Ostermontag
13. 4. 2020
Lk 24, 13-35
13Am gleichen Tag waren zwei von
den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von
Jerusalem entfernt ist.
14Sie sprachen miteinander über
all das, was sich ereignet hatte.
15Während sie redeten und ihre
Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen.
16Doch sie waren wie mit
Blindheit geschlagen, so dass sie ihn nicht erkannten.
17Er fragte sie: Was sind das für
Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? Da blieben sie traurig
stehen,
18und der eine von ihnen - er
hieß Kleopas - antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als
Einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist?
19Er fragte sie: Was denn? Sie
antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Wort
und Tat vor Gott und dem ganzen Volk.
20Doch unsere Hohepriester und
Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen.
21Wir aber hatten gehofft, dass
er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag,
seitdem das alles geschehen ist.
22Aber nicht nur das: Auch einige
Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in
der Frühe beim Grab,
23fanden aber seinen Leichnam
nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und
hätten gesagt, er lebe.
24Einige von uns gingen dann zum
Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen
sie nicht.
25Da sagte er zu ihnen: Begreift
ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten
gesagt haben.
26Musste nicht der Messias all
das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen?
27Und er legte ihnen dar, ausgehend
von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben
steht.
28So erreichten sie das Dorf, zu
dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen,
29aber sie drängten ihn und
sagten: Bleib doch bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon
geneigt. Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben.
30Und als er mit ihnen bei Tisch
war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen.
31Da gingen ihnen die Augen auf,
und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr.
32Und sie sagten zueinander:
Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und
uns den Sinn der Schrift erschloss?
33Noch in derselben Stunde
brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück, und sie fanden die elf und
die anderen Jünger versammelt.
34Diese sagten: Der Herr ist
wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen.
35Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie
ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.
Gedanken zum
Evangelium
Zwei Jünger, die wohl nicht zum
engsten Kreis der Apostel zählen, fliehen enttäuscht über Jesu Tod aus der
Stadt. Ihre Hoffnungen wurden zunichte gemacht. Die Schilderung beleuchtet den
Weg jedes Christen zum Glauben an den Auferstandenen. Bedenken wir einige der
zahlreichen Impulse, die in der Erzählung enthalten sind.
Die Jünger unterhalten sich
über Glaubensfragen.
Sie führen ernste Gespräche. Sie
hatten ihre Hoffnungen auf Jesus gesetzt. Tiefe Fragen beschäftigen sie auf der
Suche nach dem Sinn der Ereignisse.
Wie oberflächlich ist das
Geschwätz in den Medien oder auch unter den Christen, wenn sie über die
Probleme ihrer Religion diskutieren! Vordergründig wird immer wieder dasselbe
durchgekaut. Wie oft geht es denn um existentielle Fragen nach Gottes Gegenwart
unter den Menschen oder um die Rettung aus der Vergänglichkeit, um den Weg, der
vor Gott recht ist? Sprechen wir überhaupt über Jesus außerhalb des
Gottesdienstes, beim sonntäglichen gemeinsamen Essen, an Abenden oder bei Wanderungen?
Die Religion und damit die Beziehung zu Jesus Christus ist vielfach aus dem
Bewusstsein selbst der Christen entschwunden. Gar nicht zu reden von denen, die
ihren Glauben praktisch aufgegeben haben.
Jesus erklärt das Geschehene
aus der Heiligen Schrift.
Wer es mit seinem Glauben ernst
nimmt, zu dem gesellt sich Jesus auch heute. Sein Geist erfasst beim Gebet
unser Denken, Zweifel lichten sich, bohrende Fragen finden Antworten, wenn wir
ihm in den Menschen, beim Gottesdienst oder in der Bibel begegnen.
Sie laden ihn ein.
Der Weg des Glaubens geht auch
über die Gastfreundschaft und findet in der Mitmenschlichkeit einen fruchtbaren
Boden. Christliche Gemeinschaften sind nur dann Glaubensträger, wenn sie
einladend sind und die Nächstenliebe verwirklichen.
Beim Abendmahl erkennen sie
ihn.
Jesus bricht das Brot, wie bei
der Speisung von Tausenden oder besonders beim letzten Abendmahl. Lukas hat die
christliche Liturgie der urkirchlichen Gemeinschaften vor sich. Sie bestand aus
dem Wortgottesdienst und dem „Brotbrechen“, der Eucharistiefeier - für uns der
Hinweis, dass gläubiges christliches Leben eingebunden sein muss in die
Mahlgemeinschaft der Gläubigen bei der Feier der Eucharistie. Hier lernen die
Menschen in der Begegnung mit dem Wort Gottes ihren Glauben begreifen, hier
erfahren sie Jesu Gegenwart, hier wird der Glaube an den Auferstandenen
erneuert, und hier werden dem Leben des Christen Wegweisungen gegeben, die ihn
zu seinem Lebensziel führen.
Sie brechen auf und verkünden.
Wer Jesus erkannt hat, der wird
zum Apostel. Die Freude über die Gemeinschaft mit Gott, über die Hoffnung, die
das ganze Leben trägt, über die frohe Botschaft von der Vergebung und Rettung
und von der Liebe Gottes darf nicht verheimlicht und konserviert werden. Auch
wir sind aufgerufen, die frohe Botschaft von der Auferstehung und von den damit
verbundenen Heilsgaben weiterzutragen
Der Ostermontag gibt uns noch
einmal Gelegenheit, die Feier unserer Rettung durch den auferstandenen Christus
ausklingen zu lassen. Wir können als österliche Menschen leben und die
Osterfreude weitertragen. (merli@utanet.at)
*
2. Ostersonntag
19. 4. 2020
Joh 20,19-31
19Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus
Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte
und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
20Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine
Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen.
21Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie
mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
22Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu
ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
23Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr
die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.
24Thomas, genannt Didymus - Zwilling -, einer der Zwölf, war
nicht bei ihnen, als Jesus kam.
25Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn
gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen
Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine
Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.
26Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt, und
Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre
Mitte und sagte: Friede sei mit euch!
27Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus - hier
sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei
nicht ungläubig, sondern gläubig!
28Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott!
29Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du.
Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.
30Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht
aufgeschrieben sind, hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan.
31Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus
der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben
habt in seinem Namen.
Gedanken zum Evangelium
Das Evangelium des Johannes will
zum Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, führen. Auf dieses Ziel hin
sind die Erzählungen, die Wunderberichte und die Reden Jesu ausgerichtet. Man
könnte in einer Sonntagsmeditation die bibeltheologischen Grundlagen und den
theologischen Gehalt der Evangelien-Perikope herausarbeiten. Dies ist Aufgabe
der Bibelwissenschaft. Im Folgenden soll darauf verzichtet werden. Dafür seien
einige Anregungen gegeben, über das geschilderte Geschehen nachzudenken und
daraus Konsequenzen für das eigene Leben als Christ zu ziehen.
„Friede sei mit euch!“
Der an Jesus Glaubende kann auf
inneren Frieden hoffen. Es geht dabei nicht nur um die Ruhe und Gelassenheit in
den Wechselfällen des Lebens. Es geht vor allem um die Hoffnung auf Gott, um
Geborgenheit bei ihm. Dies wird dem geschenkt, der sein Leben Jesus anvertraut,
die Wegweisung Jesu ernst nimmt, also an Jesus glaubt. Er weiß sich in der
liebenden Hand Gottes und sucht den Frieden mit seinen Mitmenschen. Er lechzt
nicht nervös nach Anerkennung, besteht nicht krampfhaft auf seinem Recht,
verurteilt nicht überheblich die
Schwäche der anderen, sondern zeigt sich ihnen gegenbüber barmherzig. Er ist
durch seinen Glauben an Jesus Christus in Gott verankert.
Dieser Friede trägt auch Züge der
Dankbarkeit, weil der Glaubende weiß, dass er innerlich geheilt wird, dass ihm
seine Sünden in der Gemeinschaft Jesu vergeben werden.
„...glaube ich nicht.“
Es gibt den Zweifel im Leben des
Christen: Zweifel an Gott, an Jesus, an der Auferstehung, an der Führung der
Kirche durch den Heiligen Geist, an den Lehren über die Eucharistie, die
Mariendogmen und manches andere noch.
Thomas meidet wegen seines
Zweifels die Gemeinschaft der Glaubenden nicht. Er ist trotzdem wieder bei den
Aposteln zu finden und lernt dort zu glauben.
Auch der zweifelnde Christ sollte
sich nicht so verunsichern lassen, dass er die Glaubensgemeinschaft verlässt,
dass er sich endgültig von ihr lossagt, weggeht und nicht mehr kommt. Das Wort
„Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ gilt auch für uns heute. Es geht
bei den Glaubenswahrheiten oft um etwas Unvorstellbares, Ungeheuerliches und
Unglaubliches. Der reife Mensch wirft Antworten auf wesentliche Lebensfragen
nicht leichtfertig in die Mülltonne, weil er zweifelt, weil er sie nicht
verstehen und begreifen kann. Er wird ehrlich suchen, ernst forschen, dort zu
finden sein, wo es Antworten erfahrener Menschen gibt und wo ihn der Geist
Gottes ergreifen kann. Er wird in der Gemeinschaft der Glaubenden verbleiben.
„...damit ihr durch den
Glauben das Leben habt in seinem Namen.“
Im Glauben an Jesus gewinnt alles
seinen Sinn. Es gibt für den Glaubenden schon in diesem Leben eine
unzerstörbare Hoffnung, es gibt aber auch die Vollendung, das Leben in Fülle,
die Seligkeit danach. In dieser Zukunft lebt der Christ bereits, wenn er sich
um den Glauben an Jesus Christus bemüht, dessen Wege zu gehen wagt und ihm in
seiner Glaubensgemeinschaft nachfolgt. Es geht um das wahre Leben, das nicht
mehr verletzlich ist und vom Sterben bedroht wird. Es geht um den Himmel, der
uns durch den auferstandenen Jesus versprochen und bereitet ist. (merli@utanet.at)