?
39Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See:
Schweig, sei still! Und der Wind legte sich, und es trat völlige Stille ein.
40Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr
noch keinen Glauben?
41Da ergriff sie große Furcht, und sie sagten zueinander: Was
ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?
Gedanken zum Evangelium
In die Erzählungen der Evangelisten
fließen Ängste, Erfahrungen und Hoffnungen der Urgemeinden ein. Unabhängig vom
genauen Verlauf des Geschilderten wollen die Berichterstatter Wahrheiten
kundtun, aufmuntern, Ängste beheben, Hoffnungen wecken und Aufgaben der
Christen verdeutlichen. Man spricht auch gelegentlich vom „theologischen
Gehalt“ einer Bibelstelle. Welche theologischen Inhalte können wir heute
bedenken?
„Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren.“
Jeder Christ ist eingeladen, in das
Boot Jesu zu steigen, zu neuen Ufern des Glaubens und der Liebe aufzubrechen,
sich mit Jesus weiterzuentwickeln, nicht träge stehen zu bleiben und ohne Jesus
dahinzuleben. Wir sind aufgerufen, auf allen Ebenen unseres Mensch- und
Christseins weiterzuschreiten, neue Wege zu wagen und unser Leben zu wandeln
und wandeln zu lassen.
„Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm...“
Wer mit Christus lebt, befindet
sich nicht in letzter Sicherheit. Sein Leben kann wie im Sturm hin- und
hergerissen werden. Es gibt Gefahren und Lasten, die Angst machen und
gelegentlich verzagen lassen.
Jesus ist auch dann in jeder Not
bei den Seinen, wenn er zu schlafen scheint. Keiner muss sich alleingelassen
fühlen und ohne Hoffnung verzagen. Gott befindet sich immer im Boot des
Christen.
„Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei
still!“
Jesus rettet die Seinen. Er
gebietet den Stürmen unseres Lebens. Zuletzt gibt es stets Sicherheit in der
Nähe Christi, und keiner geht zugrunde. In diesem Jesus, zu dem wir gehören und
zu dem wir uns bekennen, lebt Gottes Macht über alles Geschaffene. Wir befinden
uns auf der Seite dieses Gottes, der retten kann und will, weil er uns Menschen
liebt.
„Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch immer keinen Glauben?“
Auch heute erhebt sich die Frage,
warum wir Christen zu wenig Glauben haben, warum unser Vertrauen eher auf
vergänglichen Sicherheiten beruht als auf Gottes Beistand. Wir sollten
bewusster im Vertrauen auf Gottes Gegenwart in unseren täglichen Aufgaben,
Ängsten und Sorgen auf ihn schauen, auf ihn hören und uns betend seiner Hilfe
anvertrauen.
Auch wir werden staunen lernen und spätestens am Ende sagen können: Was war das für ein Mensch, dass er uns aus
den Stürmen unseres Lebens errettet hat! Unser Gott, dem wir unser Leben
anvertraut haben, war immer bei uns.
*
Geburt
des Johannes des Täufers
24. Juni
Lk 1, 57-66.80
57Für Elisabet kam die Zeit der Niederkunft, und sie brachte
einen Sohn zur Welt.
58Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, welch großes Erbarmen
der Herr ihr erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr.
59Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes und
wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben.
60Seine Mutter aber widersprach ihnen und sagte: Nein, er soll
Johannes heißen.
61Sie antworteten ihr: Es gibt doch niemand in deiner
Verwandtschaft, der so heißt.
62Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen das
Kind haben solle.
63Er verlangte ein Schreibtäfelchen und schrieb zum Erstaunen
aller darauf: Sein Name ist Johannes.
64Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder
gebrauchen, und er redete und pries Gott.
65Und alle, die in jener Gegend wohnten, erschraken, und man
sprach von all diesen Dingen im ganzen Bergland von Judäa.
66Alle, die davon hörten, machten sich Gedanken darüber und
sagten: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Denn es war deutlich, dass die
Hand des Herrn mit ihm war.
80Das Kind wuchs heran, und sein Geist wurde stark. Und
Johannes lebte in der Wüste bis zu dem Tag,
an dem
er den Auftrag erhielt, in Israel aufzutreten.
Gedanken zum Evangelium
Johannes ist der einzige Heilige,
dessen Geburt im Kirchenjahr als Hochfest gefeiert wird. Alle Feste der
Heiligen werden an ihrem Todestag begangen, der ja in frühen christlichen
Zeiten als der wahre und entscheidende Geburtstag eines Christen angesehen
wurde.
Im Mittelpunkt des Berichtes steht
die Namensgebung des Neugeborenen. Der von Gott angeordnete Name hat in der
Bibel immer auch die Bedeutung eines Lebensprogramms.
Johannes bedeutet „Gott ist
gnädig“.
Zuerst sehen wir in dieser Namensgebung die Gnade Gottes und die
Dankbarkeit der Eltern für das unerhoffte Geschenk eines Sohnes.
Wir könnten aus dieser Sicht
bedenken, dass jedes Kind ein Geschenk Gottes ist. Es wäre zu hinterfragen, ob
selbstherrlich und überheblich klingende Ausdrucksweisen mancher heutiger
Menschen, wie „ein Kind zu machen“ oder „sich eines anzuschaffen“, einer
respektvollen gläubigen Sicht der kostbaren Gabe Gottes, die jedes Kind
darstellt, entsprechen.
Der Name „Gott ist gnädig“ betrifft aber besonders das Leben des
Johannes. Seine Berufung zum Propheten ist Gnade, Geschenk von Gott.
Jede Berufung ist Gottes Gnade.
Dies betrifft alle, die in einen besonderen Dienst Gottes berufen werden.
Priester und Ordensleute sollten von einer lebenslangen Dankbarkeit erfüllt sein.
Dieses Wissen von der liebenden Beauftragung durch Gott lässt auch in
erfolglosen Zeiten keine Frustration aufkommen. Nur muss man sich diese
Gnadengabe auch bewusst machen und in einer Lebensverbindung mit Gott bleiben.
Aber auch die nicht Geweihten,
welche Lebensform und welchen Beruf sie auch immer gewählt haben, sind
Begnadete. Auch ihre Aufgaben sind heilige Beauftragungen und somit gilt auch
für sie uneingeschränkt: „Gott ist gnädig“. Alle heißen letztlich Johannes.
„... er redete und pries Gott.“
In Dankbarkeit sollten alle
Christen von der Gnade Gottes reden und Gott preisen. Die Menschen brauchen das
gläubige Beispiel derer, die ihr Leben und ihre Begabungen, ihren Beruf und
ihre Familien als Gottes „gnädiges“ Geschenk ansehen und das auch durch ein
entschiedenes und treues christliches Leben bezeugen.
Johannes wurde zum großen Zeugen für Christus. Er blieb seiner Sendung,
für Gott und seine Normen einzutreten, treu bis in den Tod. Er wird mit Recht
als großer Heiliger verehrt. (merli@utanet.at)