Dienstag, 7. April 2020


Ostermontag 

13. 4. 2020

Lk 24, 13-35
13Am gleichen Tag waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist.
14Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte.
15Während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen.
16Doch sie waren wie mit Blindheit geschlagen, so dass sie ihn nicht erkannten.
17Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen,
18und der eine von ihnen - er hieß Kleopas - antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als Einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist?
19Er fragte sie: Was denn? Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Wort und Tat vor Gott und dem ganzen Volk.
20Doch unsere Hohepriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen.
21Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist.
22Aber nicht nur das: Auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab,
23fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe.
24Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht.
25Da sagte er zu ihnen: Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch, alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben.
26Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen?
27Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.
28So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen,
29aber sie drängten ihn und sagten: Bleib doch bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben.
30Und als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen.
31Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr.
32Und sie sagten zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?
33Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück, und sie fanden die elf und die anderen Jünger versammelt.
34Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen.
35Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.

Gedanken zum Evangelium
Zwei Jünger, die wohl nicht zum engsten Kreis der Apostel zählen, fliehen enttäuscht über Jesu Tod aus der Stadt. Ihre Hoffnungen wurden zunichte gemacht. Die Schilderung beleuchtet den Weg jedes Christen zum Glauben an den Auferstandenen. Bedenken wir einige der zahlreichen Impulse, die in der Erzählung enthalten sind.

Die Jünger unterhalten sich über Glaubensfragen.
Sie führen ernste Gespräche. Sie hatten ihre Hoffnungen auf Jesus gesetzt. Tiefe Fragen beschäftigen sie auf der Suche nach dem Sinn der Ereignisse.
Wie oberflächlich ist das Geschwätz in den Medien oder auch unter den Christen, wenn sie über die Probleme ihrer Religion diskutieren! Vordergründig wird immer wieder dasselbe durchgekaut. Wie oft geht es denn um existentielle Fragen nach Gottes Gegenwart unter den Menschen oder um die Rettung aus der Vergänglichkeit, um den Weg, der vor Gott recht ist? Sprechen wir überhaupt über Jesus außerhalb des Gottesdienstes, beim sonntäglichen gemeinsamen Essen, an Abenden oder bei Wanderungen? Die Religion und damit die Beziehung zu Jesus Christus ist vielfach aus dem Bewusstsein selbst der Christen entschwunden. Gar nicht zu reden von denen, die ihren Glauben praktisch aufgegeben haben.

Jesus erklärt das Geschehene aus der Heiligen Schrift.
Wer es mit seinem Glauben ernst nimmt, zu dem gesellt sich Jesus auch heute. Sein Geist erfasst beim Gebet unser Denken, Zweifel lichten sich, bohrende Fragen finden Antworten, wenn wir ihm in den Menschen, beim Gottesdienst oder in der Bibel begegnen.

Sie laden ihn ein.
Der Weg des Glaubens geht auch über die Gastfreundschaft und findet in der Mitmenschlichkeit einen fruchtbaren Boden. Christliche Gemeinschaften sind nur dann Glaubensträger, wenn sie einladend sind und die Nächstenliebe verwirklichen.

Beim Abendmahl erkennen sie ihn.
Jesus bricht das Brot, wie bei der Speisung von Tausenden oder besonders beim letzten Abendmahl. Lukas hat die christliche Liturgie der urkirchlichen Gemeinschaften vor sich. Sie bestand aus dem Wortgottesdienst und dem „Brotbrechen“, der Eucharistiefeier - für uns der Hinweis, dass gläubiges christliches Leben eingebunden sein muss in die Mahlgemeinschaft der Gläubigen bei der Feier der Eucharistie. Hier lernen die Menschen in der Begegnung mit dem Wort Gottes ihren Glauben begreifen, hier erfahren sie Jesu Gegenwart, hier wird der Glaube an den Auferstandenen erneuert, und hier werden dem Leben des Christen Wegweisungen gegeben, die ihn zu seinem Lebensziel führen.

Sie brechen auf und verkünden.
Wer Jesus erkannt hat, der wird zum Apostel. Die Freude über die Gemeinschaft mit Gott, über die Hoffnung, die das ganze Leben trägt, über die frohe Botschaft von der Vergebung und Rettung und von der Liebe Gottes darf nicht verheimlicht und konserviert werden. Auch wir sind aufgerufen, die frohe Botschaft von der Auferstehung und von den damit verbundenen Heilsgaben weiterzutragen

Der Ostermontag gibt uns noch einmal Gelegenheit, die Feier unserer Rettung durch den auferstandenen Christus ausklingen zu lassen. Wir können als österliche Menschen leben und die Osterfreude weitertragen. (merli@utanet.at)

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2. Ostersonntag

19. 4. 2020

Joh 20,19-31
19Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
20Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen.
21Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
22Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
23Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.
24Thomas, genannt Didymus - Zwilling -, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.
25Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.
26Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt, und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch!
27Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!
28Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott!
29Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.
30Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind, hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan.
31Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.

Gedanken zum Evangelium

Das Evangelium des Johannes will zum Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, führen. Auf dieses Ziel hin sind die Erzählungen, die Wunderberichte und die Reden Jesu ausgerichtet. Man könnte in einer Sonntagsmeditation die bibeltheologischen Grundlagen und den theologischen Gehalt der Evangelien-Perikope herausarbeiten. Dies ist Aufgabe der Bibelwissenschaft. Im Folgenden soll darauf verzichtet werden. Dafür seien einige Anregungen gegeben, über das geschilderte Geschehen nachzudenken und daraus Konsequenzen für das eigene Leben als Christ zu ziehen.

„Friede sei mit euch!“
Der an Jesus Glaubende kann auf inneren Frieden hoffen. Es geht dabei nicht nur um die Ruhe und Gelassenheit in den Wechselfällen des Lebens. Es geht vor allem um die Hoffnung auf Gott, um Geborgenheit bei ihm. Dies wird dem geschenkt, der sein Leben Jesus anvertraut, die Wegweisung Jesu ernst nimmt, also an Jesus glaubt. Er weiß sich in der liebenden Hand Gottes und sucht den Frieden mit seinen Mitmenschen. Er lechzt nicht nervös nach Anerkennung, besteht nicht krampfhaft auf seinem Recht, verurteilt  nicht überheblich die Schwäche der anderen, sondern zeigt sich ihnen gegenbüber barmherzig. Er ist durch seinen Glauben an Jesus Christus in Gott verankert.
Dieser Friede trägt auch Züge der Dankbarkeit, weil der Glaubende weiß, dass er innerlich geheilt wird, dass ihm seine Sünden in der Gemeinschaft Jesu vergeben werden.

„...glaube ich nicht.“
Es gibt den Zweifel im Leben des Christen: Zweifel an Gott, an Jesus, an der Auferstehung, an der Führung der Kirche durch den Heiligen Geist, an den Lehren über die Eucharistie, die Mariendogmen und manches andere noch.
Thomas meidet wegen seines Zweifels die Gemeinschaft der Glaubenden nicht. Er ist trotzdem wieder bei den Aposteln zu finden und lernt dort zu glauben.
Auch der zweifelnde Christ sollte sich nicht so verunsichern lassen, dass er die Glaubensgemeinschaft verlässt, dass er sich endgültig von ihr lossagt, weggeht und nicht mehr kommt. Das Wort „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ gilt auch für uns heute. Es geht bei den Glaubenswahrheiten oft um etwas Unvorstellbares, Ungeheuerliches und Unglaubliches. Der reife Mensch wirft Antworten auf wesentliche Lebensfragen nicht leichtfertig in die Mülltonne, weil er zweifelt, weil er sie nicht verstehen und begreifen kann. Er wird ehrlich suchen, ernst forschen, dort zu finden sein, wo es Antworten erfahrener Menschen gibt und wo ihn der Geist Gottes ergreifen kann. Er wird in der Gemeinschaft der Glaubenden verbleiben.

„...damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.“
Im Glauben an Jesus gewinnt alles seinen Sinn. Es gibt für den Glaubenden schon in diesem Leben eine unzerstörbare Hoffnung, es gibt aber auch die Vollendung, das Leben in Fülle, die Seligkeit danach. In dieser Zukunft lebt der Christ bereits, wenn er sich um den Glauben an Jesus Christus bemüht, dessen Wege zu gehen wagt und ihm in seiner Glaubensgemeinschaft nachfolgt. Es geht um das wahre Leben, das nicht mehr verletzlich ist und vom Sterben bedroht wird. Es geht um den Himmel, der uns durch den auferstandenen Jesus versprochen und bereitet ist. (merli@utanet.at)