Montag, 15. November 2021

 

Christkönigssonntag

 21.  11. 2021

Joh 18, 33b-37

33bPilatus ließ Jesus rufen und fragte ihn: Bist du der König der Juden?

34Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus, oder haben es dir andere über mich gesagt?

35Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein eigenes Volk und die Hohepriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan?

36Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier.

37Pilatus sagte zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.

Gedanken zum Evangelium

 Am letzten Sonntag des Kirchenjahres feiern wir das Christkönigsfest. In Zeiten der Republiken herrschen Könige nur mehr eingeschränkt oder nehmen bloß noch repräsentative Aufgaben wahr. Früher waren Könige Alleinherrscher und besaßen fast uneingeschränkte Macht über ihr Gebiet und auch über die Menschen. Die Antwort auf die Frage des Pilatus konnte vor diesem Hintergrund gefährlich sein, wurde doch gefordert, überall im Römischen Reich die Macht des Kaisers uneingeschränkt anzuerkennen.

 „Bist du der König der Juden?“

Die Juden erwarteten zur Zeit Jesu einen Messias als politischen Befreier. Sie dachten in den Kategorien des Alten Testamentes. Kampf gegen die Besatzung, Sieg über die Feinde, neue politische Unabhängigkeit, ein neues israelitisches Reich waren die gängigen Erwartungen, die durch den Messias erfüllt werden sollten.

Die Heilsverheißungen als Rettung aus der Sünde durch einen ganz gottergebenen Propheten waren bei vielen Juden nur im Zusammenhang mit der Errichtung eines neuen Königreiches vorstellbar. Man wollte Jesus ja auch nach eindrucksvollen Wundertaten zum König machen. Er aber entzog sich immer diesem Ansinnen.

Auch in der Kirche gab es vielfach ein ähnliches Denken. Mit den Mitteln der Macht suchte man die Königsherrschaft Gottes aufzurichten. Auch heute bauen wir nicht ungern auf Einfluss und Machtpositionen, um unsere pastoralen Aufgaben besser und leichter erfüllen zu können. Wir sind gerne bereit, den Beistand Reicher anzunehmen und den Mächtigen in Politik und Wirtschaft manches nachzusehen, wenn sie unsere sicherlich redlichen seelsorglichen Anliegen und Aufgaben finanziell unterstützen.

Kirchliche Amtsträger könnten sich fragen: Wollen wir nicht auch Macht, Einfluss, wollen wir nicht ein wenig herrschen oder die Menschen beherrschen? Müssen wir nicht umdenken?

 „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.“

Jesus weigerte sich immer, die Menschen auf billige Weise zu gewinnen. Von der Versuchungserzählung angefangen über das wiederholte Bestreben, ihn zum König auszurufen, bis zum Hosianna des Palmsonntages zieht sich seine Ablehnung weltlicher Macht und Gewalt durch sein ganzes Leben. Er will seinen Mitmenschen dienen, sie überzeugen, sie bekehren, so dass sie aus eigener Entscheidung seinen Weg wagen, ihm nachfolgen und gerettet werden. Er verkörpert die Herrschaft Gottes und die Dimension des Ewigen, wo die Liebe alles trägt.

 „Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege.“

Es geht um die Wahrheit gegen jede Lüge, jede Heuchelei, jede Verdrehung der Normen Gottes, gegen jede falsche Sicht des Lebens. Der Teufel, der „Lügner von Anbeginn“, gaukelte den Menschen ein Scheinglück vor, er verführte zu verkehrtem Denken und Handeln.

Auch heute lehren die zahlreichen Lügenpropheten, das letzte Glück bestehe im Genießen, in der dicken Brieftasche, in glänzenden beruflichen Positionen, in Wohlstand und Gesundheit allein. Man müsse sich nicht zu Gott bekehren, ihn nicht verehren, man könne Gott aus dem täglichen Leben überhaupt entfernen, ja es gäbe ihn ja gar nicht. So wachsen die von religionslosen Filmen gefütterten Kinder in einer gottfernen Welt auf, viele Erwachsene leben ohne sichtbaren Gottesbezug, die Gesellschaft tanzt immer hektischer um goldene Kälber oder auch Ochsen. Die Frage über das Woher und Wohin und über den Sinn wird nicht gestellt. Was mir passt, das muss die Wahrheit sein, denken viele.

Wir Christen sollten am Christkönigsfest wieder auf Jesus schauen. An seinem Leben und an seinem Wort kann jeder die Wahrheit über Gott und die Welt, über den Sinn des Lebens und über seine wahre Zukunft ersehen.

 „Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.“

Wir befinden uns in der Gefahr, im leeren Getöse der Lebensgier, von dem wir umgeben sind, die Stimme Jesu zu überhören. Die Notwendigkeit der Bekehrung und der Erneuerung unserer Beziehung zu Jesus steht als Aufruf vor unserem Gewissen. Wir können einen sicheren Weg gehen, wenn wir die Wahrheit, die uns Gott in Jesus mitteilt, hören und danach zu leben versuchen. Wir können die trügerischen Leitbilder unserer Zeit abwehren und in der Wahrheit leben.

Auf dem Weg, den uns Jesus zeigt, sollen wir auch für andere Zeugen der Wahrheit sein. Wir sind berufen, mitzubauen am Reich Gottes, das kommen soll. Es ist „das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens“ (Präfation des Christkönigsfestes).

Wir beten: „Dein Reich komme!“