Dienstag, 1. September 2020

 

„Kapuzinerpredigt“

Sept.  2020

 

Bei Volksmissionen kamen manchmal Kapuziner in die Pfarren und predigten deftig und eindrucksvoll.  Hier ein Versuch, wie eine solche Predigt lauten könnte.

 Es gibt Christen, die bemüht sind, christlich zu leben. Es gibt Familien, in denen noch gebetet wird und der Sonntagsgottesdienst selbstverständlich ist. Es gibt Christen, die ihren Glauben offen bekennen und ihren Mitmenschen in der Not beistehen. An diese wendet sich die „Kapuzinerpredigt“ nicht. Es gibt aber auch Christen, die sich um ihren Glauben, letztlich um Gott, kaum kümmern. Denen könnte der „Kapuziner“ die Leviten wie folgt gelesen haben:

 Liebe Christen, -  ich weiß nicht, ob ich euch Christen nennen kann. Vielleicht sollte ich sagen: „Bedauernswerte getaufte Heiden“.  Denn ihr lebt noch schlechter, als einst die Heiden, die wenigstens ihre Scheingötter verehrt haben.

Ihr genießt das Leben in vollen Zügen, ausgelassene Feiern sind euer tägliches Brot, üppiges Essen geht euch über alles.

Ihr Männer späht nach jedem Weiberrock wie Jäger nach dem Wild oder besser wie Wilderer. Ihr führt, ohne die Gebote Gottes zu beachten, ein ausschweifendes Leben. Treue Liebe, Selbstbeherrschung und Verantwortung sind euch fremd.

Euer Ziel ist, immer mehr Geld oder sonstige Werte zu erwerben, ihr seid ehrgeizig und auf euer Ansehen bedacht.

Ihr mästet eure Körper, lasst ihn auf dem Massagetisch kneten, in der Sauna schwitzen, bei Kuren erneuern, aber eure Seele ist inzwischen abgemagert wie ein klapperndes Skelett. Ihr wascht euch mit kostbarsten Seifen, aber eure Seele ist ein stinkender Sumpf und schwarz wie die Nacht.

Wenn du, Christ, deinen letzten Schnaufer machst, nützen dir kein Gold, kein Edelstein und auch keine leibliche Gesundheit mehr. Da können sie dir die kostbarste Truhe zimmern lassen und goldene Ringe an deine starren Finger stecken. Das Totenhemd hat bekanntlich keine Taschen. Du kannst nichts mitnehmen, nur die guten Taten deines Lebens gehen dann mit dir, doch die sind Mangelware.

Ihr christliche Eltern habt den Priester, der eure Kinder getauft hat, offenbar angelogen, als ihr verspracht, euer Kind im Glauben erziehen. Ihr führt eure Kinder in die Gottferne, statt ihnen den Glauben vorzuleben. Ihr feiert ausgiebig Erstkommunion oder Firmung, aber das  Glaubensleben in eurer Familie liegt jedoch nur mehr in  letzten scheinheiligen Zügen.

Die Fußballergebnisse sind der wichtigste Gesprächsstoff am Sonntagvormittag. Ein religiöses Gespräch mit euren Kindern fürchtet ihr wie der Teufel das Weihwasser.

Am Ende wird von dir Rechenschaft verlangt. Der Engel vor der Ewigkeit wird dich fragen: Was willst du hier? Du hast dich im Sumpf deiner Sünden gewälzt, dich um Gott und den Glauben kaum gekümmert. Verschwinde in dein ewiges Unheil, wo das Höllenfeuer brennt.

Amen.

So oder ähnlich predigte der „Kapuziner“ in alten Zeiten. Heute hört man hingegen mehr tröstende Worte: eute

 Du bist nicht verloren, wenn du zur Besinnung kommst und dich, so lange du noch Zeit hast, zu Gott und zu einem christlichen Leben bekehrst.

 (Nachempfunden von AM)