Dienstag, 15. Februar 2022

 

8. Sonntag im Jahreskreis

 27. 2. 2022

Lk 6, 39-45

In jener Zeit

39sprach Jesus zu seinen Jüngern: Kann ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen?

40Der Jünger steht nicht über seinem Meister; jeder aber, der alles gelernt hat, wird wie sein Meister sein.

41Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht?

42Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!, während du den Balken in deinem eigenen Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.

43Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte hervorbringt, noch einen schlechten Baum, der gute Früchte hervorbringt.

44Jeden Baum erkennt man an seinen Früchten: Von den Disteln pflückt man keine Feigen, und vom Dornstrauch erntet man keine Trauben.

45Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil in seinem Herzen Gutes ist; und ein böser Mensch bringt Böses hervor, weil in seinem Herzen Böses ist. Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund.

Gedanken zum Evangelium

 Am Ende der großen Feldrede bringt Lukas eine Reihe von Bildworten, durch die das vorher Gesagte noch einmal eindringlich gewichtet wird. Sie werden im Zweierrhythmus dargeboten und bilden eine Parallele zu den Seligpreisungen und Wehrufen vom Anfang. Die Gegenüberstellung von guten und bösen Menschen schließt den Abschnitt ab. Zuletzt folgt noch die Aufforderung, das Gute nicht nur im Herzen zu bewahren, sondern es auch kundzutun.

 Die Gegenüberstellung von Gut und Böse greift die biblische Lehre von den zwei Wegen auf:

Es gibt den rechten Weg, der zum Leben führt und den falschen Weg, der ins Verderben stürzt. Der Weg der Gerechtigkeit ist offensichtlich der, den Jesus in dieser Feldrede gewiesen hat. Er hat zur Grundlage die Liebe, die sich in der Feindesliebe vollendet.  

Wer in der Nachfolge Jesu auf diesem Weg geht, nimmt eine neue Wertung der Angebote dieser Welt vor. Er verlässt sich nicht auf Reichtum, Einfluss, Lebensgenuss oder Beherrschung der Mitmenschen. Er lernt, auf Besitz zugunsten der Armen zu verzichten, mit ihnen zu teilen, der Gewalt mit Liebe zu begegnen, das Unrecht durch Verzicht auf Vergeltung zu beseitigen und so ein Jünger Jesu zu werden.

 Der so belehrte Christ blickt über sein jetziges Leben hinaus und gestaltet es so, wie es Jesus vorzeichnet.

Er weiß sich und seine Zukunft in Gottes liebender Hand. Er bemüht sich, die Worte Jesu zu prüfen, denkt über sie nach, lebt gemäß diesen Wegweisungen und erwartet voll Hoffnung seine Vollendung nach den Jahren eines sinnvollen Lebens auf der Erde, das von der Liebe geprägt ist. Er kennt seine Berufung, wähnt sich in der Nachfolge Jesu auf dem rechten Weg, erwartet vertrauend Vergebung und Heilung, wenn er fehlt, und lebt gelassen auf seine wahre Zukunft hin.

 Diese Freude des Glaubenden lässt den Jünger Jesu auch zum Verkünder werden.

Er ist in einer glaubensdunklen Welt Licht für die Fragenden und Suchenden. Er zeigt seine Überzeugung gerne, weil ihm das Heil seiner Mitmenschen ein Anliegen ist und er auch für sie diesen Weg des Glaubens öffnen will.

 Jesus ist unser Weg, er ist die Norm unseres Lebens, auf ihn sind wir ausgerichtet, seine Gesinnungen lernen wir. Jeder Christ kann beim Lesen der Bibel, beim Hören der Predigten, beim Gebet diesen Weg erkennen und findet auf ihm eine einzigartige und verlässliche Orientierung im Labyrinth seines Lebens. (merli@utanet.at)