Sonntag, 29. März 2020


Gründonnerstag

 9. 4. 2020

Joh 13, 1-15
1Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.
2Es fand ein Mahl statt, und der Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskariot, schon ins Herz gegeben, ihn zu verraten und auszuliefern.
3Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte,
4stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch.
5Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.
6Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen?
7Jesus antwortete ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen.
8Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir.
9Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt.
10Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, aber nicht alle.
11Er wusste nämlich, wer ihn verraten würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein.
12Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe?
13Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es.
14Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen.
15Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.

Gedanken zum Gründonnerstag

Über dem Gründonnerstag liegt eine eigentümliche Atmosphäre von Geheimnis und Abschied. Jesus gibt seinen Freunden Wesentliches mit in ihr zukünftiges Leben. Was über diesen Abend berichtet wird, hat die Geschichte des Christentums entscheidend geprägt. Es geht um die bedeutendsten und inhaltsschwersten Worte Jesu, die uns überliefert sind.

Dienende Liebe
Wer den Tod erwartet, spricht Wesentliches und Wichtiges. Jesus trägt den Seinen die Liebe auf. Er zeigt in der Fußwaschung, dass Liebe immer zum Dienen bereit sein muss.
Auch uns heutigen Christen ist dieser Auftrag gegeben und wird an jedem Gründonnerstag erneuert: Die Hauptaufgabe der Christen ist die Liebe. Es geht nicht darum, Menschen zu beherrschen, diese sich dienstbar zu machen, sie gar auszunützen. Christen wissen sich dem wohlwollenden, helfenden Dienen verpflichtet. Darum bemühen sie sich ein Leben lang.

Eucharistie
Jesus nimmt seine Hingabe in den Tod für und an Stelle aller Menschen vorweg und setzt das Opfermahl ein, in dem er als in Liebe Hingeopferter und als Auferstandener immer wieder unter den Feiernden bis zum Ende der Welt gegenwärtig sein wird. Gleichzeitig bietet er im eucharistischen Mahl die innige Lebensverbindung mit ihm, die Teilnahme an seinem Leiden und Sterben und an seiner Auferstehung an. Das bewirkt Heilung, Erneuerung, Auferstehung für die gläubig in der Gedächtnisfeier Versammelten.
Es handelt sich bei der Eucharistie um das letzte und größte Geschenk, das uns Jesus angesichts seines bevorstehenden Todes gegeben hat. Es gibt keine bedeutendere Art der Gottesverehrung, der Anbetung, des Dankens und der Heilung für die Menschen.
Christen besinnen sich am Gründonnerstag auf dieses Geschenk und erneuern ihre Vorsätze, nichts der Mitfeier der Eucharistie vorzuziehen.

Priesterlicher Auftrag
„Tut das zu meinem Gedächtnis.“ Dieser Auftrag ergeht an die Apostel. Diese gaben ihre Vollmacht weiter bis zum heutigen Tag. Die Eucharistie zu leiten ist die höchste Aufgabe des Priesters. Dazu wird er in einer feierlichen Zeremonie geweiht. Damit verbunden ist die Vollmacht zu predigen, im Sakrament der Buße loszusprechen, die Heilung und Stärkung der Christen in den Sakramenten und Segnungen zu bewirken; lauter heilige Vollmachten, die schwachen und sündigen Menschen übertragen werden. Ohne das Wirken in der Weihe Beauftragter wäre unser Leben ärmer an Wegweisung, Stärkung und Hoffnung. Sie halten die heilende Liebe Gottes zu uns wach und bringen sie an den Festtagen, aber auch in den dunklen Stunden unseres Lebens in unsere Herzen.
Dafür sollten wir dankbar sein, für sie beten und ihnen zur Seite stehen.

Am Gründonnerstag stehen die wichtigsten Wahrheiten unseres Glaubens, das wesentlichste Vermächtnis Jesu vor seinem Sterben vor unseren geistigen Augen. Bei der Feier der hl. Eucharistie und beim Empfang der hl. Kommunion können wir Jesus für diese kostbaren Gaben danken und unsere Bereitschaft zur Erneuerung unseres Lebens kundtun. (merli@utanet.at)

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Karfreitag 

10. 4. 2020

Am Karfreitag fühlen wir stille Trauer wegen der Feier des Todes Jesu. Die Christen fasten, um ihr Gedenken zu stützen und sich die Tragweite des Geschehenen bewusst zu machen. In der abendlichen Feier wird die Leidensgeschichte gelesen. Es wird keine heilige Messe gefeiert. Die „Heiligen Gräber“ in den Kirchen weisen darauf hin: Jesus ist gestorben und wurde ins Grab gelegt.

Welche Gedanken können die zur abendlichen Liturgie Versammelten beschäftigen?
Zuerst hören wir die Lesungen aus der Bibel. Sie zeigen uns Gottes Wirken schon in uralten Zeiten. Gott begleitete die Menschen schon immer. Die großen Fürbitten beinhalten die Sorge der Kirche für die Anliegen der Welt und das Vertrauen auf den Beistand Gottes. In der Kommunionfeier vereinigen sich die Christen mit dem hingegebenen und auferstandenen Jesus und erfahren Heilung.
Im Mittelpunkt des heutigen Tages steht das Kreuz. Die feierliche Kreuzverehrung ist wesentlicher Bestandteil der Liturgie. Wer das Kreuz verehrt, wird dessen Bedeutung bedenken:

1. Das Kreuz als Zeichen der Hingabe Jesu in Liebe an den Vater.
„Nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen“, war der Lebensgrundsatz Jesu, dem er auch am Ölberg und bis zum Kreuzestod treu blieb. Der Blick auf das Kreuz kann uns bewegen, diese Lebenshaltung Jesu nachzuahmen. In christlichem Verständnis an Gott zu glauben bedeutet immer, sein Leben in Gottes Hand zu legen. Dies setzt liebendes Vertrauen voraus, birgt das Wissen, auch an Karfreitagen des Lebens bei Gott Heimat, Geborgenheit und letztlich Rettung zu finden. Deshalb hängen in unseren Schulen und Häusern Kreuze als Zeichen der Geborgenheit in Gott in allen Wechselfällen unseres Lebens. Unter diese Geborgenheit wollen wir auch unsere Kinder und unsere Familien stellen.

2. Das Kreuz ist Zeichen der Liebe Jesu zu den Menschen.
An Stelle der Menschen leistet er seine liebende Hingabe, auch für solche, die ihre Hingabe an Gott in der Sünde verweigern, die Liebe verletzen, falsche Wege gehen, Gott missachten. Stellvertretend für sie setzt Jesus seine liebende Hingabe an den Vater selbst bis in das Sterben hinein ein. Diese Hingabe wird denen zum Heil, die sich in Reue unter das Kreuz stellen, die sich an Jesus halten, die an ihn glauben. Sie finden Heilung und Rechtfertigung durch diese Lebensgemeinschaft mit Jesus. Sie sind in seine liebende Hingabe hineingekommen. Seine heilende Liebe steht für alle und heilt alle. Wir sagen, wir sind durch Jesu Kreuz erlöst.

3. Das Kreuz, ein Programm für jeden Christen.
Auch wir sind zur liebenden Hingabe an Gott berufen. Jesus nachfolgen bedeutet, sich dieser liebenden Hingabe anzuschließen. Gott lieben heißt, so beten wie Jesus: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ Jesus lädt uns ein, täglich unser Kreuz auf uns zu nehmen. Wir können im Vertrauen auf Gott auch dann gelassen bleiben, wenn schwere Lebenslasten niederdrücken.
Andererseits sollten wir auch darin Jesus nachfolgen, dass wir für andere leben. „Eine größere Liebe hat niemand, als der, der sein Leben hingibt für seine Freunde.“ Wenn uns auch nicht das Lebensopfer abverlangt ist, so sollten wir doch etwas von unserem Leben für andere einsetzen: Geduld, Zeit, Hilfe, Trost. Für wen nur sein eigenes Wohlergehen zählt, der wird kein reiches, schon gar kein christliches Leben führen können. Darüber liegt nicht der helle Schein der Hoffnung, die vom Kreuz Jesu ausstrahlt.

Karfreitag, Kreuzverehrung, Blick auf Jesu Kreuz – Zeichen des Vertrauens auf Gott, der heilenden Hingabe für die Menschen, Auftrag zur Liebe, aber letztlich auch schon Licht des neuen Lebens, in das uns Jesus vorausgegangen ist. (merli@utanet.at)

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Osterzeit

Osternacht

11. 4. 2020

Mt  28, 1-10
1Nach dem Sabbat kamen in der Morgendämmerung des ersten Tages der Woche Maria aus Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen.
2Plötzlich entstand ein gewaltiges Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf.
3Seine Gestalt leuchtete wie ein Blitz, und sein Gewand war weiß wie Schnee.
4Die Wächter begannen vor Angst zu zittern und fielen wie tot zu Boden.
5Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten.
6Er ist nicht hier, denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er lag.
7Dann geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten auferstanden. Er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen. Ich habe es euch gesagt.
8Sogleich verließen sie das Grab und eilten voll Furcht und großer Freude zu seinen Jüngern, um ihnen die Botschaft zu verkünden.
9Plötzlich kam ihnen Jesus entgegen und sagte: Seid gegrüßt! Sie gingen auf ihn zu, warfen sich vor ihm nieder und umfassten seine Füße.
10Da sagte Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen, und dort werden sie mich sehen.

Gedanken zum Fest

Heute strahlt in den Herzen der Christen die Freude über die Auferstehung Jesu. Mit dem feierlichen Gloria und Halleluja wird dieser Freude Ausdruck verliehen. Die Glocken läuten wieder, die Orgel spielt höchste Töne. Die Lichter erhellen das Gotteshaus. Die Osterkerze als Symbol für den auferstandenen Christus wird bis Christi Himmelfahrt brennen. Wir feiern mit frohen Gesängen in der Festmesse und bei der Auferstehungsprozession unser großes Fest.
In dieser Nacht wurden früher die während der Fastenzeit im Glauben an Jesus Christus Unterrichteten getauft. Die Taufwasserweihe zeugt heute noch von der uralten Taufnacht zu Ostern. Heute erneuern die Christen ihr Taufgelöbnis. Die als Kinder Getauften unterschreiben gleichsam bewusst ihre Taufe und erneuern jedes Jahr das Taufversprechen. Dies tun sie in dem Bewusstsein, dass auch sie mit Jesus auferstanden sind und endgültig auferstehen werden.
Wir können am heutigen Osterfest an eine dreifache Auferstehung denken:

Es gibt die Auferstehung in der Taufe.
Wer getauft wird, empfängt etwas vom auferstandenen Leben Jesu. Er wird hineingenommen in den Lebensstrom des Dreifaltigen Gottes. Der Heilige Geist wird in der Seele des Getauften erneuernd gegenwärtig. Seine Lebenskraft verändert den Menschen, heilt die Wunden der Sünden, befreit von den Lasten der Seele und befähigt zum guten Denken und Handeln. Während das menschliche Leben altert und schließlich im Tod endet, baut sich im Christen neue Lebenskraft auf, die durch den Glauben an Jesus Christus und durch die Taufverbindung mit ihm geschenkt wurde.

Es gibt die Auferstehung zur christlichen Hoffnung.
Ostern ist für die Christen Anlass, ihren Lebensweg zu überdenken. Worauf baue ich mein Leben? Wie steht es mit meiner Beziehung zu Gott? Kann man mich gläubig nennen? Welche Erwartungen hege ich? Auch wir können in der rein auf Vergängliches  ausgerichteten Welt leicht zu Oberflächlichkeit und Diesseitigkeit verführt werden. Geld, Einfluss, Ansehen, Lebensgenuss stehen häufig im Vordergrund. Viele feiern Ostern als Urlaubserlebnis, bei Essen und Trinken oder bei öffentlichen Unterhaltungen. Bedenken wir zum Osterfest die Vergänglichkeit mancher Werte, deretwegen wir uns sorgen und abplagen. Schauen wir auf unsere wahre und nicht gefährdete Zukunft, die in der Gemeinschaft mit Jesus auf uns zukommt. Gestalten wir unser Leben als solche, die im treuen christlichen Leben unverdrossen und zäh an dieser Hoffnung bauen. Christen stehen wieder vor der Glaubensentscheidung: Sinnlosigkeit und Untergang oder Hoffnung und Zukunft durch Gott.

Es gibt die Auferstehung zum ewigen Leben.
Der Auferstandene zeigt uns, wo wir letztlich landen werden. Der Gesunde soll wissen, dass er hier nur Gast ist. Dieser Realitätssinn soll ihn nicht betrüben, aber auch nicht leichtsinnig leben lassen. Es kommt die Fülle, die Vollendung des Lebens. Auch der Leidtragende oder Todkranke muss nicht verzweifeln. Er befindet sich in einer Lebensverbindung mit dem auferstandenen Christus. Seine Zukunft ist bei Gott gesichert. Die Sehnsüchte der Gesunden wie der Kranken, der Armen wie der Reichen, der Angesehenen wie der Unbeachteten nach Geborgenheit, Liebe, Glück werden erfüllt.
Ostern kündet uns: Das wahre Leben in Freiheit und Seligkeit steht schon für alle bereit. Wer mit Christus gelebt hat und mit Christus gestorben ist, der wird mit ihm auferstehen zum hellen Licht des wahren, beglückenden Lebens. Darin erfüllt sich letztlich der Sinn unserer Existenz.

Diese Gedanken können uns in der heutigen Messfeier bewegen. Dankbarkeit und Freude seien erneuert, wenn wir uns bei der Prozession zu Jesus Christus, dem Auferstandenen, bekennen. Segen und Freude sei allen geschenkt. (merli@utanet.at)

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      Ostersonntag 

12. 4. 2020

Joh 20, 1-18
1Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war.
2Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat.
3Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab;
4sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab.
5Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein.
6Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen
7und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.
8Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte.
9Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste.
10Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.
11Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein.
12Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten.
13Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat.
14Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war.
15Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.
16Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister.
17Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.
18Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.

Gedanken zum Fest

Wie bei anderen religiösen Festen gerät der wesentliche Inhalt auch beim Osterfest zunehmend in den Hintergrund. Anleihen werden bei archaisch-heidnischen Bräuchen gemacht oder es überschwemmen epidemieartig fremde, oberflächliche und nichtssagende Arten des Feierns unser mehrheitlich christliches Land. Der Nikolaus und auch schon das Christkind werden von einem Heer schwitzender, rauschebärtiger Weihnachtsmänner abgelöst. Das Allerheiligenfest wurde schon immer vom Totenkult überlagert und droht im nachgeäfften Halloween-Spektakel unterzugehen. Auch beim Osterfest gewinnt bei vielen Christen der Braten die Oberhand vor der Glaubenswahrheit und vor der Feier der Auferstehung und des Lebens durch Gott. Es wird zwar noch tausendfach frohe Ostern gewünscht, Millionen Ostereier werden gefärbt, verziert und verschenkt. Die Karwoche und die Ostertage bieten aber vielen willkommene Urlaubstage auf Schihütten oder in fernen Ländern. Können wir uns noch auf das Fest des bedeutendsten Ereignisses der Weltgeschichte konzentrieren? Worauf sollen wir uns besinnen?

Wir bedenken die Auferstehung Jesu als Sieg über den Tod.
Vorbildhaft wird uns in den Texten der Osterliturgie bewusst gemacht, dass dieser Jesus, auf den wir getauft sind und zu dem wir uns bekennen, den Tod überwunden hat. Wir glauben an den Auferstandenen. Vor uns steht nicht nur eine großartige Lehre, eine vorzügliche Wegweisung, ein weiser Mann Gottes. Wir glauben an den, der als Sohn Gottes gekreuzigt wurde und zu neuem Leben erstand. Wir setzen unsere Hoffnung nicht auf gute Ideen, auf Weisheitslehren oder philosophische Spekulationen, wir stehen in der Gemeinschaft der Jünger dieses Auferstandenen, von dem wir glauben, dass er auch heute und bis zum Ende der Welt geheimnisvoll bei uns ist und unser Leben begleitet. Wir befinden uns auf der Seite des Lebens.

Wir glauben, dass wir an diesem Leben Anteil haben.
Dieser Glaube an den auferstandenen Jesus betrifft auch unser eigenes Leben. „Wer an mich glaubt, der wird leben.“ Es geht um ein Leben der Vollendung, der Fülle, der Glückseligkeit. Dieses Leben wird uns gegeben, wenn wir im Glauben mit diesem Jesus verbunden sind. Wir werden in die Auferstehung Jesu hineingenommen und tragen schon seit der Taufe das Siegel der Unsterblichkeit in uns. Wir sind Neugeborene. Der Geist Gottes hat uns ergriffen. Wer mit Jesus lebt und mit Jesus stirbt, der kann nicht mehr aus diesem auferstandenen neuen Leben herausfallen. Wir feiern zu Ostern also auch unsere eigene Würde und unsere eigene Auferstehung. Wer nicht mehr glaubt, der feiert auch nicht mehr. Aber auch umgekehrt: Wer nicht mehr feiert, der wird nach und nach auch seinen Glauben verlieren und so leben, als gäbe es die Auferstehung nicht.

Wir leben in der Hoffnung auf die Auferstehung.
Wer das bisher Gesagte bedenkt, wird seinen Glauben und sein Leben überprüfen. Das Fest kann zur Erneuerung des christlichen Lebens führen. Ostern ist ein Aufruf, Gottes Lebenskraft nicht zu verachten, das große Geschenk der Beteiligung an der Auferstehung nicht gegen billigen Konsum wertloser Angebote einzutauschen, uns vielmehr auf unsere tragfähige Hoffnung zu besinnen und unserem religiösen Leben neue Schubkraft zu verleihen. Nur so gewinnen die Osterwünsche ihre Bedeutung, werden die Osterfeiern zur Freude und zur beglückenden Hoffnung auf den, der den Tod bezwang und allen neues Leben schenkt, die mit ihm Gemeinschaft halten.

Wir Christen feiern die Osterliturgie aus der Überzeugung, dass hier nicht nur eine Erinnerung wach gehalten wird, sondern dass wir in das Geschehen der Neugestaltung der Welt und mit der Auferstehung von den Toten in ein neuartiges unvergängliches Leben in Fülle eingebunden werden. Für uns gibt es kein noch so verlockendes Angebot, das an Wert unsere Osterfeiern und deren Inhalt übertreffen könnte.(merli@utanet.at)