Samstag, 1. Januar 2022

Hochfest der Gottesmutter Maria

 1. Jänner

Lk 2, 16-21

16So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag.

17Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war.

18Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten.

19Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.

20Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.

21Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde.

Gedanken zum Fest und zum Evangelium

 Millionenfach klangen allerorten die guten Wünsche zum neuen Jahr, gedankenlose, unsinnige oder auch bewusst gewählte und mit Bedacht und Wohlwollen geäußerte Wünsche. Vom „Guten Rutsch!“ über „Prosit Neujahr!“ bis hin zu den persönlich formulierten oder auch aus gläubiger Sicht gesprochenen Wünsche wie „ein gesegnetes neues Jahr!“ oder „Gesundheit und Gottes Segen!“, „Frieden und Freude!“, „Erfolg!“ und andere gute Worte wurden einander gesagt oder geschrieben.

Auch Christen freuen sich über freundliche Wünsche und sprechen sie anderen zu. Doch blicken sie bei ihren Festen und Wünschen tiefer und auf Wesentliches.

 Einige Gedanken zum heutigen Fest:

 Wir feiern ein Marienfest.

Vor einer Woche stand das Kind im Mittelpunkt, jetzt blicken wir auf die Mutter. Sie hat ihr Ja zu Gott gesagt, hat ihr Kind empfangen und zur Welt gebracht. Dennoch bleibt sie in den Berichten wohltuend im Hintergrund.

Gott ohne Aufsehen zu dienen, ist auch die Lebenslinie des Christen. Er soll Christus im kommenden Jahr in sich Raum geben und ihn den Mitmenschen schenken. Er hat eine hohe apostolische Aufgabe.

 Maria bewahrte die Geschehnisse in ihrem Herzen.

Wir sehen keine zweifelnden Diskussionen, kein Misstrauen, keine Orientierungslosigkeit. Sie denkt nach, bedenkt das Geschehene und hat Geduld, auch wenn sie manches nicht versteht.

Heutige Christen zweifeln, diskutieren und verlangen Auskünfte. Wir sind ungeduldig mit uns, mit der Kirche, letztlich fast auch mit Gott. Geduldiges Wartenkönnen, Ausschau halten, Nachdenken und auf Gott vertrauen sind Lebenshaltungen derer, die für ihren Lebensweg an Maria Maß nehmen.

 Die Hirten lobten Gott.

Sie sind dankbar für das Erlebte. Sie fanden Christus und freuen sich ein Leben lang.

Auch der Christ kann sich mit Recht über seinen Weg zu Christus freuen. Er hat im christlichen Glauben zu Jesus Christus gefunden. Auch er sollte dafür dankbar sein und seinen Glauben hochschätzen und pflegen. Viele vergessen auf ihre Berufung und auf das Geschenk der Nähe Gottes und haben so auch keine Freude mehr an ihrem Glauben.

 Man gab dem Kind den Namen Jesus.

Der Name bezeichnet bei den Juden das Wesen und die Aufgabe eines Menschen. Deshalb wird den Berufenen auch von Gott ein bedeutsamer Name gegeben. Jesus bedeutet „Gott rettet“. Jesus ist der Retter.

Wir befinden uns in der Rettungsaktion Gottes für die Menschen. Ohne diese Rettung gibt es für das menschliche Sein keinen letzten Sinn. Wir sind zur Hoffnung berufen und für eine allumfassende Rettung vorgesehen. An Jesus entscheidet sich unser Lebensschicksal. Bei ihm gibt es das Heil. Es wäre wünschenswert, dass er der Mittelpunkt unseres Lebens sei.

 Die Gedanken dieses Festes und des Evangeliums sind Wegbegleiter durch ein neues Jahr. Wir benötigen keinen Nostradamus, um unsere Ängste vor der Zukunft zu bändigen. Auch brauchen wir keine Hellseher, Wahrsager, Handleser, Astrologen oder sonstige Geschäftemacher. Uns genügt der Segen aus der ersten Lesung. Dieser walte über uns im kommenden Jahr:

„Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil.“

(merli@utanet.at)

*

2. Sonntag nach Weihnachten

Joh 1, 1-18

1Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.

2Im Anfang war es bei Gott.

3Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.

4In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.

5Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.

6Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes.

7Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.

8Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.

9Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.

10Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht.

11Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.

12Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben,

13die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.

14Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.

15Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war.

16Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.

17Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus.

18Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.

Gedanken zum Evangelium

 Wieder wird der Prolog des Johannesevangeliums vorgelesen. Dabei stellt uns die Kirche noch einmal die tiefe Wahrheit über das Geheimnis der Menschwerdung Gottes in Jesus vor Augen. Überlegen wir den religiösen Gehalt der inhaltsschweren Perikope.

Das Wort Gottes ist die zweite göttliche Person, von der es im großen Glaubensbekenntnis heißt: „Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater.“

Das Geheimnis des Dreifaltigen Gottes steht vor uns. Gott ist nicht der unendliche Erhabene, aber völlig Einsame. Es gibt ein reiches Leben in Gottes dreifaltigem Sein. Es ist ein Leben geistigen Austausches von Erkenntnis, Freude, Liebe. Wir können darüber nur in menschlichen Dimensionen denken, was nur eine Andeutung, ein schwacher Abglanz dessen bleiben kann, wer und wie Gott ist. Auch volles menschliches Leben ist Gemeinschaft in Liebe.

 Alles Sein hat seinen Ursprung im Wollen und Wirken des Dreifaltigen Gottes.

Nichts existiert ohne die göttliche Schöpferkraft, nichts hat Bestand, wenn es nicht in seinem Sein von Gott getragen ist. Daher ist auch die Lächerlichkeit dessen offenbar, der diesen seinen Ursprung leugnet, ohne den er selbst keinen Bestand haben könnte.

Die gläubige Hinwendung eines geistbegabten Wesens zu seinem Ursprung und zu seinem Ziel ist also nur eine Bejahung der Wirklichkeit und entspricht seiner wahren Natur.

 Jedes Leben steht in dieser Abhängigkeit von Gottes Wirken und Wollen und ist weder zufällig aus nichts entstanden, noch hat es sich von selbst weiterentwickelt.

Es bezieht seine Lebenskraft aus diesem seinem Ursprung, der dieses werden ließ und weiterhin trägt.

 Gott bedeutet Licht.

Licht ist für alles Leben notwendig, Finsternis führt zum Tod. Licht weist den Weg. Dieses Licht für jeden Menschen ist der Mensch gewordene Sohn Gottes. Nicht nur seine Lehre steht im Mittelpunkt des Glaubens, sondern seine Person ist die entscheidende Wegweisung für jeden Menschen.

 Menschen entscheiden sich nicht immer für diesen Jesus.

Sie suchen ihr Glück, aber häufig neben oder ohne Jesus. Viele irren umher und folgen abenteuerlichsten Lehren, greifen gierig nach Blendlichtern, folgen falschen Propheten. Sie gehen Irrwege und verfehlen die Freude und das Ziel.

 Es gibt das tragische Geheimnis der Ablehnung dessen, der Leben spendet, Orientierung ist und das wahre Lebensziel aufleuchten lässt.

Der Mensch kann eine Zeit lang weiter vegetieren, auch wenn er seinen Lebenssinn verliert.

 Es gibt aber den Heilsweg.

Die an ihn glauben, ihn beachten, seine Person bejahen, können mit einer unvorstellbar faszinierenden Lebensgemeinschaft mit Gott rechnen, werden hineingenommen in das reiche Leben Gottes, erfahren eine innere Erneuerung, die als Neugeburt zum wahren Leben bezeichnet werden kann. Dies bedeutet Vollendung und Glückseligkeit.

 Seit Gott Mensch geworden ist, gibt es für alle diese Berufung zum Leben in der Gemeinschaft mit ihm.

Gnade und Wahrheit sind dem Christen verheißen. Dies bedeutet, in Gottes Liebe stehen, durch Gottes Kraft getragen werden und in Gottes Wahrheit leben. Ein solcher Mensch befindet sich einfach auf dem richtigen Weg, trägt den wahren Frieden in sich, ist erleuchtet und der Hoffnungsstern, den Gott aufleuchten lässt, steht für immer über seinem Leben.

 Tiefe Theologie steckt im heutigen Evangelium. Wesentliche Wahrheiten können nicht oberflächlich und hektisch, sondern nur im Gebet und in der Meditation erahnt werden. Wer sich damit beschäftigt, wird Freude aufkeimen spüren über Gott und seine Liebe, die in der Menschwerdung des Wortes allen Menschen zuteil werden kann. Die Weihnachtsfreude klingt noch einmal an.

 

*

 Fest der Erscheinung des Herrn

 6. Jänner

Mt 2, 1-12

1Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem

2und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.

3Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.

4Er ließ alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.

5Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten:

6Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.

7Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war.

8Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.

9Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.

10Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.

11Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.

12Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

Gedanken zum Evangelium

 Das Dreikönigsfest bot immer schon vielfältigen Anlass, der Fantasie Raum zu geben. Neue Gestalten stehen bei den Krippen, bunt gekleidete Sternsinger ziehen von Haus zu Haus und sammeln Gelder für Arme in aller Welt. Ihre Sprüche und Gewänder weisen sie als Vertreter der Erdteile aus. Gelegentlich kommen auch Erwachsene als Könige verkleidet hoch zu Ross zu den Häusern und singen die Botschaft vom Suchen und Finden des neugeborenen Königs. Seit alter Zeit gab man ihnen die Namen Caspar, Melchior und Balthasar. An die Eingangstüren werden die Anfangsbuchstaben dieser „Könige“ als Segenszeichen geschrieben, die aber auch besser als Chistus Mansionem Benedicat - das heißt: Christus segne das Haus - gedeutet werden. Weihrauchduft verstärkt die Bedeutung des frommen Besuches.

 Das Fest heißt aber „Erscheinung des Herrn“, und man denkt dabei an das Offenbarwerden des Heils durch Jesus für alle Völker. Die Bibel berichtet von Magiern, Sterndeutern, Weisen. Die Volksfantasie hat sie zu Königen gemacht und weil sie drei Gaben bringen, wurde ihre Zahl auf drei festegelegt.

 Was können wir an diesem Fest alljährlich bedenken?

 „Wir haben seinen Stern aufgehen sehen...“

Die Natur ist ein Buch, in dem man Gottes Spuren erkennen kann. „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ singen die Männerchöre gerne zum Fest. Menschen haben zu allen Zeiten die Erscheinungen der Natur, ihre Gesetze und Wunder als ein Werk der Götter oder dann als Schöpfung Gottes angesehen. Umso mehr lassen sich Christen von den gewaltigen und Staunen erregenden Werken Gottes in der Schöpfung beeindrucken und sehen in allem Geschaffenen Gottes Anruf und sein liebendes Wirken.

 „...kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem...“

Sie suchen den „neugeborenen König“ in der Hauptstadt und im Königspalast, wo Bequemlichkeit, Ausschweifung, Grausamkeit und Skepsis zu Hause sind. Sie müssen erst erkennen, dass jetzt eine neue Herrschaft anbricht, die nichts mit der gewalttätigen Machtausübung bisheriger Könige zu tun hat.

Wie einst Pilatus haben auch heutige Menschen eine unzutreffende Meinung über das Reich Gottes und das Königsein Jesu Christi. Man lehnt sich an die Mächtigen an und gibt Reichen den Vorzug, weil sie machtvoll und einflussreich die Anliegen der Glaubensgemeinschaft unterstützen.

Könnte es nicht sein, dass auch wir bei den Mächtigen Christus nicht finden können und unsere Beziehung zu Gott dadurch kraftlos und oberflächlich wird? Verlieren wir so nicht vielleicht jene, die unauffällig leben, unbedeutend sind und links liegen bleiben? Müssten wir Christus nicht mehr bei den Armen suchen und finden?

 „Sie antworteten ihm: In Bethlehem in Judäa;...“

Die Schriftgelehrten wissen die heiligen Schriften zu deuten, und auch Herodes erfährt, wo man Jesus finden könnte, aber sie gehen nicht hin. Skepsis, Hochmut, Bequemlichkeit, Bosheit sind Hindernisse auf dem Weg zu Christus.

Auch heutige Christen hören und kennen die Botschaft der heiligen Schriften, finden aber nicht zu Jesus, weil sie ihn für unbedeutend halten, zufrieden sind mit ihrem bequemen Leben, ihre Zweifel nicht lösen wollen, sondern einfach nur nebenbei als Christen leben.

Es gibt aber ernste Wegweisungen in den Wahrheiten unseres Glaubens für uns alle auf dem Weg zu Christus und zum Heil bei ihm, die man nicht ohne Schaden zu erleiden unbeachtet lassen kann.

 „Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.“

Sie verlassen die Schwüle der Stadt des Herodes und sehen nun wieder den Stern am klaren Himmel, der sie führt.

Heute leben wir in einer Gesellschaft, in der kaum Platz ist für Gott. Viele Menschen leben so, als gäbe es Gott nicht. Vielleicht müssen wir auch gelegentlich aus dem Getriebe unseres hektischen Lebens ausbrechen, um wieder den Leitstern Gottes zu finden: Exerzitien, Wallfahrten, Wanderungen, Einkehrtage bieten sich an.

 „... zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.“

Wer Jesus findet, wird immer neue Wege suchen und alte, ausgetretene Pfade verlassen.

Wie muss denn unser persönlicher neuer Weg ausschauen, wenn wir unseren Glauben zu den Festtagen wieder auf eine solide Basis gestellt haben? Welche neuen Wege bietet uns Gott an? Wie könnten wir auf neuen Pfaden wieder Freude am christlichen Leben gewinnen? Wie können wir neu anfangen?

Jesus ist für uns alle erschienen, um uns zu führen, zu befreien und zu retten. Wir feiern mit Recht groß das zweite große Weihnachtsfest der Erscheinung des Herrn. (merli@utanet.at)