Montag, 4. November 2019


33. Sonntag im Jahreskreis

17. 11. 2019
Lk 21, 5-19
In jener Zeit
5als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schönen Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus:
6Es wird eine Zeit kommen, da wird von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleiben; alles wird niedergerissen werden.
7Sie fragten ihn: Meister, wann wird das geschehen, und an welchem Zeichen wird man erkennen, dass es beginnt?
8Er antwortete: Gebt Acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es!, und: Die Zeit ist da. - Lauft ihnen nicht nach!
9Und wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch dadurch nicht erschrecken! Denn das muss als Erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort.
10Dann sagte er zu ihnen: Ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere.
11Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben; schreckliche Dinge werden geschehen, und am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen.
12Aber bevor das alles geschieht, wird man euch festnehmen und euch verfolgen. Man wird euch um meines Namens willen den Gerichten der Synagogen übergeben, ins Gefängnis werfen und vor Könige und Statthalter bringen.
13Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können.
14Nehmt euch fest vor, nicht im Voraus für eure Verteidigung zu sorgen;
15denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, so dass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können.
16Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern, und manche von euch wird man töten.
17Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden.
18Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden.
19Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.
Gedanken zum Evangelium

Der heutige Bericht ist von der Situation der Christen um das Jahr 80 n. Chr. geprägt. Wie zu allen Zeiten gab es Auseinandersetzungen, Kriege, Katastrophen und Verfolgungen. Die Christen werteten dies alles als Anzeichen vom Ende der jetzigen Zeit und der bevorstehenden Wiederkunft Christi. Lukas fasst die Andeutungen und Worte Jesu über das Ende alles Vergänglichen in dieser Welt im heutigen Evangelium zusammen.

„Alles wird niedergerissen werden.“
Die Juden waren stolz auf den gewaltigen Tempelbau, dessen Reste noch heute zu sehen sind. Im Jahre 70 wurde er vom römischen Feldherrn Titus zerstört, und es blieben nur Ruinen. Darin könnte man eine Warnung erblicken, in der Religion nicht auf Menschenwerk zu bauen. Kirchenstaat, Dome, Machtpositionen, Würden und Bedeutungen machen nicht das Wesen des Christentums aus. Bleibend sind die Verheißungen Jesu, die Hoffnung auf sein Kommen und auf die Rettung durch ihn.

„Gebt Acht, dass man euch nicht irreführt!“
Falsche Propheten sind so zahlreich wie nie am Werk. Die einen verheißen Selbstverwirklichung, andere bieten neue Lebenshilfen an, wieder andere locken mit Wohlstand. Es gibt die Reklame für ewige Jugend, für Lebenslust ohne Plagen; todsichere Tipps für Mehrung von Geld und Vermögen werden werbewirksam verkündet. Das endgültige Gesundheitsparadies scheint in Reichweite, das Schlaraffenland steht vor der Tür. So manche Sonnenscheinreligion, die ein Leben  ohne Angst und Anstrengung verheißt,  liegt auf dem Verkaufstisch.
Das Evangelium warnt auch uns Wohlstandschristen vor Verführern aller Art: „Lauft ihnen nicht nach!“

„Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können.“
Zu allen Zeiten gab es für Menschen, die ihre Hoffnung auf Christus setzen, Ablehnung, Ausgrenzung oder sogar Verfolgung. Wenn momentan bei uns davon gar nichts zu spüren ist, keimt der Verdacht, es habe sich ein schäfchenweiches Christentum ohne Substanz und Kraft breit gemacht.
Christen können in einer grundsatz- und ehrfurchtslosen Gesellschaft, die sich restloser Diesseitigkeit verschrieben hat, nicht auf Dauer ihrem Glauben getreu leben ohne anzuecken. Das Zeugnis der Ehrfurcht vor Gott, der Treue zum Evangelium und der Liebe zu den Armen, Kranken und Benachteiligten muss auffallen, andernfalls besteht es nur aus Kompromissen mit der „Welt“.

„Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.“
Die Verheißung des wahren Lebens, der endgültigen Rettung, der Heimholung zu Gott, der letzten Vollendung ist und bleibt die Hoffnung der Christen. Sie verlassen sich dabei auf das Versprechen Jesu und leben in der Gewissheit, dass es die beglückende Heimat bei Gott gibt und dass sie aus der Vergänglichkeit zur dauernden Glückseligkeit gerufen werden.

Wir sehen, wie auch bedrohliche Szenarien in der Heiligen Schrift gegen Ende des Kirchejahres letztlich Hoffnungsbotschaften sind und Gelassenheit und Freude vermitteln. (merli@utanet.at)