Montag, 22. November 2021

 

2. Adventsonntag

 5. 12. 2021

Lk 3, 1-6

1Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Tetrarch von Galiläa, sein Bruder Philippus Tetrarch von Ituräa und Trachonitis, Lysanias Tetrarch von Abilene;

2Hohepriester waren Hannas und Kajaphas. Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias.

3Und er zog in die Gegend am Jordan und verkündigte dort überall Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden.

4 (So erfüllte sich,) was im Buch der Reden des Propheten Jesaja steht: Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!

5Jede Schlucht soll aufgefüllt werden, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden.

6Und alle Menschen werden das Heil sehen, das von Gott kommt.

 Gedanken zum Evangelium

Die Persönlichkeit des Johannes begleitet die Christen durch den Advent. Lukas stellt seinen Bericht, wie dies auch die Propheten des alten Bundes zu tun pflegten, in das Geschehen der Weltgeschichte hinein. Die politische Situation des Römischen Reiches und der Provinz mit den entsprechenden Herrschern wird angeführt.

Johannes ist wie Jesus eine geschichtliche Persönlichkeit.

Es geht beim Lukasevangelium nicht um erfundene Mythen oder philosophische Erwägungen, sondern um den Bericht über reale Menschen, die zu bestimmten Zeiten gelebt und gewirkt haben. Er gibt eine genaue Zeitangabe über Kaiser Tiberius, Pontius Pilatus, die Hohepriester und die Teilherrscher im Gebiet Palästinas.

Der Bericht des Lukas will den Lesern, also auch uns, sagen, dass sich die Ereignisse um Jesus zu einer ganz bestimmten Zeit abgespielt haben. Unser christlicher Glaube hat einen geschichtlich nachvollziehbaren Ursprung.

Johannes, der Sohn des Zacharias und der Elisabeth, ein Verwandter Jesu, wirkt als Prophet am Jordan. Das Wort Gottes ergeht an ihn.

Es ergeht auch an uns. Christen sollten jeden Tag, besonders im Advent, bemüht sein, auf dieses Wort zu hören, die Wegweisung Gottes wahrzunehmen und ihr zu folgen.

Johannes predigt Umkehr und die Taufe zur Vergebung der Sünden.

Wir werden von Heilsangboten überschwemmt. Man hört heute mit Inbrunst auf die Gesundheitspropheten. Materielle Entrümpelung wird propagiert.

In christlichen Gemeinden sollte im Advent der lebenswichtige Ruf zur inneren Umkehr gehört werden. Das Sakrament der Umkehr gerät in Vergessenheit. Menschen, die sich jahrelang nicht um Gott und ihren Glauben gekümmert haben, meinen, sie hätten keine Sünden und gehen bei einem Gottesdienst, den sie zufällig mitfeiern, ungeniert zur heiligen Kommunion. Viele haben sich abgewöhnt, ihr Gewissen zu prüfen. Die Aufforderung zur Umkehr finden sie fast beleidigend, da sie ja doch so großartig seien.

Christen sollten immer umkehren, sich erneuern lassen, neue Wege beschreiten, Vergebung und Heilung suchen. Damit geht Glaubensfreude Hand in Hand.

Johannes wird mit den Worten der alten Propheten vorgestellt. Er ruft wie diese auf, den Weg Gottes zu den Menschen zu ebnen.

Ist es uns ein Adventanliegen, dass wir den Weg zu Gott finden und dass er in unsere Mitte, in unsere Familien, in unsere Gottesdienste kommt, dass wir mit ihm Gemeinschaft feiern dürfen?

Das Ziel unseres Bemühens, dem Wort Gottes entsprechend zu leben, ist das Heil, das uns von Gott her zukommt.

Im großen Angebot von Heil und Heilung vergessen auch die Christen manchmal, dass sie zu einem größeren Heil berufen sind, das nur Gott geben kann.

Wir sollten uns darauf besinnen, wozu wir letztlich berufen wurden, und diesen Weg mit Gott neu beschreiten. Adventfreude am christlichen Leben kann neu aufbrechen. (merli@utanet.at)