Samstag, 26. Februar 2022

 

1. Fastensonntag 

6. 3. 2022

Lk 4, 1-13

In jener Zeit

1verließ Jesus, erfüllt vom Heiligen Geist, die Jordangegend. Darauf führte ihn der Geist vierzig Tage lang in der Wüste umher,

2und dabei wurde Jesus vom Teufel in Versuchung geführt. Die ganze Zeit über aß er nichts; als aber die vierzig Tage vorüber waren, hatte er Hunger.

3Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden.

4Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot.

5Da führte ihn der Teufel auf einen Berg hinauf und zeigte ihm in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Erde.

6Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen, und ich gebe sie, wem ich will.

7Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören.

8Jesus antwortete ihm: In der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.

9Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab;

10denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich zu behüten;

11und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.

12Da antwortete ihm Jesus: Die Schrift sagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.

13Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel für eine gewisse Zeit von ihm ab.

Gedanken zum Evangelium

 Vom Jordan weg, wo der Geist auf Jesus herabkam, führt ihn dieser in die Einsamkeit.

Jesus steht am Anfang seines öffentlichen Wirkens. Der Wüstenaufenthalt sieht nach Vorbereitung auf seine kommende Aufgabe aus.

Auch heute noch werden Menschen vierzigtägige Exerzitien angeboten, wenn sie eine neue Aufgabe übernehmen oder einen neuen Lebensweg beschreiten wollen. Besinnungstage, Wüstenzeiten, geistliche Übungen, Wochen der Glaubenserneuerung, Karwoche im Kloster oder so ähnlich heißen die Einladungen an Christen, die heilige Zeiten nützen wollen, um ihr Leben zu überprüfen, Gottes Nähe zu suchen oder auch bei Entscheidungen richtige Wege zu finden.

Die Fastenzeit gäbe uns Gelegenheit, unser Leben mit den Mitmenschen in Ehe, Beruf oder Freundeskreis zu überdenken, unnützen Ballast abzuwerfen und die Beziehung zu Gott zu vertiefen. Dazu braucht man immer Freiheit vom Alltagsstress, also ein wenig einsame Wüste. Die Fastenzeit sollte sich von den übrigen Zeiten des Jahres unterscheiden.

 In der Erzählung geht es um die klassischen Versuchungen in der Menschheitsgeschichte.

Sie führen diejenigen, die ihnen erliegen, in die Abhängigkeit von vergänglichen Werten und werden zu Hindernissen auf dem Weg zur Reife und zu Gott: Lebensgenuss, Machtausübung, Geltungssucht.

Alle Verführer verheißen Glück, das scheinbar in den Angeboten der Welt zu finden ist. Schon in der Paradieseserzählung hat diese Lüge Erfolg: „Ihr werdet sein wie Gott.“

Der „moderne“ Mensch glaubt immer mehr an diese seine gottgleiche Herrschaft über die Welt und an sein uneingeschränktes Selbstbestimmungsrecht. Er fühlt sich allgegenwärtig durch Rundfunk, Fernsehen und weltumspannende Kommunikation, wodurch Entfernungen überbrückt sind; er wähnt sich allwissend durch die Informationsflut im Internet oder in anderen Informationsquellen und meint, er sei allmächtig, weil er Leistungen vollbringt, die vor Jahrzehnten noch unvorstellbar waren. Er fühlt sich daher auch häufig über moralische Schranken erhaben.

Wenn auch am Ende seine scheinbare Gottgleichheit zusammenbricht, prägt ihn doch für einige Zeit der auf reichen materiellen Gütern gegründete Hochmut. Er sucht sein Glück im Genießen und in schrankenloser Selbstbestimmung ohne sich an Gott, am Glauben oder an sittlichen Normen zu orientieren. Dies gilt für viele in der heutigen Gesellschaft.

 Jesu Widerstand gegen die Versuchungen, seine Aufgabe auf billige Weise zu erfüllen und aus der Hand des „Lügners von Anbeginn“ Lebensgenuss, Machtausübung und Beifall der Massen anzunehmen, ist für jeden Christen beispielhaft.

Im Blick auf den heutigen Evangelienbericht können wir erkennen, dass es keine breite Straße zur gottgeschenkten Lebensfülle gibt, dass es vielmehr gilt, den Willen Gottes zu suchen und auch dann zu erfüllen, wenn er beschwerlich ist.

Alle Menschenverführer geben vor, das Leben erleichtern zu wollen. Von den wohlmeinenden Ratgebern und Helfern zur Abtreibung über die schreienden Angebote der Spaßgesellschaft an seichten Unterhaltungen bis zu den täglichen Versuchungen zu Übergenuss an Speisen und Getränken versprechen alle immer nur das Glück.

Der Christ wird sich nicht leichtfertig täuschen lassen, vielmehr sein Leben überprüfen und vor Gott beurteilen, welche Angebote sinnvoll und welche wertlos sind. Er erfährt so, dass der Weg zum erfüllten Leben, zu Gott und zur Vollendung Mühe kostet und Anstrengung verlangt.

 Die Fastenzeit soll dazu dienen, uns von sinnlosen Gewohnheiten, die sich eingenistet haben und uns versklaven, zu befreien. An Jesus sollen wir wieder Maß nehmen, um uns neu an seinen Haltungen und Gesinnungen zu orientieren. Die dazu in den Fastenwochen verwendete Zeit ist eine gute Investition in ein geglücktes, frohes und sinnvolles Leben. (merli@utanet.at)

 2. Fastensonntag

13. 3. 2022

 Lukas 9, 28b-36

In jener Zeit

28bnahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus beiseite und stieg mit ihnen auf einen Berg, um zu beten.

29Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes, und sein Gewand wurde leuchtend weiß.

30Und plötzlich redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija;

31sie erschienen in strahlendem Licht und sprachen von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte.

32Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen.

33Als die beiden sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste aber nicht, was er sagte.

34Während er noch redete, kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie. Sie gerieten in die Wolke hinein und bekamen Angst.

35Da rief eine Stimme aus der Wolke: Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.

36Als aber die Stimme erklang, war Jesus wieder allein. Die Jünger schwiegen jedoch über das, was sie gesehen hatten, und erzählten in jenen Tagen niemand davon.

Gedanken zum Evangelium

 Es wird offensichtlich: Jesus gehört dem göttlichen Bereich an. Die Szene beinhaltet mehrere Elemente der Gegenwart Gottes. Der Berg erinnert an das Sinaiereignis, das strahlende Licht auf Jesus beleuchtet seine Einheit mit Gott, der Schlaf der Jünger ist „Ort“ der Gotteserfahrung, die bedeutenden Propheten des Alten Bundes Mose und Elia sind Symbolgestalten des sich offenbarenden Herrn, die wegweisende Stimme bestätigt den gegenwärtigen Gott. Das Geschehen ist eingebettet in den Bereich der Übernatur.

 Jesus stieg mit den drei Jüngern auf den Berg, um zu beten.

Christen stehen immer unter der Führung Jesu. Er begleitet sie zur Höhe der Gottesnähe. Ihm zu folgen ermöglicht „Gotteserfahrung“.

Dies geschieht in erster Linie beim Gebet. Die Apostel haben dies gespürt. Deshalb baten sie einmal: „Herr, lehre uns beten“. Die Fastenzeit wäre eine gute Gelegenheit, beten zu lernen, neue Wege des Betens zu versuchen. Dies könnte geschehen, indem man vorgefertigte Gebete, z. B. aus dem Gotteslob langsam Satz für Satz liest und dazwischen Pausen einlegt oder selbst dazu betende Worte ergänzt. Auch kann die Teilnahme an Einkehrtagen und Besinnungsstunden, wo gebetet wird und auch beten gelernt werden kann, nützlich sein. Man findet so vielleicht zum „persönlichen Gebet“, das heißt zum einfachen Reden mit Gott, mit Jesus, mit Maria oder mit Heiligen. Auch die ehrfurchtsvolle Stille vor Gott in der Natur oder in einer Kirche würde uns im Lärm des Tages wohl tun. Es soll damit das Formelgebet nicht abgeschafft werden. Die Gemeinschaft im Beten verlangt auch fest geformte Texte, wie zum Beispiel das Rosenkranzgebet. Die Fastenwochen bieten sich an, unser Gebetsleben weiter zu entwickeln.

 Sie sprachen von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte.

Wer an Jesus glaubt und ihm nachfolgt – und das sollten ja alle Christen tun – der trägt eine tiefe Freude in sich. Er erlebt Geborgenheit, Trost und Zuversicht in den Wechselfällen seines Lebens.

Er wird aber bedenken: die Verklärung ist nicht ununterbrochen da, es gibt den endgültigen Himmel noch nicht. Es scheint zwar schon das Göttliche im Christenleben auf, wenn die Geheimnisse des Glaubens gefeiert werden, aber es gibt auch das Kreuz. Der Weg zum vollendeten Leben führt über Golgotha. Es gilt das Kreuz des Lebens zu tragen, und das bittere Ende ist unausweichlich. Die Auferstehung ist zwar schon in uns grundgelegt, wir haben schon durch den Glauben und das religiöse Leben Anteil an der Verklärung Jesu, aber noch stehen wir im Strom der Vergänglichkeit.

Das verlangt von uns Christen die Bereitschaft, unser Lebensschicksal und unser Todesschicksal aus der Hand Gottes anzunehmen in der Hoffnung auf die Verheißung des lichten Lebens bei Gott. Wer mit Christus lebt und stirbt, der wird mit ihm auferstehen.

 „Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.

Wer Jesus begleitet, der vernimmt auch heute diese Worte. Menschen hören täglich wichtige und unwichtige Nachrichten. Wir reden über Belanglosigkeiten. Es gibt viele Verordnungen in unserem Leben, im Straßenverkehr, auf Ämtern, bei Steuerfragen, in der Ausübung des Berufes, in der Schule, im Gesundheitswesen usw. Es werden Kurse gehalten, Schulungen führen uns in die moderne Kommunikation ein. Es gibt vieles zu hören, zu lesen und zu lernen.

In der Fastenzeit können wir überprüfen, wie oft wir bewusst auf Jesus hören. Wir können unser Gewissen darüber erforschen, wessen Worte uns täglich beschäftigen und ob unsere Ohren überhaupt auf Jesus hin ausgerichtet sind. Und doch sind die Worte Jesu Worte Gottes, der unser ganzes Leben trägt, von dem wir unsere Existenz haben und der uns in die selige Vollendung führen will.

„Auf ihn sollt ihr hören!“ heißt der wichtigste Auftrag für Christen. So wird es möglich, die Geschehnisse im Lichte Gottes zu sehen, die Ereignisse richtig zu beurteilen und den rechten Weg zu erkennen, der zum Leben führt.

Wer diese Worte überhört, steht in der Gefahr, „unterbelichtet“ zu leben, das heißt, in die Irre zu gehen, Fehlurteile zu fällen und letztlich sein Ziel zu verfehlen.

 Der heutige Anruf könnte lauten: Geht den Weg mit Jesus mit, begebt euch in den göttlichen Bereich im Gebet, nehmt eure Kreuze geduldig und voll Vertrauen auf die Schultern und hört auf die Wegweisungen unseres Herrn und Gottes Jesus Christus. (merli@utanet.at)